Das neue Halbjahresprogramm des Splitter Verlags ist bekannt. Der neue Katalog kann ab heute auf der Verlagshomepage heruntergeladen werden. CRON stellte Splitters Host Gotta einige Fragen zum Stand der Dinge.
CRON fragt. Horst Gotta antwortet.
Der Verleger im Interview.
Horst, das neue Progamm von Splitter und toonfish bis Oktober 2015 ist »eingetütet«. Wie fühlt sich das an?
Oh, für uns fühlt sich das »sehr gut« an, und wir hoffen natürlich, dass unsere Leser und Fans - oder diejenigen, die wir bis heute noch nicht erreicht haben - hierbei ein ebenso passendes und befriedigendes Angebot finden werden.
Das gute Gefühl stellt sich auch ein durch die Breite, die wir mittlerweile erreicht haben. Noch vor einigen Jahren hieß es z.B.: Oh, Kleinformat bei Splitter! Oh, Western bei Splitter! Oder: Oh, Graphic Novels bei Splitter! … und so weiter und so fort. Heute haben wir ein sehr weites Spektrum im Angebot und eine bisher unerreicht weite Spreizung in der Käuferschaft. Ich mache seit ca. zwei Jahren immer wieder mal Käuferrecherchen: Wie viel unterschiedliche Leser erreichen wir denn wirklich? Diese Frage lässt sich natürlich auf den üblichen Buchhandelswegen nie korrekt abbilden, aber das hochrechnen von bekannten Kontakten ergibt eine Zahl von 50.000 … und das wäre fast doppelt so viel, wie vor zwei Jahren. Uns ist der Weg in die Breite des Marktes gelungen.
Das klingt nach »Vieles richtig gemacht.« Die Kontinuität und das Ausdauervermögen eurer Aktivitäten sind beeindruckend. Im Juni wird der eintausendste, ich wiederhole, eintausendste Splitter-Titel erscheinen. Respekt! Hättest Du bei Verlagsgründung gedacht, dass diese Zahl so schnell zusammenkommt?
Ohne unsere stringente Zielsetzung, ein überall professionell agierender Verlag zu sein, hätten wir das sicher nicht erreicht, und immer die Lust auf mehr war acht Jahre lang unser großer Motor. Beides zusammen ist sicher die Grundvorrausetzung für diesen Erfolg. Dachten wir nun jeden Tag an diesen Moment? Sicher nicht … der Alltag ist so aufregend und auch arbeitsintensiv, dass wir wohl mehr an den jeweils kommenden Monat, als an das kommende Jahr denken. [lacht]
Wieso habt Ihr für das Jubiläum einen Band der Serie Die Legende der Drachenritter und nicht z.B. ein spezielles Einzelalbum gewählt?
Weil wir auf unsere Herkunft hinweisen wollen. Die Serie Legende der Drachenritter war die einzige Serie, die vom ersten Katalog bis heute durchweg in jedem Halbjahresprogramm dabei war. Ich hoffe, diese Aussage ist jetzt auch richtig. [grinst] Ich habe sie nicht überprüft!
Kommt ungefähr hin, zumindest ist jedes Jahr mindestens ein Band der bisher 18 Alben erschienen. Die Programmmischung ist meiner Meinung nach diesmal besonders gelungen, neben dem Stoff für die Kernklientel (Science Fiction/Fantasy) gibt es jede Menge Comics für Fans anderer Genres und Spielarten. Und sogar zwei Graphic Novels pro Monat. Für Klassiker-Freunde gibt es neben den Gesamtausgaben den Start der Neuedition der voluminösen Serie Die Schiffbrüchigen der Zeit. Eine riskante Entscheidung. Wieso kommt diese in Einzelbänden und nicht als Integral?
Wieso riskant?
Nun, Einzelbände einer Neuedition einer solch langen Serie zu bringen, ist etwas gegen den Trend, bedeutet zudem mehr Lagerhaltungsaufwand und vergrößert die Gefahr, dass Leser schneller aussteigen, wenn sich die Veröffentlichung über zwei Jahre hinzieht. Es ist eine Entscheidung zugunsten das traditionellen Sammlern.
Diese hochwertige Klassiker-Serie wird in jedem Fall ihre Fanbase finden und im monatlichen Angebot haben wir im kommenden Katalog schon monatlich drei bis vier dicke Bücher. Wir wollen es also auch nicht übertreiben.
Ein gutes Stichwort. Ich habt erhöht auf 13 Titel pro Monat. Mit den dicken Klötzen, die darunter sind, sprechen wir von gut und gerne 1000 Comicseiten, die monatlich bearbeitet werden müssen. Oder habe ich mich verrechnet?
