Unter dem Titel Satoon startet im November 2015 ein neues Magazin für Cartoon- und Comicfans, welches auch als TV-Programmzeitschrift fungiert. Herausgegeben wird es von Thomas Völcker. CRON sprach mit dem Verleger.
Neues monatliches Satire-Magazin
Mischung aus Cartoon, Comics und Fernsehprogramm
»Herzlich willkommen zur Erstausgabe von Satoon. Wir haben uns eine Menge vorgenommen und hoffen, dass man es dem Resultat ansieht. Satoon soll Spaß bringen und Informationen vermitteln«, so Herausgeber und Verlagschef Thomas Völcker im Vorwort seines neuen Babys.
Der Hamburger ist der Spiritus Rector hinter dem neuen Satiremagazin, welches seinen Inhalt auf vier Säulen aufbaut: Zu Cartoon, Comic und Satire kommt ein Fernsehprogramm, welches jeweils vier TV-Wochen abdeckt und auch VoD-Anbieter nicht ausspart.
Damit will man laut eigenem Verständnis »die gegenwärtig enthumorisierten Zeitschriftenregale wiederbeleben: Das neue Satiremagazin stellt komische Unterhaltung – von sensibel über schräg bis zynisch und scharfzüngig - und sachliche Informationen nebeneinander, wobei Cartoons den tragenden Bestandteil bilden«.
Die Auflage von Heft Nr. 12/2015, der Startausgabe, beträgt 50.000 Exemplare. Verkaufsstart im Kiosk-, Bahnhofsbuch- und Zeitschriftenhandel ist morgen, am 07. November 2015.
Für 3,50 Euro bekommt man in Zukunft monatlich 92 prallvolle Seiten, die Cartoons von Zeichnern wie Haugrund, Gumpert, Feicke oder Trumix enthalten und Comics von u.a. Stephan Hagenow. Dazu gib's Kino-, Blu-ray und Comic-Tipps. Die TV-Seiten werden von der rundy media GmbH betreut.
CRON fragt. Thomas Völcker antwortet.
Der Herausgeber im Interview
Hut ab und Respekt! Das ist mehr als nur mutig. Ein Printmagazin mit einer Mischung aus Cartoon- und TV-Zeitschrift mit einer Auflage von 50.000 Stück zu lancieren, klingt nach Himmelfahrtkommando …
Ich kann das Experiment tatsächlich nicht ruhigen Gewissens zur Nachahmung empfehlen. Im Fall von Satoon kamen ein paar begünstigende Faktoren zusammen: Eine Gruppe talentierter Zeichner mit dem nötigen Spaß und der Energie, etwas Neues zu probieren. Ein gewisses gegenseitiges Vertrauen und eine gehörige Portion Geduld ...
Dazu kommt ein positives häusliches Umfeld, sprich eine Partnerin, die mit mir gemeinsam an die Idee geglaubt hat und mir durch die Zeiten des Zweifelns geholfen hat.
Was steckt hinter dem Namen? Ist das so ein Kofferwort wie Denglisch, Teuro oder Grexit? [lacht]
Ich hoffe, dass wir uns von genannten Beispiel-Kofferwörtern durch eine positivere Aussage unterscheiden: Satoon steht, je nach Sichtweise und Tagesform für »«Satire & Cartoons«, »Sagenhafte Cartoons« oder »Sag-es-nicht-nur-sondern-lass-es-uns-toon«.
Wie entstand dieses kuriose Konzept, Satire, Cartoons und Comics mit einer Fernsehprogrammzeitschrift zu verquicken?
Der erste Merksatz auf dem Weg in die Selbständigkeit lautet: Verbinde etwas, dass Du gut kannst, mit etwas, dass Du gerne magst! Voilà: Ich mag Cartoons und Programm kann ich.
Kurios? Verlage haben das TV-Programm mit einem Frauenmagazin gekreuzt oder mit einer Rätsel-, bzw. Sudoku-Strecke – ist das wirklich weniger kurios? Ich habe jüngst von TV-Landliebe erfahren. In dieser illustren Gesellschaft wirkt Satoon recht vernünftig. Ich habe Jahrzehnte darauf gewartet, dass jemand so ein Konzept aus dem Ärmel schüttelt. Am Ende musste ich es selbst tun ...
Okay. Vielleicht ist es gar eine unentdeckte Marktlücke? Eine monatliche Erscheinungsweise birgt aber zusätzliche Tücken, zumal gut und gerne ein Vierteljahr ins Land ziehen wird, bis Satoon auch nur ansatzweise in den Zeitschriftenregalen wahrgenommen wird. Da kein großer Verlag dahintersteckt und sich das nicht aus der Portokasse bezahlen lässt: Wie seid Ihr finanziell aufgestellt und wie viele Ausgaben erscheinen von der Planung her garantiert?
