Im neuen Jahr wird auch der Splitter Verlag im Mangageschäft mitmischen. Das eigens dafür gegründete Imprint heißt Splitter Manga+. Das erste Programm, das von März bis August 2025 reichen wird, umfasst vier Titel pro Monat, also insgesamt 24 Neuveröffentlichungen. CRON hat Splitter-Geschäftsführer Dirk Schulz dazu interviewt.
Splitter steigt ins Mangageschäft ein –
CRON fragt, Dirk Schulz antwortet
Lieber Dirk, nun steigt auch Splitter ins Geschäft mit den Comics aus Fernost ein und veröffentlicht das Ganze unter dem Label »Splitter Manga+«. Da stellt sich mir direkt die Frage nach dem Namen des Labels. Warum nicht einfach nur »Splitter Manga«? Wollt Ihr damit bewusst an bekannte Marken wie Disney+, Apple TV+ und Paramount+ erinnern und worin besteht das Plus, also der Mehrwert Eures Labels?
Das »+« ist für uns ein Symbol der Offenheit: Splitter Manga+ umfasst nämlich nicht nur Manga im engeren Sinne, sondern auch Euromanga, Manhwa, Manhua und Webtoons. Perspektivisch wollen wir in diesem Imprint alles veröffentlichen, was – salopp formuliert – in Richtung asiatischer Comic geht. Splitter-typisch haben wir das Ganze auch von der produktionstechnischen Seite her gedacht, denn Splitter Manga+ bespielt komplett andere Formate als Splitter und toonfish, auch wenn es bei der Leserschaft bestimmt Überschneidungen geben wird.
Ihr springt recht spät auf den Manga-/Manhwa-/Manhua-Zug auf. Was war ausschlaggebend, Euch in Richtung Japan, Korea, China & Co. zu orientieren? Hat es auch damit zu tun, dass sich nordamerikanische Titel zunehmend schlechter in Deutschland verkaufen?
Das hat verschiedene Gründe, die alle ineinander wirken. Generell möchten wir mit Splitter Manga+ ein jüngeres Publikum ansprechen und auch ein breiteres. Das ist auch die Triebfeder für den Ausbau des toonfish-Programms – der große Erfolg des »neuen« Gratis-Comic-Tags bestätigt diese Maßnahme. Außerdem sehen wir in Splitter Manga+ eine Möglichkeit, unseren Vertrieb in den allgemeinen Buchhandel weiter zu stärken und auch im Fachhandel neue Türen zu öffnen und für mehr Läden interessante Titel anzubieten.
Das Cover des Titels Piravit, der zur Manga-Comic-Con für Ende März 2025 angekündigt ist.
In Deutschland sind bereits namhafte Verlage sowie einige Klein- und Kleinstverlage im Geschäft mit den Manga tätig. Wie hart ist dieser Markt umkämpft? Findet Ihr angesichts der Konkurrenz noch ausreichend Titel, die bislang noch nicht in Deutschland veröffentlicht worden sind? Und wo verortet Ihr Euch langfristig im Mangabereich? Wollt Ihr weiter wachsen?
Ob wir die vier monatlichen Titel ausbauen, können wir zwei Monate vor dem allerersten Verkaufsstart unmöglich abschätzen. Wenn die Nachfrage besteht, werden wir keine Probleme haben, mehr interessante Titel zu finden. Die oben erwähnte sehr freie Gestaltung der verlegerischen roten Linie erlaubt es uns, eigentlich alles im Imprint aufzunehmen, was uns inhaltlich, zeichnerisch und sonstig überzeugt! Dass der Markt schon sehr voll und trubelig ist, ist uns natürlich bewusst. Wenn wir es schaffen, mit Splitter Manga+ darin eine Nische zu schaffen, die mit vier monatlichen Titeln gefüllt werden kann, dann ist das auch in Ordnung. Splitter Manga+ steht genau wie Splitter und toonfish für nachhaltiges, organisches Wachstum. Wir sind selbst sehr neugierig, wo die Reise hingeht und was 2025 passiert – das ist echt aufregend!
Eine Seite aus dem Titel Cursed Princess Club, der im April 2025 erscheinen wird.