Ja, natürlich hast du dich verrechnet: Mit Nachauflagen waren es im Oktober 1.700, im November 1.800, im Dezember 1.800 und im Januar 2.000 Comicseiten, die wir produziert haben! Ich habe noch keine Zeit gefunden das Jahr 2014 komplett zu resumieren, aber das Wachstum war eher über, als unter 30% !
Ich will gar nicht ausrechnen, wie viele Seiten das pro Tag sind ... [lacht] ein übermenschliches Pensum, das von einem vergleichsweise kleinen Team bewerkstelligt wird. Wie viele Leute arbeiten aktuell bei Euch?
Zum ersten Januar haben wir noch einmal den Stammsitz mit einem festen Mitarbeiter aufgestockt. Das ist der Martin Budde. Fulltime arbeiten nun in Bielefeld: Herbert Ahnen, Martin Budde, Dirk Schulz und Sven Jachmann in der Redaktion. Letzterer als »fester Freier«.
Außerhalb der Redaktion dann natürlich Delia und ich, sowie Tanja. Danach kommen dann die im Schnitt halbtäglichen Mitarbeiter, manche mehr, manche weniger, wie Kai Frenken, Uwe Peters, mein Sohn Calvin und Oliver W. Kühl. Dann die gelegentlichen oder regelmäßigen, die dann aber mehr projektorientiert arbeiten, seien es die vielen Übersetzer und Lektoren, die Helfer bei Messen, wie meine Tochter Charleen und Freunde des Hauses, wie Olaf etc. etc.. Überall hat die Anzahl der Mitwirkenden zugenommen – das geht auch nicht anders.
In normale 40-Stunden-Woche-Arbeitsleistung heruntergerechnet arbeiten ca. 15 Personen regelmäßig bei oder für Splitter/toonfish.
Übrigens werden wir recht bald auch einen neuen Vertriebsleiter für den Buchhandel bekannt geben. Der jedoch ist ein »Verbundmitarbeiter« der Verlage Cross Cult, Splitter und PPM!
Ich denke, das wird Anfang März im Zusammenhang mit dem Relaunch der Webseite www.comic.de geschehen. Werden nur diese drei Verlage auf dieser Homepage vertreten sein - oder die gesamten Verlage von PPM?
Zuerst einmal diese drei Verlage! Wir teilen uns im Viererverbund alle Kosten und Arbeiten und wollen das dann natürlich auch erst einmal innerhalb dieses Verbunds aufbauen. Das ist jedoch nur eine Beschreibung der Startsituation. Es steht ganz sicher nicht der Wunsch nach Abgrenzung hinter den Plänen, sondern vielmehr die Absicht es als ein Anlaufzentrum für viele Strömungen der Comics – sowie auch als aktive Newsplattform – zu nutzen. Es soll all denen, Leser genauso wie Fachbesucher der Seite, die Orientierung geben, was wie und wo spannendes in der Comicwelt geschieht. Wer weiß wie weit wir das Dingens letztendlich treiben können?
Comic.de wird sich grundsätzlich allen Comicveröffentlichungen, die für den Fach- und Buchhandel wichtig sind, widmen. Ähnlich dem Graphic-Novel-Portal, wollen wir uns nicht ausschließlich auf eigene Produkte konzentrieren.
Wichtig ist für uns, dass die Dinge ineinandergreifen. Das auch die Verlage, der Vertrieb und die Verkaufsstellen – nicht zuletzt auch die Comickultur als Ganzes - von dieser Idee partizipieren. Wir brauchen mehr Kommunikation, mehr Presse, mehr Events, die von der allgemeinen Öffentlichkeit gesehen oder vielleicht sogar auch mitgetragen werden. All das soll diese Webseite anschieben.
Wichtig dabei ist, jetzt im Vorfeld, aber auch nicht vom dem eigentlichen Starttermin zu viel zu erwarten. All das, was kommen wird, soll mehr im Sinne von Kontinuität und Nachhaltigkeit aufgebaut werden. Es ist weniger ein bombastischer Schnellschuss, als vielmehr eine lange strategische Ausrichtung.
Was ist zu den beiden Artbooks für Gaming-Fans, die sich vor einem Jahr ins Programm »geschlichen« hatten, zu sagen? So prickelnd haben sie sich nicht verkauft. Woran hat das gelegen?
