Vor rund zwei Jahren gründete Jano Rohleder einen Comicverlag. 2013 startete er mit einer Gesamtausgabe von Monster Allergy sein Programm. CRON befragte den noch jungen Verleger nach dem Stand der Dinge.
dani books: Ein Kessel Buntes für jeden Geschmack
Akte X, Monster Allergy, Webcomics & more
Interview mit Jano Rohleder
Auf dem Internationalen Comic-Salon 2014 in Erlangen war dani books zum ersten Mal mit einem Stand vertreten. Mit den Italienern Giovanni Rigano und Paola Antista sowie dem Iren Stephen Mooney wurden gleich drei internationale Künstler aufgeboten, die Neuheiten signierten.
CRON fragt. Jano Rohleder antwortet.
Interview mit dem Verleger.
Jano, fangen wir mit der Bilanz von Erlangen an. Dein erster Stand auf dem Comic-Salon in der noch jungen Verlagsgeschichte. Wie war das Festival für Dich?
Na ja, man merkt natürlich schon ein bisschen, welchen Stand man da bei den Organisatoren, die einen halt wohl auch nicht kennen, hat, wenn man nicht nur in die winzigste Halle gestopft wird, sondern auch am ersten Tag hinkommt und beim (teuer bezahlten) Mobiliar – ohne Witz – sich schon die Hälfte auflöst. Das scheinen wohl die Sachen gewesen zu sein, die man sich nicht mehr getraut hat, den Ständen in den anderen Hallen zu geben. Der Schrank in der Ecke auf der Bank, der am ersten Tag noch im 10-Grad-Winkel von der Wand abstand, war dann am Sonntag entsprechend auch bei langsam bedrohlich werdenden 45 Grad. ;)
Comic-Salon 2014: Jano Rohleder im Kreise seiner Künstler
Aber na ja, wir haben das Beste draus gemacht und zumindest umsatzmäßig kann ich mich nicht beschweren. Ich hab mein Idealziel (das ich gar nicht mal wirklich erwartet hatte zu erreichen) jeden Tag deutlich übertroffen und schon am ersten Tag deutlich mehr Umsatz gehabt als letztes Jahr an drei Tagen München zusammen. Den vorbeischauenden Lesern scheint’s auch Spaß gemacht zu haben und den Zeichnern am Stand sowieso, von daher war alles super. Ich weiß natürlich nicht, ob ich in einer der »richtigen« Hallen nicht doppelt so viel Umsatz oder so gemacht hätte, aber da ich das nicht weiß, stört mich das auch nicht. ;)
Jedenfalls bin ich aber nun schon mal gespannt, wo mein Stand beim nächsten Mal hinverfrachtet wird. Zumindest werde ich da wohl die anderthalbfache oder doppelte Standgröße der zehn Quadratmeter von diesem Mal buchen, denn die erschienen zwar zunächst auf dem Papier recht groß, waren dann in der Realität aber doch etwas beengt, wenn man das komplette Programm dabei hat und noch drei Zeichner zum Signieren und Zeichnen da sind.
Gutes Stichwort. Wie schaffst Du es, so viele Zeichner zu betreuen?
Ach, das ist kein Problem, die sind in der Regel sehr pflegeleicht. Gerade bei Giovanni Rigano und Paola Antista, mit denen ich jetzt schon öfter unterwegs war, ist das gar kein Ding und auch Stephen Mooney war super nett und unkompliziert. Die sind ja alle schon groß und können sich außerhalb der Signierstunden dann auch mal selbst beschäftigen bzw. sich das Festival angucken oder ein bisschen in der Stadt rumlaufen, bevor man sich dann wieder zum Essen trifft. ;) Die Organisation insgesamt mit Flügen, Bahntickets, Hotelzimmern, Essen etc. ist natürlich etwas Arbeit, macht aber auch Spaß und lässt sich dank Internet schnell und einfach erledigen und den bestmöglichen Preis bekommt man auch noch.
Das Aufwändige ist aber sowieso generell nie die Zeichnerbetreuung, sondern die der Kunden … denn wenn zwei Zeichner gleichzeitig signieren und entsprechend viele Leute gleichzeitig was am Stand kaufen wollen, kann man natürlich nicht immer alle parallel bedienen. Deshalb hatte ich für Erlangen auch einen Schulfreund dabei, um ein bisschen beim Verkauf etc. zu helfen. Ohne Hilfe wäre das auch gar nicht zu schaffen gewesen, zumal man als Verlagsleiter bzw. einziger existierender Verlagsvertreter das »Problem« hat, dass alle fünf Minuten jemand von der Seite kommt, der eine Viertelstunde mit einem quatschen will und sich nicht so wirklich dafür interessiert, dass man eigentlich gerade zehn Kunden vor einem stehen hat, die einem zum Teil schon Geld in die Hand gedrückt haben und was kaufen wollen. ;) Ohne einen zusätzlichen Mitarbeiter hätte ich die »Plauderleute« dann alle unhöflich wegschicken müssen und wäre doch ein winziges bisschen im Stress gewesen. Stressig war es so zwar natürlich auch immer noch, aber die vier Tage Erlangen haben sich trotzdem in jeder Hinsicht gelohnt.
