Splitter: eBooks am Start - Interview mit Dominik Madecki

Abt: Digitale Comics

Splitter goes Digital

Start mit Bestsellern und deutschen Eigenproduktionen

Interview mit Projektleiter Dominik Madecki



Das Ende des Jahres 2011 naht und unter den Weihnachtsbäumen werden dieses Jahr viele iPads, eBook-Reader und Smartphones liegen. Die Digitalisierung des Buchs schreitet mit großen Schritten voran, und damit auch die des Mediums Comic. Auch die deutschen Comic-Verlage machen sich ihre Gedanken. Carlsen und Ehapa sind digital im Segment Manga bereits seit einigen Monaten aktiv. Der nächste gedruckte COMIC REPORT, der im Frühjahr 2012 erscheint, nimmt sich dem Thema »eComics« ausführlich an.

Aktuell bereitet der Splitter Verlag den Launch seiner eigenen App vor, mit der man ausgewählte Titel aus dem reichhaltigen Comic-Programm der Bielefelder auf seinem mobilen Endgerät lesen kann. Matthias Hofmann sprach für CRON mit Dominik Madecki, der das Projekt bei Splitter betreut.


Dominik, bevor wir zum Thema eComics kommen. Du bist seit rund einem Jahr fest bei Splitter. Wie gefällt es dir und was sind deine Hauptaufgaben?

Ein klein bisschen länger bin ich schon dabei, ziemlich genau eineinhalb Jahre nämlich: Ich habe kurz vor dem letzten Comic-Salon in Erlangen angefangen, was nebenbei erwähnt ein schöner Kopfsprung nicht ins kalte Wasser, sondern in die, wie ich finde, sehr sympathische und angenehme Comic-Branche war.

Ich fühle mich auch nach wie vor sehr wohl in der deutschen Comiclandschaft und arbeite wirklich gerne mit all den Menschen zusammen, die sich diesem Bereich verschrieben haben. Sehr glücklich bin ich auch darüber, hier bei Splitter zu arbeiten. Die Erfolgskurve geht steil nach oben und es macht einfach Spaß, mit so tollen Kollegen das qualitative Comicbuch, in den meisten Fällen bei uns natürlich das klassische überformatige Album, in Deutschland weiter nach vorne zu bringen.

In einem von der Personalstruktur her eher kleinen Verlag wie unserem, ist es grundsätzlich schon so, dass wir alle ein bisschen von fast allem, was an Arbeit anfällt, machen. Trotzdem hat natürlich jeder seinen Schwerpunkt. Den Löwenanteil meiner Arbeit macht in jedem Fall die Pressearbeit aus. Hier war es auch beim Einstieg schön, gleich einen eigenen Bereich zu haben, den man auf- und ausbauen kann. Wenn immer es möglich ist, freue ich mich aber auch, ein bisschen im lektorischen Bereich tätig werden zu können, also Textarbeit zu machen, Comics zu bearbeiten und ab und an auch zu lettern.

Ich vermute schon fast, dass es einem immer so erscheint - frag' mich in fünf Jahren nochmal -, aber ich fand speziell das letzte Jahr einfach auch eine ausgesprochen spannende Zeit: Stichworte für Splitter direkt sind in diesem Zusammenhang natürlich z.B. toonfish und die Schlümpfe, im größeren Kontext das Thema Graphic Novel, der Gratis Comic Tag, Crossmedia, Web-TV und natürlich eBooks bzw. eComics. Womit wir auch beim Hauptthema dieses Gesprächs wären ..

Korrekt. Auf der Buchmesse wird der Trend immer greifbarer: Alle Welt diskutiert das Thema »eBooks«. Auch bei den Comic-Verlagen ist eine Öffnung für diesen neuen, unsicheren Markt spürbar. In den USA gehen Verlage wie Marvel, DC und Co. zur Parallelpublikation von gedruckten und digitalen Versionen über.
Splitter tüftelt schon seit einiger Zeit an eBook-Versionen ausgewählter Titel. Du betreust diese Sparte bei Splitter. Wann wurde das genau beschlossen und wie seid ihr vorgegangen?

Also nachgedacht haben wir darüber schon vor einigen Jahren, wirklich Gestalt angenommen hat das Thema aber natürlich erst mit der flächendeckenden Verbreitung entsprechender mobiler Endgeräte wie Smartphones und, zunehmend auch, Tablets und eBook-Reader. Zum ersten Mal konkret daran gearbeitet, die Sache ins Rollen zu bringen haben wir zwischen der Frankfurter Buchmesse 2010 und der letzten Leipziger Buchmesse im März dieses Jahres. Dort und in den Wochen danach haben wir uns intensiv über die technischen Möglichkeiten informiert, mit potentiellen Partnerfirmen gesprochen und uns die Köpfe darüber zerbrochen, wie man unsere Comics adäquat digital umsetzen kann.