Ja, der »Erfolg« blieb bisher aus. Da beide Titel in jedem Fall auf Bestsellern der Spielebranche beruhen und auch für sich herausragende Bücher sind, liegt es eindeutig »noch« an fehlenden Kontakten zu den passenden Verkaufsstellen. Siehe meine Antwort zum Vertrieb zuvor. Wir arbeiten also daran! [lacht]
Ich denke auch, dass das einer der Hauptgründe sein könnte. Dieser Art von Büchern ist eben Neuland und überschneidet sich nur marginal mit der Splitter-Kernkundschaft. Im letzten und im nächsten Programm sind keine Artbooks zu finden. War's das schon in dieser Richtung oder kommt da noch mehr?
Ich vorweise schon wieder auf die vorherige Antwort. An manchen Stellen müssen wir »anders herum« agieren. Gute Bücher verkaufen sich nicht immer von alleine. Wir müssen auch noch mehr die buchbranchenüblichen Wege beschreiten, um den Verkauf zu unterstützen.
Das ist auch keine neue Erkenntnis. Wir wissen das schon immer und haben und hatten hier schon mit viel Engagement agiert. Jetzt jedoch drehen wir mal den Spieß um. Der Mitarbeiter kommt zuerst und wenn er Verkaufsfläche öffnet, dann werden bzw. würden wir auch wieder mehr Artbooks machen.
Hier ist also noch nichts entschieden. Anzumerken bleibt natürlich auch, dass Artbooks nie der Kern unseres Programms sein werden. Wir sind halt große grafische Liebhaber und wollen immer auch mal was Neues ausprobieren. Hinter den Artbooks steckt also keine »große« Geschäftsidee!
Welche Titel aus dem neuen Programm findest Du persönlich besonders interessant und wichtig?
Unsere Marschrichtung weißt viele interessante und für den Verlag wichtige Ideen aus. Nicht ohne Grund ist die Bandbreite viel größer, als das vielleicht von außen erkannt wird. Wir wollen »überall« dort, wo Comics angeboten werden auch von uns das passende Angebot dazustellen.
Deswegen sind sie »alle wichtig« - selbst wenn sich einzelne Titel von der Idee her nicht super verkaufen »sollten«, dann sind sie immer noch als Türöffner für das große Ganze geplant.
Ich selbst freue mich, nachdem ich sie selbst irgendwann nicht mehr komplett neu im Laden kaufen konnte, auf die jetzige Neuauflage der Schiffbrüchigen der Zeit, die ich dann im nächsten Jahr genüsslich in einem Stück goutieren werde. Spannend finde ich auch, wie sich so ein »topmoderner« Richard Corben liest. Natürlich wurden meine Knie auch wieder beim Western Undertaker weich! [grinst]
Ich liebe außerdem die ruhig grafische Ausgestaltung der Lepage-Alben (Weiß wie der Mond) und gespannt bin ich darauf, wie sich unsere neuen Amis »lesen« … am meisten bei LOW und Nonplayer.
Abschließend noch die Frage nach Eurem Debüt auf der bald anstehenden Leipziger Buchmesse im März. Wie sehen Eure Pläne aus?
Wir sind erstmalig mit einem eigenen Stand auf der Leipziger Buchmesse vertreten. Diesen Auftritt gestalten wir gemeinsam mit Cross Cult und Tokyopop, die für die Nicht-Mangas diesen eigenständigen Auftritt gewählt haben. Die Idee dabei ist, den Manga-Lesern auch europäische und amerikanische Stoffe näher zu bringen.
Es wird dort ein 75 qm großer Bereich mitten in der Manga-Halle bespielt, zusätzlich auf 24 qm eine eigene Ecke für Kids, die von uns mit dem Künstler Miguel Diaz Vizoso, Kids Leseexemplaren (Schlümpfe, Rabbids, Marsu Kids usw.), sowie einem überdimensionalem dreidimensionalen Schlumpf ausgestattet wird.
Für den Comicstand haben wir folgende Künstler zu Signierstunden eingeladen: Ingo Römling (Malcolm Max), Gwendal Lemercier (Elfen, Durandal, Götterdämmerung 0), Barbara Canepa (Sky Doll, End), Che Rossié (Die Zwerge von Heitz). Das komplette Splitter Team wird auf der Messe anwesend sein.
Wow - da kann man nur sagen! Auf nach Leipzig!
Die Fragen stellte Matthias Hofmann.
Abbildungen © Splitter
Weiterführende Links:
Zusammenfassung des neuen Programms auf CRON: Splitter 2015
Splitter-Katalog als PDF-Download: Splitter Sommer-Herbst 2015
Homepage des Verlags: Splitter Verlag