Die neue Ausgabe des Comicmagazins Strapazin ist da und überzeugt mit einem Thema, das 150 Künstler stimuliert hat: Fernsehserien. CRON hat die Nummer 112 begeistert gelesen und mit einem der Redakteure, dem Schweizer David Basler, gesprochen (und Herbert Meiler, der Strapazin-Strippenzieher aus München, gibt auch eine Antwort zum besten).
Von A-Team bis Zorro
Strapazin 112 widmet sich dem Thema TV-Serien
Das waren noch Zeiten, als es nur ein paar TV-Programme gab. Als man fürs Umschalten von der ARD zum ZDF vom Sofa aufstehen und zum Fernseher latschen musste, um einen schwergängigen Knopf in den klobigen Kasten zu drücken. In den seligen 1960er und 1970er Jahren gab es kein Vollprogramm und Nachmittags oder Abends sahen alle das Gleiche. Zumindest konnte man damals immer wieder mal das Phänomen des »Straßenfegers« registrieren und am nächsten Tag hatten alle Schüler auf den Pausenhöfen das gleiche Gesprächsthema. Heutzutage undenkbar.
Wow! Tolles Titelbild von Christoph Abbrederis
»Fernsehserien« lautet das Thema der aktuellen Ausgabe des Comicmagazins Strapazin, jener deutsch-schweizer Koproduktion, die seit 1984 erscheint und allen Widrigkeiten des Markts trotzt. 112 Ausgaben sind eine beachtliche Leistung und das neue Heft ist ein echter Höhepunkt, denn es jagt den Nostalgiefaktor in betörende Höhen. Schön chronologisch geordnet, wie es sich gehört, beginnt man in den Fifties mit Lassie und endet mit der »Serie, die ich nie sah, aber gern gesehen hätte«.
Die stolze Anzahl von 150 Künstlern hat sich mit einem der beliebtesten Freizeitvergnügen der Deutschen (und natürlich auch Schweizer ... und laßt uns die Österreicher nicht vergessen) beschäftigt. Zusammengestellt wurde das kolossale Kompendium von David Basler (Edition Moderne) und Christoph Abbrederis, der u.a. das kongeniale Titelbild beisteuerte, welches auch einem The New Yorker Magazine gut zu Gesichte gestanden hätte.
Fast jeder sollte während der Lektüre von Strapazin Nr. 112 viele seiner Lieblinge von damals dank ein paar Panels wieder in seinen Hirnwindungen freudig begrüßen. Nur, diejenigen, die keine Glotze hatten, die somit alles immer nur indirekt erzählt bekamen, ihnen könnte ein Teil der Magie fehlen. Sie werden jedoch repräsentiert von Christoph Schuler, der mit seinem Artikel »Die Höhlenkinder« von einer fernsehlosen Zeit erzählt.
Zusammen mit weiteren Texten und Rezensionen ist das neue Strapazin eine heimelige Lektüre für zwischendurch und abends, wenn mal wieder nur Müll auf den hundert Kanälen läuft, die man anno 2013 empfangen kann. Ob Daktari, Flipper, Catweazle, ob Die drei Engel für Charlie, Mit Schirm, Charme und Melone oder Kung Fu, ob Biene Maja, Wickie und die starken Männer oder Unsere kleine Farm, ob Twin Peaks, Raumschiff Enterprise oder Mondbasis Alpha 1 … und selbst 150 Strips sind nicht genug. Denn viele wichtige oder kuriose Serien sind nicht dabei und harren der Umsetzung in einem unvermeidbaren Sequel: Raumpatrouille Orion, Kimba der weiße Löwe, Teletubbies, Holmes & Yoyo, Mork vom Ork oder die Lindenstraße. Also, Strapazin, da geht noch was!
CRON fragt. David Basler antwortet.
Der Chefredakteur im Interview.
David, schon die Nummer 112? Mir kommt’s vor als hätten wir erst vor kurzem im COMIC REPORT 2011 über die einhundertste Ausgabe berichtet. Strapazin erscheint ja pünktlich wie ein Schweizer Uhrwerk, wie schafft ihr das nur?
Das ist fast 30 Jahre Routine, fest eingespielte Abläufe. Und wichtig: Alle Arbeiten werden honoriert.
[Herbert Meiler, Leiter der Redaktion Deutschland, ergänzt]: Wichtig ist auch noch das wir als offenes Team funktionieren, es kommen immer wieder neue Leute zum Team ältere machen mal eine Pause oder hören auch auf. Es gibt aber keine klassische hierarchische Redaktion – die Redaktionsteams wechseln fast mit jeder Nummer nur die Administration machen eingespielte Leute
Das Thema der aktuellen Ausgabe lautet »Fernsehserien«. Ohne jetzt alle Sujets der letzten Jahre zu kennen, das war wohl längst überfällig. Wie war die Resonanz der Zeichner?