Du kennst offensichtlich meine Portokasse nicht ... Nein im Ernst: Mit meinem Finanzierungsplan möchte ich hier niemanden langweilen oder belasten. Nur soviel: Ein Großteil der Vorbereitungszeit ging für den Business-Plan drauf. Auch hier hatten wir Glück und sehr fähige und faire Berater.
Heft 1 mit Comics & Cartoons satt
Wie ist die Redaktion zusammengesetzt und welche Autoren und Zeichner arbeiten mit? Gibt es ein festes Kernteam?
Die Kernredaktion besteht aus zwei Personen. »Draußen« werden wir fürs TV-Programm von zwei Redaktionsbüros unterstützt. Die Zeichner und Autoren sind recht gleichmäßig zwischen Flensburg und Konstanz verteilt. Wir tauschen uns online über Themen und Grundsätzliches aus. Es gibt ein Kernteam von Cartoonisten, die mich bereits schon recht früh unterstützt haben. Grundsätzlich hoffe ich, dass die jeweiligen Zeichner möglichst lange Satoon treu bleiben, aber wenn es demnächst lukrative Angebote aus Hollywood gibt, werde ich nicht im Wege stehen wollen. Die beteiligten Zeichner und Autoren sind in jeder Ausgabe namentlich aufgelistet.
»Knüppel aus dem Sack«: Comic von Albert Hulm
Cartoons sind heutzutage gratis im Internet zu bekommen. Oder per Geschenkbuch. Gäbe es trotz dieser großen Konkurrenz die Nachfrage nach einem bezahlten Cartoon-Printmagazin, hätte wahrscheinlich schon längst einer so etwas auf den Markt gebracht. Wie hoch muss die verkaufte Auflage sein, damit Du zufrieden bist?
Wer will, kann alle möglichen kreativen Leistungen heute übers Internet gratis erhalten. Fast jeder besitzt heute die technischen Voraussetzungen und Fertigkeiten, z.B. Filme und Musik schwarz zu saugen. Zum Glück stehe ich nicht allein mit meiner Meinung, dass es nur fair ist, dafür zu bezahlen, wenn gesichert ist, dass der Beitrag möglichst direkt beim Künstler ankommt. Hier setzt Satoon auf eine Art »Fair Trade« für Zeichner: Wir gehen direkt ohne den Umweg von Agenturen und Plattformen auf die Zeichner zu. Ein Grund mehr übrigens, Satoon zu unterstützen!
Zu Deiner Frage: Wer Zufriedenheit anstrebt, sollte sich nicht mit Auflagezahlen beschäftigen: Zu niedrig ist tödlich, zu hoch zwingt zu weiteren Investitionen, zu mittelmäßig bedeutet mittelfristig Abstieg ...
Beispiel für eine Fernsehprogrammseite mit Cartoons
Das war die indirekte Frage nach dem »Break-Even-Punkt«, was ja bei solchen Projekten durchaus relevant ist. In der Pressemeldung verkündest Du, dass in der deutschen Zeitschriftenlandschaft der Humor quasi verlustigt gegangen ist. Dabei gibt es durchaus Spaß- und Satiremagazine, die auch auf Cartoons setzen, wie z.B. Titantic, Eulenspiegel oder MAD. Was hat Satoon, was die Konkurrenz nicht hat?
Damit spiele ich auf den Tatbestand an, dass die Kategorie »Humor« seit 1933 aus dem Katalog des Deutschen Zeitschriftenhandels verschwunden ist. Die genannten Magazine laufen zur Zeit unter »Gesellschaft«, »Politik« oder »Lifestyle«. Was wir anders machen als die Konkurrenz, soll jeder Leser für sich entscheiden. Momentan bringen wir das Thema »Humor« in die Tagesmeldungen – das ist schon mal ein erster, ernst zu nehmender Erfolg!
Wo wird man das Magazin überall kaufen können und wird es auch eine digitale ePaper-Version geben?
Satoon wird im gesamten Bundesgebiet an ca. 17.000 Verkaufsstellen ausliegen. Eine digitale ePaper-Version wird bereitgestellt, sobald wir eine entsprechend hohe Nachfrage feststellen.
Für welche Zielgruppe ist Satoon konzipiert? Wer sollte sich auf jeden Fall die ersten Ausgaben kaufen, um nichts zu verpassen?
Die Generation der heute 35- bis 55jährigen, die mit Cartoons und Comics groß geworden sind und dieser Kunstform heute wieder einen festen Platz in ihrem Alltag einräumen möchten. Ausdrücklich empfehlen möchte ich Satoon noch den Fans von Kommissar Fröhlich, da wir seinen neusten Fall exklusiv in Satoon als Fortsetzungscomic präsentieren!
Die Fragen stellte Matthias Hofmann
Abbildungen © 2015 Thomas Völcker Verlag, Foto © Thomas Völcker
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Verlagshomepage: Thomas Völcker Verlag