Hilferuf aus der Schweiz: Die Edition Moderne ist in finanzielle Schieflage geraten. Der 1981 von David Basler mitgegründete Comicverlag benötigt Geld, um über das Frühjahr 2024 hinaus produzieren zu können. Dafür hat das neue Führungstrio Julia Marti, Claudio Barandun und Marie-France Lombardo eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. CRON hat weitere Infos.
Crowdfunding-Projekt eines Verlags
mit prominenten Fürsprechern
Seit mehr als vier Jahrzehnten steht die Edition Moderne für unabhängig produzierte Comics im deutschsprachigen Raum. Nun benötigt sie finanzielle Unterstützung. Das eigens dafür initiierte Crowdfunding-Projekt wurde am Mittwoch, 17. Mai 2023, um 11:55 Uhr gestartet und endet am Freitag, 23. Juni, ebenfalls um 11:55 Uhr. Als Ziel sind 100.000 Schweizer Franken ausgegeben. Zum jetzigen Zeitpunkt (Stand: 18. Mai, 17 Uhr) sind bereits 52 Prozent davon erreicht.
Auf die Frage, warum die Edition Moderne in finanzielle Schieflage geraten sei, geben die Verlagsverantwortlichen in einer Pressemitteilung Folgendes zu Protokoll:
»Als wir den Verlag übernommen haben, mussten wir umfangreiche Umstrukturierungen in Angriff nehmen. Das betraf/betrifft fast alle Bereiche des Verlages – aber hauptsächlich die Digitalisierung des Backoffice und eine Neuorientierung der Programmation. Letzteres, da die Generation der Autor*innen der Edition Moderne unter David Baslers Leitung ans Ende ihrer Karriere kamen. So fällt uns die schöne, aber auch herausfordernde Aufgabe zu, den Verlag neu zu positionieren – auch im Gefüge mit den anderen Deutschsprachig publizierenden Indie-Verlagen. Obwohl am ältesten, sind wir nun gleichzeitig gewissermassen auch der jüngste Verlag. Was das Alter unserer Autor*innen betrifft – und wahrscheinlich auch der Leser*innen (abgesehen von Kindern und Jugendlichen). Und wir haben eine Präzisierung der Programmation gemacht – sind etwas radikaler, thematisch und formal. Das wiederum hat bewirkt, dass wir «klassische» Comic-Lesende erschreckten, uns aber für neue, eher an Literatur interessierten Menschen, attraktiv machen – aber eben auch erst bedingt, denn für die sind Bilder tendentiell suspekt. Momentan sind wir zwar Kritiker*innen- und Szene- lieblinge, haben aber noch zu wenige Leser*innen, die das auch so sehen. Die transformation braucht Zeit und ist aufwändig – hinzu kamen/kommen die erschwerenden Umstände, Corona, rapide gestiegene Produktionskosten, Inflation, Standort Schweiz (Lohnkosten, €uro/Franken-Kurs).«
Allein an den Produktionskosten liege es also nicht. Ein Businessplan und viel Vermittlungsarbeit solle in den nächsten vier bis fünf Jahren die Transformation zu einem Abschluss bringen, sodass der Verlag dann wieder auf einer soliden ökonomischen Basis stehen werde. » Dazu brauchen wir aber eben Zeit. Und diese können wir uns durch das Crowdfunding erkaufen«, heißt es in der Pressemitteilung weiter.
Um die Bedeutung der Verlagsarbeit der vergangenen 40 Jahre herauszustellen, hat der Verlag Stimmen prominenter Fürsprecher – von Comicexperte Andreas Platthaus (FAZ) über Comicschaffende wie Nicolas Mahler, Joe Sacco, Patrizia Crivelli und Ulli Lust bis zu Kollegen deutscher Comicverlage – zusammengetragen. Stellvertretend soll an dieser Stelle das Testimonal von Marjane Satrapi (Persepolis) zitiert werden:
»Wäre die menschliche Zivilisation ohne Schrift möglich?
Wäre die Welt ohne Bücher die Welt?
Hätte es eine deutsche Version meines Buches ohne Edition Moderne gegeben?
Die Antwort auf all diese drei Fragen ist ein grosses NEIN.
Danke an Edition Moderne, dass sie mein Buch mit Leidenschaft zu den Deutschsprachigen gebracht haben.
Es lebe Edition Moderne.«
Wer die Edition Moderne unterstützen will, kann dies über folgende Seite tun:
https://wemakeit.com/projects/too-big-to-fail
(Quelle: Edition Moderne)
[ALFONZ-Redaktion]
© Fotos: Anne Morgenstern
Weiterführende Links:
Homepage des Verlags: https://www.editionmoderne.ch/
Crowdfunding-Projekt: https://wemakeit.com/projects/too-big-to-fail