Finix: Kleines Wunder

Abt: Schön gemachte Comics

Marc Schnackers im Interview:

Über die »Edition Solitaire«, den neusten Titel Kleines Wunder und die Schwierigkeit, etwas Neues zu etablieren

Die »Edition Solitaire« ist des Finix' liebstes Kind. Da das kleine Label noch jung und etwas aus der Art geschlagen ist, bedarf es besonderer Pflege. Finix Comics e.V. ist ein Zusammenschluss von Comicfans, der Serien abschließt oder fortsetzt, die andere Verlage abgebrochen haben.

Knapp zwei Jahre nach seiner Gründung startete der »Club der toten Comics« mit der »Edition Solitaire« ein Sub-Label, das mit dem ursprünglichen Konzept wenig zu tun hat. Mit dieser schmucken Reihe will man gemäß eigenem Verständnis (gefunden auf der Finix-Homepage) »eine schöne Auswahl an abgeschlossenen Geschichten präsentieren, die wir in einer qualitativ hochwertigen Hardcover-Ausgabe zu freundlichen Preisen in den Handel bringen.«

Fünf gute Gründe sollten, neben der Qualität der eigentlichen Comics, den interessierten Comic-Fan zum Kauf überzeugen: Hardcover im Überformat, Coververedelung durch Spot-Lack, exklusives Bonusmaterial, hochwertiges Papier und feinster Druck. Obwohl die bisherigen Finix-Produkte mustergültig produziert sind und mit ihrer Qualität auftrumpfen können, blieben alle vier Titel der »Edition Solitaire« hinter den Verkaufserwartungen zurück.

Nun ist aktuell mit der Gesamtausgabe von Cryozone der vierte und wohl kommerziellste Titel im Handel. Ein fünfter und möglicherweise letzter Band wurde mit Kleines Wunder in diesen Tagen bekannt gegeben. Für den COMIC REPORT stellte Matthias Hofmann dem ersten Vorsitzenden des Vereins, Marc Schnackers, ein halbes Dutzend Fragen zur »Edition Solitaire«. Und ganz am Ende dieser Seite gibt es noch eine kleine Finix-Bonusmeldung ...


Marc, im Dezember kommt der Titel Kleines Wunder bei Finix. Erzähl' mal etwas über diesen Band und warum ihr ihn ausgewählt habt?

Zum ersten Male wurde ich darauf aufmerksam, als ich mich mit unseren Künstler-Biographien beschäftigte. Da wir schon mit Geissel der Götter eine Serie von Valérie Mangin im Programm haben, besuchte ich ihre sehr empfehlenswerte Web-Site Mangin.tv.

Dort fiel mir der Titel gleich auf. Die Cover sind einfach sensationell. Als ich dann die Leseprobe goutierte und las, dass der Zweiteiler von Griffo (Samba Bugatti, Giacomo C) gezeichnet wurde, war mir sofort klar daß dies ein toller Doppelband für unsere Edition werden könnte.

Im Prinzip ist das ein ziemlich »kopfloses« Historien-Abenteuer und spielt in den hektischen Zeiten kurz vor der französischen Revolution. Ich möchte hier noch gar nicht allzuviel über den Inhalt verraten – aber die Geschichte sprüht vor spitzen Anspielungen und geistreichem Witz.

Für mich persönlich wurde diese Lizenz noch damit versüßt, dass sie direkt mit den Künstlern verhandelt werden musste. Leider tritt man im normalen Lizenzgeschäft nicht allzuoft mit diesen in direkten Kontakt, sodaß solch’ ein Projekt natürlich gleich doppelt Freude bereitet.

Wird es Bonus-Material geben?

Das ist leider der einzige kleine Wermutstropfen.

Normalerweise hatten wir für alle »Solitaire«-Alben immer Bonus-Material geplant und ausgerechnet hier, wo wir auch noch direkt mit den Künstlern verhandelten, gab es keinerlei Bonus-Material mehr von Griffo.

Sehr schade, hätten wir das gerne noch den Lesern präsentiert. Doch einen kleinen Vorteil hat das Ganze dann letztendlich doch: Wir können den Band, mit knapp 100 Seiten, unter der 20 Euro-Marke anbieten.

Das wäre dann der letzte Titel in der ambitionierten Reihe »Edition Solitaire«, wenn nicht ein »kleines Wunder« passiert - oder?

Ja, zumindest für 2011 (grinst).

Es waren zunächst eigentlich nur 2009 die ersten drei Alben (Mit fremder Feder, Quintos, Wer Wind sät) fest geplant und anschliessend sollte erstmal eine Bewertung unsererseits erfolgen.

Dass wir nun schon ein weiteres Jahr anhängten und mit zwei Doppelbänden (Cryozone, Kleines Wunder) gleich nochmal konzeptionell etwas anderes ausprobierten, war eigentlich gar nicht geplant. Es ergab sich mehr aus der Tatsache, daß die »Solitaire«-Alben innerhalb Finix Comics auch viele Mitglieder ansprechen und wir mit Cryozone gleichsam noch eine ehemals abgebrochene Serie beenden konnten.