Für einmal sehr groß. Sowohl von den Autoren selber, von der Presse und sogar Leserzuschriften, die bei uns ganz selten sind:
Zum Beispiel:
»Hallo Strapazin. Kenne das Magazin seit sehr langer Zeit, habe es durch das Festival »Fumetto« kennengelernt, das ich jedes Jahr, seit der ersten Ausgabe, besuche.
Nun muss ich euch sagen, die neueste Ausgabe zum Thema TV-Serien hat mir unheimlich gut gefallen. GROSSES LOB!!!
Viel Schmunzeln, Kindheitserinnerungen, Wiedererkennungseffekt. Hab das Heft teils zusammen mit meiner sechsjährigen Tochter angesehen und »musste« ihr die Serien erklären. Erst da wurde mir bewusst, wie skurril die Inhalte teilweise sind.
Herzlichen Dank für die vielen guten Momente, die ihr uns beschert habt. Weiter so.
Lieber Gruss, Claudia Venere.«
Wow! Hatte schon als Kind den Durchblick: Reinhard Kleist.
Ich muss sagen, dass es bei mir ähnlich war. Der Ausgabe gelingt ein wohliges Retro-Feeling und da kommen einige Erinnerungen an längst vergangene TV-Momente hoch. 150 Künstler haben Comics beigesteuert. Wie groß ist der Mitarbeiterpool von Strapazin?
Wir sind als Verein organisiert, dazu Herausgeberinnen und Herausgeber.
Das Magazin gilt wahlweise als »innovativ« oder als »zu weit weg vom Mainstream«. Und natürlich vieles dazwischen. Ich kann mich daran erinnern, als ich jung war, dass es früher mitunter ziemlich, sagen wir mal, »extrem« zu ging und manches aussah wie mund- oder fußgemalt, um mal eine Sekunde lang böse zu sein. Mir scheint, ihr habt heutzutage eine gute Mischung gefunden, die auch einen Teil des Mainstream-Publikums ansprechen dürfte. Wie wichtig ist der finanzielle Erfolg heutzutage für das Magazin?
Ohne den finanziellen Erfolg, der auf der genialen Idee der selbstgemalten Anzeigen mit dem Bonus der 500 Sticker dazu, gäbe es das Heft schon lange nicht mehr.
Wow! Perspektivenwechsel mit Matthias Gnehm
Wie hoch ist die Auflage im Jahr 2013?
3000 Exemplare.
Thema der Nr. 113, die im Dezember erscheinen soll, ist »Eisenbahn«. Kannst Du schon was über die Beiträge verraten?
Ja: Andreas Gefe zeichnet eine 20 Seiten lange Geschichte, dann ist dabei Atak, Helge Reumann, David Sandlin, Nicolas Mahler, usw.
Der Clou ist aber eine Heftvernissage mit Visualisierung im Bahnmuseum Albula in Bergün an der berühmten Albulastrecke in den Alpen am Samstag 14. Dezember um 19 Uhr. (http://www.bahnmuseum-albula.ch/)
Schon verrückt, was ihr euch immer einfallen lasst. Und da ich die Gegend kenne: Graubünden ist immer eine Bahnreise wert … Weiterhin viel Erfolg mit Strapazin!
Die Fragen stellte Matthias Hofmann
Wow! Schön schwarzer Humor: Isabel Kreitz
Abbildungen © Strapazin, Christoph Abbrederis, Matthias Gnehm, Reinhard Kleist, Isabel Kreitz.
