Abt: Probieren geht über Studieren
Schlumpfige Geschichten
toonfishs Stippvisite in den Zeitschriftenhandel
Peyos Schlümpfe kommen dieses Jahr groß raus. Möglich macht es ein breit beworbener 3D-Animationsfilm mit den blauen Männchen, der in genau einer Woche am 4. August 2011 in den deutschen Kino startet. Die frankobelgische Comicvorlage, sicherlich einer der bekanntesten Kindercomics aller Zeiten, war hierzulande seit einigen Jahren aus dem Sichtfeld der Leser verschwunden. Überhöhte Lizenzforderungen und andere Gruselgeschichten kursierten und die Annahme, dass es sich nicht mehr lohne, die Comics von Peyos 1958 erschaffenen Figuren zu vermarkten.
Dank toonfish, einem Label des Bielefelder Splitter Verlags, wurde dieser Mangel behoben. Auf die Worte der Ankündigung folgten Taten. Seit März 2011 publiziert der Verlag zwei Hardcoveralben pro Monat. Je ein altes klassisches Comic-Abenteuer von Peyo höchstselbst und je ein neues Abenteuer gezeichnet von seinen Epigonen, welche in deutscher Erstveröffentlichung verlegt werden.
Die schnelle Erscheinungsweise entbehrt zwar nicht gewisser Risiken, doch es gilt die Devise bis zum Filmstart möglichst viel Lesestoff auf den Markt zu bringen, damit die erhofften Scharen von Schlumpf-Fans viel zu lesen und damit auch zu kaufen haben.
Man kann also nicht sagen, dass im Hause toonfish nicht alles getan wird, um einen möglichst hohen Synergieeffekt aus dem Film mitzunehmen. Nun werden die Comics zusätzlich von einem Die Schlümpfe Kino Special flankiert, das rechtzeitig vor dem offiziellen Kinostart zu erwerben ist. Die Auflage von 30.000 Exemplaren ist, und das ist neu für Splitter oder toonfish, auch im Zeitschriftenhandel zu kaufen.
Seit Montag, den 25. Juli 2011, ist es da und das fertige Ergebnis kann sich sehen lassen. Ein Magazin mit 52 Seiten, gelumbeckt mit Rücken, alles auf festem Splitter-Papier gedruckt für nur 4,95 Euro. Inhaltlich gibt es neben vielen Comics auch einen Artikel über den Film, diverse Nachrichten und Kurzartikel rund um die Schlümpfe, Peyo und jede Menge Bastel- und Aktivitätsseiten für Kinder (Suchbilder, Seiten zum Ausmalen etc.). Das ansehnliche Heft kommt komplett bis auf eine Anzeige für Schlumpf-DVDs ohne Fremdwerbung aus. Das überrascht doch etwas, hätte man hier für eine so bekannte Marke sicher den ein oder anderen finanzkräftigen Anzeigenkunden akquirieren können. Auf Anfrage des COMIC REPORTs erklärt Splitters Dirk Schulz die Situation: »Das lag zum einen daran, dass sehr wenig Zeit war, zum anderen durften wir »nur« Schlumpf-Anzeigen ins Heft nehmen. Also von Firmen, die Merchandise um die Schlümpfe machen.«
Insgesamt 26 Comicseiten sind zu finden, neben diversen Kurzgeschichten mit »Der falsche Schlumpf« auch eine 20seitige längere Geschichte. Die kürzeren Stories sind bislang in Deutschland noch nicht publiziert worden und erscheinen im Die Schlümpfe Kino Special exklusiv. Sie werden später in die Reihe Schlumpfereien integriert.
Das Gros der Texte im Magazin stammt von Anne Delseit und Klaus Schikowski. Die Chefredaktion hat Delia Wüllner-Schulz inne. Das gesamte Package sieht edel aus und hebt sich ab von den klammergehefteten Magazinen, die sonst für die gleiche Altersgruppe im Pressegrosso vertrieben werden. »Das Magazin ist nicht geheftet, weil wir Comicleser aus dem Bereich Yakari, Asterix, Lucky Luke usw. ansprechen wollen. Die gehefteten Magazine haben fast zu 100% Plastikspielzeug drauf. Das wollten wir nicht, da wir uns um Comic-Alben-Leser bemühen wollen. Nicht um Gimmick Sammler. Zumal die gehefteten Magazine meist im Bereich zwischen 2,50 und 3,95 Euro angeboten werden. Das ist nicht unser Preissegment«, so Schulz über das Format.
Über den Aufhänger, den 3D-Animationsfilm, gibt es mit nur zwei Seiten nur wenig zu lesen. Wollte man mit dem Magazin nicht gerade junge Kinogänger ansprechen, die sich für den Film interessieren? Die Idee der toonfish-Crew war jedoch weniger ein Special zum Film zu erstellen, sondern gerade die Comics in den Vordergrund zu stellen. Dirk Schulz: »Der Film ist natürlich unser Vehikel am Kiosk, um Leser auf die Schlümpfe aufmerksam zu machen. Aber uns geht es in erster Linie darum, die Comics den neuen Entdeckern der Schlümpfe schmackhaft zu machen. Für den Film gibt es sicherlich reichlich und bessere Medien wie z. B. die ganzen Kino- und DVD Magazine.«
Man kann gespannt sein, ob sich der Ausflug ins Pressegrosso und in den Bahnhofsbuchhandel für Splitter lohnen wird. Viel wird davon abhängen, wie gut der Film in den Kinos ankommt.
Weiterführende Links:
Homepage des toonfish-Verlags: www.toonfish-verlag.eu
Die offizielle Filmwebseite mit Trailer: www.schluempfe-film.de
Abbildungen © toonfish / Peyo 2011, licensed through I.M.P.S.