Hierbei zeigte sich für uns, dass eine einfache Umsetzung analog der für reguläre eBooks, bei der man lediglich die Seiten mit einer Wischbewegung wechseln und ein- und auszoomen kann, unserer Vorstellung davon, wie ein Comic elektronisch lesbar sein sollte, nicht gerecht wurde. Comics sind ein eigenes Medium und verlangen unseres Erachtens nach schon aufgrund ihres Layouts eine entsprechend besondere, teils von Comic zu Comic sehr individuelle, Navigation in digitaler Form oder zumindest die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Modi zu wählen.

Mit Vela Entertainment haben wir dann nach einiger Zeit den richtigen Partner gefunden, der mit seiner eComic-App einen speziell für Comics geeigneten Reader konzipiert hat, der unseren Ansprüchen auch wirklich gerecht wird, da er z.B. dem Nutzer eine große Freiheit dabei lässt, zu entscheiden, wie er seine Splitter Comics auf seinem Gerät lesen will, sei es etwa in einem filmähnlichen »Panel-zu-Panel-Modus« oder, wie von anderen e-Books bekannt, in einem völlig freien Seitenmodus. Zusammen mit Vela haben wir hier auch schon tolle weitere Pläne für zukünftige Features, die für Leser, die jetzt eine Splitter-App kaufen im Übrigen automatisch per elektronischem Update eingespielt werden, so dass man, egal wann man kauft, immer die aktuellste App-Version auf seinem Gerät hat. So ist der den Apps zugrundeliegende SHARK-MediaPlayer wirklich Multimedia- und Animations-fähig, aber ich will hier noch nicht zu viel verraten.

Was sind die technischen Voraussetzungen, die der Käufer mitbringen muss?

Offensichtliche Bedingung ist natürlich der Zugriff auf ein mobiles Endgerät mit einem der großen Betriebssysteme. Das heißt konkret: Unsere Apps funktioniert derzeit auf allen mobilen Geräten, auf denen Apples iOS, Windows Phone oder Googles Android läuft, und zwar sowohl auf Tablets als auch auf Smartphones. Außerdem denken wir darüber nach, für die Leute, die einen eBook-Reader ihr eigen nennen und auf einige unserer komfortablen Navigationsmöglichkeiten verzichten können, die Comics auch im einfachen ePUB-Format rauszubringen, auch wenn wir denken, dass man hier doch beim Lesen eines Comics etwas eingeschränkte Möglichkeiten hat. Letztendlich bestimmt dann der Kunde, was er wie und womit lesen will.

Wann geht es los und mit welchen Titeln?

Auf der Buchmesse haben wir an unserem Stand ja bereits auf zwei iPads die ersten fertigen Apps gezeigt, die auch durch die Bank gut angekommen sind. Der offizielle Starttermin wird in zwei bis drei Wochen sein, dann entsprechend angekündigt und mit einer guten Startmenge an kaufbaren eComics aus unserem großen Programm. Unter den Starttiteln werden Bestseller wie Die Schiffbrüchigen von Ythaq oder Heiligtum genauso sein wie unsere frisch erschienenen deutschen Eigenproduktionen, also Annas Paradies und Frostfeuer und eine Menge mehr. Lasst Euch überraschen!

Was wird eure eComic-Version kosten?

Wir starten jetzt erstmal mit einem Einführungspreis von 7,99 Euro.

Wird es kostenlose Teaser geben?

Ja, definitiv ja. Wir planen, jeweils die ersten fünf Seiten kostenlos als Teaser anzubieten. So kann man sich dann unverbindlich von der Qualität unserer eComics überzeugen.

Was versprecht ihr euch von dem eComic-Segment?

Im Moment kann man eine Frage nach der Zukunft dieses Bereichs aus Verlegerseite wohl nur mit einem Fragezeichen und gewissen wünschenswerten Szenarien beantworten. Wir für unseren Teil hoffen natürlich, dass die eComics gut angenommen werden und sich gut verkaufen. Es gibt in Deutschland ganz bestimmt eine Klientel, auch über die »digital natives« hinaus, die es vorziehen, ihre private Bibliothek auf einem kleinen handlichen Gerät in gut lesbarer Form überall dabeihaben zu können und sei es nur für gewisse Lebenssituationen, wie im Urlaub oder in der U-Bahn auf dem Weg zur Arbeit oder zur Uni. Wir erwarten also ein zukünftiges »side-by-side« der gedruckten Comicbücher und der eComics. Erstere haben schließlich andersherum Eigenschaften, die man letztlich auch mit der tollsten Technik nicht simulieren kann: die haptische Erfahrung, die Gegenständlichkeit, ob im Regal oder als Geschenk etc. Warten wir mal ab, wir sind alle auf jeden Fall sehr gespannt.

Gibt es eine Verkaufsprognose, ein Ziel, das ihr euch vorgenommen habt, das ihr bis Ende 2012 oder Ende 2013 erreichen wollt?

Entsprechend meiner Antwort zur vorherigen Frage ist das sehr schwer zu sagen. Wir hoffen, dass viele Leser, die ein entsprechendes Gerät besitzen, unsere eComics ausprobieren und am besten dann den für sie individuell passenden Nutzungsmix von gedruckten Comicbüchern und digitalen Comicinhalten finden.

Abbildungen/Fotos © Splitter Verlag

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