Weiterführender Link:
Homepage des Magazins: Strapazin
Liste der Zeichner:
- Christoph Abbrederis, Österreich
- Peggy Adam, Schweiz
- Benjamin Adam, Frankreich
- Mari Ahokoivu, Dänemark
- Ana Albero, Spanien
- Olaf Albers, Deutschland
- Hicham Amrami, Frankreich
- Anusman, China
- Ingrid Aspöck, Österreich
- Stefan Atzenhofer
- Peter Bäder, Schweiz
- Christophe Badoux, Schweiz
- Ludmilla Bartscht, Deutschland
- Luca Bartulovic, Schweiz
- Konrad Beck, Schweiz
- Arne Bellstorf, Deutschland
- Matthieu Berthod, Schweiz
- Larissa Bertonasco, Deutschland
- David Boller, Schweiz
- Daniel Bosshart, Schweiz
- Verena Braun, Deutschland
- Andre Breinbauer, Österreich
- Ruta Briede, Lettland
- Nadia Budde, Deutschland
- Neele Bunjes, Deutschland
- Frida Bünzli, Schweiz
- Burnbjoern, Österreich
- Sonia Cartoni, Schweiz
- Glen Chapron, Frankreich
- Chi Hoi, Hongkong
- Karolina Chyzewska
- Francesco Ciccolella, Österreich,
- Jennifer Daniel, Deutschland
- DN, China
- Wiglaf Droste, Deutschland
- Luke Drozd, GB
- Duoxi, China
- El Don Guillermo, Frankreich
- Exem, Schweiz
- Eugen U. Fleckenstein, Schweiz
- Aisha Franz, Deutschland
- Ganmu, China,
- Christian Gasser, Schweiz
- Melanie Gerland, Deutschland
- Gregor Gilg, Schweiz
- Matthias Gnehm, Schweiz
- Bärbel Haage, Deutschland
- Steffen Haas, Deutschland
- Michael Hacker, Österreich
- Till Hafenbrak, Deutschland
- Stefan Haller, Schweiz
- Gunter Hansen, Deutschland
- Thomas Hansen, Norwegen
- Simon Häussle, Österreich
- Gregor Hinz, Deutschland
- Sascha Hommer, Deutschland
- Line Hoven, Deutschland
- Lea Huber, Schweiz
- Tom Hubmann, GB,
- Jean Jullien, Frankreich
- Eszter Kapitany, Ungarn
- Helmut Kaplan, Österreich
- Magdalena Kaszuba , Deutschland
- Jana Klävers, Deutschland
- Rudi Klein, Österreich
- Reinhard Kleist , Deutschland
- Kathrin Klingner, Deutschland
- Rita Kohel, Deutschland
- Olav Korth, Deutschland
- Isabel Kreitz, Deutschland
- Jonathan Kröll, Deutschland
- Sabine Kühn, Deutschland
- Antonia Kühn, Deutschland
- Daniela Kulot, Deutschland
- Andreas Kündig, Schweiz
- Brendan Leach , USA
- Patrick Lenz, Schweiz
- Jürg Lindenberger, Schweiz
- Ansgar Lorenz, Deutschland
- Sébastien Lumineau, Frankreich
- Ulli Lust, Deutschland
- Matt Madden, USA
- Nicolas Mahler, Österreich
- Judith Mall, Deutschland
- Mamei, Deutschland
- Jamil Mani, Schweden
- Maotiagao, China
- Sandrine Martin, Frankreich
- Mawil, Deutschland
- JC Menu, Frankreich
- Jérôme Meyer-Bisch, Frankreich
- Harsho Mohan, Indien
- Søren Mosdal, Dänemark
- Hannes Neubauer, Deutschland
- Nik Neves, Brasilien
- Javier Olivares, Spanien
- Sarah Paar, Deutschland
- Paul Paetzel, Deutschland
- Kai Pfeiffer, Deutschland
- Christiane Pieper, Deutschland
- Prosperi Buri, Frankreich
- Léo Quivreux, Frankreich
- Rattelschneck, Deutschland
- Nadine Redlich, Deutschland
- Kati Rickenbach, Schweiz
- Leo Riegel, Deutschland
- Josephin Ritschel, Deutschland
- Nicolas Robel, Schweiz
- Thilo Rothacker, Deutschland
- Till Runkel, Deutschland
- Russlan, Deutschland
- Chrissie Salz, Deutschland
- David Sandlin, USA
- Felix Schaad, Schweiz
- Philipp Schaufelberger, Schweiz
- Christoph Schuler, Schweiz
- Simon Schwartz, Deutschland
- Sekharm Shekar, Indien
- Mats Sievertsen, Norwegen
- Joonas Sildre, Estland
- Silvano Speranza, Schweiz
- Helmut Steinbach, Deutschland
- Jürg Steiner, Schweiz
- Story of, China
- Edda Strobl, Österreich
- Tangyan, China
- Maria Tetzlaff, Deutschland
- Lira Thales, Brasilien
- Till D. Thomas, Deutschland
- Pierre Thomé, Schweiz
- Tom Tirabosco, Schweiz
- Imke Trostbach, Deutschland
- Marko Turunen, Finnland
- Ulf K., Deutschland
- Sara Varon, USA
- Rosario Vicidomini
- Sibylle Vogel, Österreich
- WangXX, China
- Pierre Wazem, Schweiz
- Thomas Wellmann, Deutschland
- Birgit Weyhe, Deutschland
- Anja Wicki, Schweiz
- Ruedi Widmer, Schweiz
- Patrick Wirbeleit, Deutschland
- Nicolas Wouters, Belgien
- Xiangyata, China
- Yancong, China
- Inci Yenen, Deutschland
- Jennifer Yerkes, Frankreich
- Yucco, China
- Sarah Zeese, Deutschland
- Zhangxun, China
- Zuoma, China