Aber du hast insofern Recht, dass 2012 zunächst kein weiteres »Solitaire«-Album ansteht, da wir im Sommer noch ein neues Projekt integrieren wollen, welches ich an dieser Stelle aber noch nicht verraten möchte.

Die »Edition Solitaire« blieb bislang hinter den Verkaufserwartungen zurück, obwohl sich die Titel qualitativ nicht verstecken müssen. Was könnten die Ursachen dafür sein?

Ja, leider, finanziell brachten sie uns bisher nicht weiter. Es war zwar nicht unser oberstes Ziel mit der »Solitaire« nun Geld einzuspielen - andere Aspekte wie Liebhaberei, auch mal eigene Titel, hochwertige Alben usw. waren da eher vordergründig – aber es hätte uns natürlich sehr weitergeholfen, wenn auch die Edition selbst Geld für unsere Serienfortsetzungen in die Kasse gespült hätte.

Verstecken brauchen die sich wirklich überhaupt nicht – ganz im Gegenteil. Nicht nur die Aufmachung ist hier wirklich TOP, nein auch die Inhalte sind von allen Rezensenten und auch den Lesern gut besprochen worden, selbst ARTE Kultur adelte Mit fremder Feder gar als Weihnachts-Tipp 2009.

Die Ursachen sehe ich hauptsächlich darin begründet, daß wir mit Finix Comics unser Publikum eigentlich im Comicfachhandel – und dort oft nur unter den Sammlern – abholen.

Die »Edition Solitaire« (zumindest die ersten drei Einzelbände) ist allerdings schon ein wenig exklusiv. Hier sprichst du vielmehr Comic-Liebhaber an, oder Leser, die sich an der besonderen Geschichte erfreuen. Da fallen die sonst typischen Sammelaspekte (Serien vervollständigen) nicht ins Gewicht. Hier konkurrierst du mit allen anderen Comics, es fehlt die Stammkundschaft der Serie. Auch andere schöne Editionen, wie z.b. die »Collection Cabrio« von Comicplus+, hatten selbige Probleme.

Es ist nicht ganz einfach One-Shots in den deutschen Markt zu integrieren – vielleicht benötigt es dazu den Buchhandel, den wir aber nur punktuell erreichen.

Welcher Titel verkaufte sich am besten?

Bisher war das Mit fremder Feder von den Alben 2009, aber ich denke Cryozone dürfte das Album bald eingeholt haben. Doch auch dieser Doppelband, welcher ja schon mehr in die Richtung »Intégrale« geht und auch mit einem mainstreamigeren Inhalt aufwartet, ist noch einiges von dem Punkt entfernt, wo wir ihn uns erhofften. Schwierige Zeiten für Kleinverlage muss man feststellen.

Welcher Titel aus der »Edition Solitaire« gefällt dir persönlich am besten und warum?

Schwierig. Habe eigentlich noch keinen Favoriten ausgemacht. Vielleicht wird es Kleines Wunder? Ich kann dir eigentlich nur kurz schildern, was mir an jedem Album am besten gefallen hat.

Mit fremder Feder: Tolle Storyline. Ich mag Lebeaults (Horologiom) Erzähl-/Zeichenstil.
Quintos: Das war ein grosser Wunsch vieler Mitglieder und für mich durch den persönlichen Kontakt zu Andreas ein Highlight.
Wer Wind sät: Bonin (Fog, Quintett) kann einfach super Stimmungen transportieren. Auch die Kolorierung ist hier einfach nur schön.
Cryozone: Na, wenn das mal kein trashiges Cover ist und dann noch die grelle Farbe im Spotlack. Da wollten sogar schon Fans unser grosses Poster auf der Intercomic in Köln kaufen.   
Kleines Wunder: Wie eingangs erwähnt.

Abbildungen © Finix Comics
Foto © Marc Schnackers


Weiterführender Link: Homepage Finix Comics


More Finix:

Ein weiterer neuer Finix-Titel, der auf der Wunschliste vieler Mitglieder des Vereins stand,  kann inzwischen ebenfalls bekannt gegeben werden. Ab Januar 2012 startet man mit Band 8 die Serie Der rote Falke.

Der historische Comic aus dem Universum der Serie Die sieben Leben des Falken erlebte drei Bände bei Feest Ende der 1980er Jahre und wurde dann von 2001 bis 2003 bei Kult Editionen bis Band 7 fortgesetzt. Insgesamt umfasst die Reihe zehn Alben.

Man überlegt sich hier sogar, die auf dem Sammlermarkt sehr gesuchten Bände 1 bis 3 in einer etwas kleineren Auflage als Hardcoveralben neu aufzulegen. Derzeit wird das allgemeine Interesse zu dieser Idee sondiert. Wer sich dafür interessiert, sollte dies im Finix-Forum melden.