Abt: Skurrile Verfolgungsjagten
Mit Furzkissen zum Erfolg: Kater Tom und Maus Jerry sind zurück
Comics im Zeitschriftenhandel sind selten geworden. Man muss schon genauer hinsehen, will man sie erkennen. Wo früher kleine Hefte und Taschenbücher lagen, glänzen heutzutage bunte Plastiktüten, die Kinderzeitschriften enthalten. Schuld daran sind die Gimmicks oder Extras oder unter Comicsammlern auch liebevoll »Plastikschrott« genannt.
Ohne Beilage geht fast gar nichts mehr. Dabei beschränkt es sich nicht auf lustige Bügelbilder, flotte temporäre Tatoos oder großformatige Poster, da liegt dem Micky Maus Magazin auch schon mal eine Kunststoff-Pumpgun im Miniformat bei oder eine »Spion-Brille mit LED-Licht« oder gar »Magischer Weltraumschleim.«
Jetzt gibt es wieder neue Comic-Abenteuer vom Tom and Jerry an den Kiosken. Die Trickfilmhelden der MGM Studios waren zuletzt 2001 auf dem deutschen Comicmarkt vertreten. Damals brachte Panini fast zwei Jahre lang eine Heftserie heraus. Die allerersten deutschen Comics mit Geschichten von dem Kater Tom und der Maus Jerry erschienen jedoch bereits 1955 im Alfons Semrau Verlag. Über die Jahre versuchten sich auch der Verlag Neuer Tessloff und Condor an Comics der beiden Vorbilder für Itchy und Scratchy.
Ehapa startete just im am 31. Mai 2011 eine neue zweimonatliche Heftserie, die natürlich nicht ohne Gimmicks daherkommt. Zur Markteinführung haut man gleich auf die Pauke. Ein Furzkissen als Beilage soll die Begehrlichkeiten der Kids von heute wecken. (»Lässt der Kater einen fahren … flieh'n die Mäuse gleich in Scharen!«) Das jeweilige Gimmick wird laut Elke Schickedanz, der Leiterin von Marketing/Public Relations der Berliner Egmont Ehapa Verlag GmbH, »von einem Team, bestehend aus Redaktion, Marketing und Promotion ausgewählt, und vom jeweiligen Promotion-Manager dann in Produktion gegeben.« Hier Josefine Gerecke. Immerhin ist die tönende Beilage speziell mit Tom & Jerry-Motiv bedruckt und damit sogar sammelwürdig, in Gegensatz zu den x-beliebigen Furzkissen, die sonst schon mal verteilt wurden.
Wenn die Beilage die Sicht verdeckt:
Der erste Eindruck entscheidet über Kaufen und Nicht-Kaufen
Eine Ausgabe des neuen Tom and Jerry hat 36 Seiten und kostet 2,95 Euro und erscheint alle zwei Monate. Die Druckauflage beträgt immerhin 80.000 Exemplare, wie Frau Schickedanz erklärt. Und wie viele Exemplare werden auf jeden Fall erscheinen? »In 2011 erscheinen vier und in 2012 sechs Ausgaben.«. Auch ein neuer Titel wie Tom & Jerry kommt nicht ohne flankierende Maßnahmen in Form einer TV-Serie für Kinder aus. Die klassischen MGM-Cartoons werden zur Zeit von kabel eins ausgestrahlt, immer samstags zur besten Kinderfernsehzeit zwischen 7:30 Uhr und 8:00 Uhr morgens.
Das Bemerkenswerte ist, dass es außer dem unvermeidlichen Gimmick vor allem Comics gibt. Keine Rätsel, keine Malstrecken, keine Basteleien und sehr wenig Werbung. Von den 36 Heftseiten sind immerhin 29 Seiten pure Funny-Comics. Durch den klassischen Zeichenstil und einem dem Handlettering nachempfundenen Sprechblasentext dürfte diese Serie sogar die eher puristischen Freunde alter US-Funny-Comics ansprechen. Die zweite Ausgabe kommt am 26. Juli in den Handel, wieder mit »Comic-Spaß pur« und einem »Spritz-Handy« als Sommer-Extra.
Abbildungen: © Turner Entertainment/Warner Bros. Entertainment