Wer ist für den Einkauf der Lizenzen verantwortlich und über welche Kanäle passiert das?
Den Lizenzeinkauf mache wie auch für die Alben ich selbst. Die Kanäle sind ebenfalls dieselben, nämlich alle auf einmal: Messen, Kataloge, Hintergrundgespräche, Agenturen, Scouting etc. pp. Letzteres ist im Fall von Splitter Manga+ aber etwas wichtiger, da wir mit mehreren externen Expert:innen Kontakt aufgebaut haben, die Vorschläge einbringen, und weil der Manga-affine Teil der Redaktion hier mehr Input gibt, vor allem unsere Kollegin Frieda [Sobiech; Anm. der Redaktion], die von uns allen am tiefsten in der Materie drin ist.
Wer ist verantwortliche Redakteurin bzw. verantwortlicher Redakteur?
Die Titel in Splitter Manga+ werden von derselben Redaktion bearbeitet wie die des restlichen Verlags. Auch hier haben wir ein, zwei externe Mitarbeiter:innen engagiert, die stellenweise aushelfen, aber die Arbeitsprozesse befinden sich zum Teil noch im Aufbau. Uns ist wichtig, dass sich unsere Leser:innen darauf verlassen können, dass Splitter Manga+ dieselbe Qualität verspricht wie der Rest unserer Veröffentlichungen.
Eine Seite aus dem komplett farbigen Titel The Kiss Bet.
Und wo wird gedruckt?
Je nach Titel bei unserer Stammdruckerei Aumüller in Regensburg und der Buchbinderei Conzella in Pfarrkirchen oder, im Fall der vollfarbigen Titel, bei Optimal Media in Berlin – die haben für uns schon die aktuelle Auflage von Nimona gedruckt. Das ist zumindest der aktuelle Stand. Je nachdem, welche Erfahrungen wir in dieser Produktionsschiene sammeln, könnte sich das aber mit der Zeit auch noch ändern.
Wie steht ihr zum offenen Brief der Manga-Übersetzerinnen und -Übersetzer bezüglich der geringen Vergütungen für ihre Arbeit?
Das Thema haben wir bisher nur am Rande verfolgt. Zur Zeit können wir nur festhalten, dass wir mit unseren neuen Übersetzer:innen immer einig geworden sind und uns keine direkten Beschwerden erreicht haben.
Space Punch ist für April 2025 angekündigt.
Zum Abschluss die obligatorische Frage nach den eigenen Favoriten: Auf welchen Titel aus dem neuen Programm sollte man besonders achten und weshalb?
Wir werden auf jeden einzelnen besonders achten [schmunzelt]. Und wir denken, dass jeder einzelne seine Leser:innen finden kann. Frieda, die firmenintern unser größter Mangafan ist, empfiehlt diese beiden:
Mein Nachbar Yokai, weil er ein spannender und zugleich wohliger Manga ist, der von Alltagsproblemen in einer zutiefst magisch-mystischen Welt erzählt. Dabei ergeben sich viele tolle, kleine Geschichten wie eine Romanze zwischen einem Kappa-Mädchen – einer Wasser-Dämonin – und ihrem menschlichen Mitschüler, oder wie die der kleinen Mu-Chan, die darauf hofft, dass ihr verstorbener Großvater sie besuchen kommt.
Die Kinder des Kaiserreichs, weil die Prämisse einer feinsinnigen Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des japanisch besetzten Korea in den 1930er-Jahren einfach bestechend ist: Der Erbe eines gefallenen Adelsgeschlechts, der sich an die traditionellen Wurzeln klammert, und die Tochter eines aufstrebenden Kaufmanns, die die Moderne lebt, sich die Augenbrauen zupft und »aufregende« Kleidung trägt, könnten kaum unterschiedlicher sein. Trotzdem findet die Künstlerin Yudori mit weichem Zeichenstil und zarten Farben die perfekte Bildsprache für diese Romanze.
Die Fragen stellte Falk Straub
Abbildungen/Zeichnung © Splitter
Weitere Infos zum neuen Imprint und zu allen geplanten Titeln gibt es direkt beim Verlag: Splitter Manga+