Krimis für Kinder sind irgendwie immer in. Zwar ist der Stern von Enid Blytons Fünf Freunde langsam verblasst, doch erwiesen sich Kindergruppen-Abenteuer wie TKKG und Die drei ??? als wahre Evergreens, sowohl in Form von Kinderbüchern als auch im Form von Hörspielen. Jetzt erschien sogar die erste Graphic Novel von Die drei ???. CRON hat das Buch gelesen und mit Zeichner Christopher Tauber gesprochen.
Die drei ??? und der dreiäugige Totenkopf
Erste Graphic Novel bei Frankh-Kosmos
»Wir übernehmen jeden Fall.« Die drei Detektive Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews sind erst 16 Jahre alt, aber so clever wie deren erwachsene Kollegen. Die aus den USA stammende Jugendbuchreihe, der US-Amerikaner Robert Arthur erfand sie 1968, verkaufte sich in Deutschland so gut, dass sie seit 1993 mit eigenen Geschichten ergänzt wird. Ein Ende ist nicht abzusehen. Nach Belletristik, Hörspielen, Filmen oder Computerspielen gibt es jetzt auch Comics von dem beliebten Trio.
Eine Besprechung der neuen Graphic Novel »Die drei ??? und der dreiäugige Totenkopf« findet sich in der Rubrik »Frisch Gelesen«. Zusätzlich stellten wir dem Zeichner Christopher Tauber ein paar Fragen.
CRON fragt. Christopher Tauber antwortet.
Der Comiczeichner im Interview
Die ???-Craze ging damals wie heute an mir vorbei. Anders im Bekanntenkreis, wo einige Mittvierziger die Schränke voll haben von Hörspielen und Büchern. Wie war das bei Dir mit den »drei Fragenzeichen«?
Als Kind haben Die drei ??? mich zu sehr gegruselt und deswegen erst viel später erreicht, als ich 18 war. Das lag daran, dass auf meiner Zivildienststelle alte Kassetten rumlagen und ich die in den Pausen am Wochenende im Rückzugsraum gehört habe. Dann fand ja sozusagen zeitgleich das Revival Ende der 90er statt und ich fand die Geschichten und die Hauptfiguren immer besser. Die drei Fragezeichen sind also sehr spät für mich gewachsen.
Ich höre die Hörspiele neben anderen auch heute meist nur noch bei Arbeiten wie Kolorieren oder Lettern, da sind sie gute Begleiter. Fan bin ich schon, aber ich sammele nicht und würde mein Kind auch sicherlich nicht Justus nennen.
[schmunzelt] Wie kam der Deal zustande, dass Du der Zeichner der ersten ???-Graphic-Novel wirst? Und sag' nicht, es war Dein Heavy-Metal-Malbuch … [lacht]
Ich wurde von Kosmos gefragt, ob ich Entwürfe schicken mag. Es waren auch noch andere Zeichner im Rennen, ein paar mir auch sehr nahe stehende, also hab ich mir schnell die Denke zurechtgelegt: Wenn's nix wird, dann freu' ich mich eben für Freunde.
Als ich dann das Go bekommen habe, war ich ziemlich baff, aber natürlich auch höchsterfreut. Und wegen dem Malbuch ... wer weiß, vielleicht hat's in der Kosmos-Redaktion ja auch Headbanger, die mit meinem Werk schon vertraut waren ...
Wieso habt Ihr keinen farbigen Comic gemacht, sondern eine »Graphic Novel«, die auf erwachsene Leser zielt, dabei ist die Story eher kind- und jugendgerecht?
Ich finde, das passt sich gut in den Stil der drei ??? allgemein an. Wie gesagt: Die Hörspiele sind für Kinder echt gruselig, weil sie eben auch eher mit einem Erwachsenenanspruch inszeniert werden. Zudem gibt es ja eben sehr viele Fans der drei ???, kurz vorm Rentenalter, und die will man ja auch erreichen. Inhaltlich gibt es klare Regeln bei der Serie: Es darf beispielsweise niemand ermordet werden und es muss auch recht jugendfrei bleiben.
Ich finde trotzdem, dass wir für Erwachsene sehr düstere Untertöne reingemogelt haben, wie etwa beim Schauspieler Jason Frost, der ein trauriges Dasein führt oder dem Maskenbildner, der in einer White-Trash-Wohnwagensiedlung lebt. Und wenn ich von mir ausgehe, mit 12 und 13, dann hab ich mich auch eher für Bücher für Erwachsene interessiert, da hab ich angefangen Stephen King zu verschlingen.
Wie frei warst Du bei der Umsetzung und der Panelaufteilung pro Seite? Da sind ein paar schöne optische Einfälle dabei, die von Texten oder Sprechblasen nicht behandelt werden, wie z.B. Seite 29, als die drei Detektive in »Dinter's Diner« (wer kennt den nicht) sitzen und Hamburger futtern, während Justus ohne Worte Extrasoße auf den Burger drückt.
Was die Panelaufteilung angeht: Sehr frei! Das Skript hat da nichts vorgegeben und ich konnte es aufteilen, wie ich es wollte. Das hat die Arbeit auf jeden Fall für mich leichter gemacht und die kleinen Nebenszenen gab es so im Skript nur an ein paar Stellen. Mir war wichtig, dass man sieht, das »Wort haben« nicht zur wichtigsten Aktion der Figuren wird, wie in den Hörspielen zwangsläufig. Viele Charaktereigenschaften beschreibende Dinge kann man im Comic eben wundervoll nebenbei einstreuen.
Das ist Dir gut gelungen. Wie lange bist Du an dem Comic gesessen?
Schwer zu sagen. Es gab mehrere Prozessstufen mit längeren Pausen dazwischen. Wenn ich die alle zusammenzähle werden es wohl fünf Monate Arbeitszeit gewesen sein. Gottseidank wurden mir ja manche Schritte abgenommen, allen voran das Lettering, das Asja Wiegand für mich gemacht hat und ohne die ich wahrscheinlich auch in den letzten Wochen auf der Zielgerade gar keinen menschlichen Kontakt mehr gehabt hätte.
Welches Comicprojekt darf man von Dir als nächstes erwarten?
Mein Webcomic Survivor Girl wird endlich weitergehen und ich widme mich bis Mitte November erstmal Zwerchfell. Drei Messen stehen an und zwei Bücher, die wir im November auf den Markt bringen.
Ich sitze an zwei weiteren Comics, die ich für andere Zeichner schreibe und an zwei Ideen für eigene Comics. Einer albern, der andere eher mal ernst. Genaueres kann ich erst sagen, wenn ich weiß, dass das klappt. Ich bin da abergläubisch.
Die Fragen stellte Matthias Hofmann
Abbildungen © 2015 Frankh-Kosmos Verlags-Gmbh & Co. KG, Foto © Christopher Tauber
Weiterführende Links:
Rezension: Die drei ??? und der dreiäugige Totenkopf
Verlagshomepage: Kosmos: Die drei ???