Im hessischen Städtchen Langgöns im Landkreis Gießen befindet sich der Sitz von Wick Comics. Dort ist man aktuell in Feierlaune, denn die Comicserie Silberpfeil, das Herzblutprojekt des Verlagsgründers und »Oberindianers« Ulrich Wick, erreichte im März 2019 die 50. Ausgabe. CRON sprach mit dem glücklichen Verleger.
CRON fragt. Ulrich Wick antwortet.
Der Verleger im Interview
Die Westernserie Silberpfeil debütierte beim Bastei Verlag im Januar 1969 innerhalb der Anthologiereihe Felix und erschien als eigenständige Heftserie von 1970 bis 1988 fast 20 Jahre lang. Ulrich Wick las in seiner Kindheit mit Begeisterung die Abenteuer des Kiowahäuptlings Silberpfeil, seinem weißen Blutsbruder Falk und der selbstbewussten Squaw Mondkind.
2006 startete Wick eine liebevoll edierte Reprintreihe, welche die Comicserie des Belgiers Frank Sels chronologisch und neu koloriert, beginnend mit den Episoden aus FELIX, und erstmals ungekürzt präsentiert. Zum Jubiläum der »halben Hundert« stellten wir Verlagsleiter Ulrich Wick ein paar Fragen.
Ulrich Wick präsentiert die Jubelausgabe, die als Extra ein großformatiges Poster bietet
Herzlichen Glückwunsch! Just im März ist die 50. Ausgabe dieser liebevoll aufgemachten Silberpfeil-Reihe erschienen. Wie fühlst Du Dich nach diesem Meilenstein?
Tja, wie soll ich das sagen ... glücklich, zufrieden ... und alt. Immerhin hat es seit dem Start der Serie im September 2006 ganze zwölfeinhalb Jahre gedauert, hierher zu kommen. Und dass es zwischendurch nicht so ganz reibungslos lief, haben auch alle mitbekommen. Ich wollte eigentlich schon einige Ausgaben weiter sein, aber erstens kommt es oft anders, und zweitens, als man denkt. Wer den Redaktionsteil liest, weiß auch, dass die Pflegesituation hier nicht unbedingt besser geworden ist.
Es gibt ein »Extra«, wie kam es dazu?
Naja, für die 50 wollte ich schon was bringen. Die Postkarte fiel flach, die hatte ich in der 48, und das Motiv hätte auch nicht in den März gepasst. Also kam mir schon vor längerem ein Poster in den Sinn. Eigentlich sollte Erwin Sels das neu zeichnen, und ich hatte auch schon eine Motivgestaltung ausgeknobelt … die ich jetzt nicht verrate, denn aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
Erwin war aber ausgelastet und hatte keine Zeit. Von ihm kam dann der Vorschlag, das jetzt vorliegende Motiv zu verwenden, das bei Peter Bonte 2017 als Cover des zweiten Buches in Belgien erschienen ist. Das ging natürlich auch.
Ich habe noch ein unveröffentlichtes Postermotiv von Bastei-Coverzeichner Gerd Werner in petto, das kommt auf jeden Fall noch. Und inzwischen gibt es da weitere Ideen, von denen ich aber noch nicht weiß, ob sie sich technisch umsetzen lassen, weil ich es noch nicht ausprobiert habe. Das könnte aber schon in Band 55 Verwendung finden. Mal sehen.
Du hast 1999, also vor 20 Jahren, begonnen Comics für einen relativ übersichtlichen Sammlermarkt zu produzieren. Was war bislang der Höhepunkt und das der Tiefpunkt in den vergangenen zwei Dekaden?
Arbeiten wir erst das Negative ab. Tiefpunkt war natürlich die Einstellung des Roten Ritters und die damalige Zwangspause für Silberpfeil. Es war ja nicht so, dass ich das aus reinem Vergnügen so machen musste. Geld und Zeit, das waren die beiden entscheidenden Faktoren.
Für den Höhepunkt ist aber auch Silberpfeil verantwortlich. Die Serie war ja mein Aufhänger, mit den realen Kiowas Kontakt aufzunehmen, und das hat sich dann alles ganz anders entwickelt als gedacht. Freundschaften hatte ich nicht auf dem Radar. Und dann tatsächlich in deren Heimat in Oklahoma aufzuschlagen, war schon etwas ganz Besonderes, und dass mein Freund Ben Hovakah Wolf mich dann gleich noch bei den Stammesältesten einführt, passiert vermutlich auch nicht vielen. Den ausführlichen Bericht habe ich ja in Band 44 und 45 abgeliefert. Von solchen Erlebnissen zehrt man sehr lange.
Was ist für die nächste Zeit geplant? Eventuell auch eine Rückkehr des Roten Ritters?
Zunächst habe ich hier dringende Büroarbeit zu erledigen, und dann endlich die Bastei-Freunde anzugehen, damit auch hier die 50 endlich kommen kann. Und im nächsten Urlaub habe ich mir die letzten drei Ausgaben des Frank Sels Archiv fest vorgenommen, weil mich das selbst schon nervt, dass ich immer noch nicht dazu gekommen bin.
Für den Roten Ritter ist aber kein Platz mehr bei mir. Allein die Tatsache, dass die beiden Interessenten, die es damals gab, nach einer genauen Kalkulation dankend abgewinkt haben, zeigt schon, dass meine Entscheidung letztlich unumgänglich war. Ich werde zwar immer wieder mal darauf angesprochen, aber vorbei ist vorbei. Hier war das Ende mit Schrecken immer noch sinnvoller als ein Schrecken ohne Ende.
Die letzten finanziellen Verpflichtungen daraus habe ich gerade Ende 2018 erledigt. Gut sieben Jahre habe ich noch bis zu meinem Ruhestand. Da werde ich mich nicht mehr in finanzielle Risiken stürzen. Schließlich will ich definitiv auch noch mal in die USA, und das werde ich keinesfalls aufs Spiel setzen.
Was es definitiv geben wird - eventuell nächstes Jahr zu Erlangen - sind zwei weitere Silberpfeil-Sonderbände mit den vier bei Bastei nicht mehr erschienenen Episoden, von denen ich alle Originalseiten und auch die Texte habe. Und die eine oder andere Überraschung werde ich mir sicherlich noch einfallen lassen.
Die Fragen stellte Matthias Hofmann
Abbildungen © 1970/2019 Erwin Sels, Foto © 2019 Ulrich Wick
Die nackten Fakten
Silberpfeil Band 50
Silberpfeil Band 51
Text/Zeichnungen: Frank Sels
Wick Comics, Softcover mit Klammerheftung, Farbe, 36 Seiten (Nr. 50) / 40 Seiten (Nr. 51), je 12,50 €
Weiterführender Link:
Homepage des Verlags: Wick Comics www.wick-comics.de