Vor knapp einem Jahr wurde sehr viel angekündigt, ein Erwachsenenprogramm, ein All-Ages-Programm, erschienen ist davon bis heute nur ein Teil. Woran liegt's?
Na ja, also von dem angekündigten Erwachsenenprogramm liegen mittlerweile alle Titel komplett vor. Aus dem geplanten All-Ages-Programm sind auch einige Titel erschienen, bei dem Rest gab es entweder Verzögerungen bei den Verträgen (betraf zum Beispiel Isnogud) oder dem Material (betraf unter anderem vor allem Monster Allergy). Wenn ein solcher Fall vorlag und sich dieser mittlerweile geklärt hat, werden die entsprechenden Bände dann demnächst erscheinen, falls sie es nicht bereits sind.
Darüber hinaus gibt es dann noch die Titel, die ich gerne mag und gerne baldmöglichst bringen möchte, bei denen ich aber überhaupt keine Ahnung habe, ob und wie die sich in Deutschland verkaufen, weshalb ich da aufgrund der Erfahrungen der Vergangenheit etwas vorsichtiger geworden bin. Das heißt nicht, dass die jetzt ewig auf Eis liegen, aber ich muss ausloten, wann und in welcher Form es am sinnvollsten ist, die zu veröffentlichen.
Chosp ist beispielsweise ein super lustiger Comic von Alessandro Barbucci (Monster Allergy; Ekhö), der aber auch etwas speziell ist, weil er als Euromanga konzipiert wurde und der erste Band deshalb auch ursprünglich in Spanien im kleinen Taschenbuchformat erschien. Für die französische Ausgabe im Albenformat bei Soleil wurde dann zwar eine farbige Fassung des ersten Kapitels angefertigt, während die restlichen fünf aber in Schwarzweiß blieben. Der zweite Band, der direkt für Soleil entstand, war hingegen vollfarbig. Mein Verdacht war da nun mittlerweile, dass die Leser, denen das Schwarzweiße im ersten Band nicht passt, gar nicht erst auf den zweiten (vollfarbigen) Band warten … und zwei Bände, die keiner kauft, zu bringen, ist noch tierisch viel teurer, als nur einen Band, den keiner kauft. Bislang hatte ich da noch keinen Ausweg gesehen, da die Bände eigentlich wegen der unterschiedlichen Lizenzgeber (Planeta in Spanien bei Band 1 und Soleil in Frankreich bei Band 2) unabhängig voneinander laufen. Dafür hat sich aber jetzt vor paar Tagen auch eine Lösung gefunden und ich kann voraussichtlich doch beide zusammen in einen Sammelband im Stil meiner Monster-Allergy-Bände packen. Alessandro findet die Idee auch gut und für mich bedeutet das gleich mal ein deutlich kleineres finanzielles Risiko, selbst wenn den Band am Ende nur ein paar Leute kaufen.
Bei den anderen noch nicht erschienenen Titeln – wie z. B. den Dare Detectives und The Deep – ist die Sache ähnlich gelagert. Das sind super Comics, aber wenn die halt keiner kauft, weil sie keiner kennt (bzw. sie kein Comichändler bestellt, weil er sie nicht kennt), sehen die Auslieferzahlen am Ende nicht sooo super aus. Und Titel, die bei 200 bis 300 ausgelieferten Exemplaren (von sowieso schon nur 1000 bis 1200 gedruckten) rumdümpeln, hab ich schon genug … unter anderem auch das tierisch teuer zu produzierende und mit zig Preisen ausgezeichnete Jim Henson’s Tale of Sand, das im März erschienen ist, aber leider bei uns wohl keiner haben will (oder der potenzielle Leser halt gar nicht erst weiß, dass es den Band gibt, selbst wenn er/sie ihn vielleicht kaufen würde).
Daher muss ich künftig immer abwägen, wann und in welchem Format sich etwas zu veröffentlichen lohnt, denn es können nur Sachen zuverlässig erscheinen, wenn immer ein unbekannterer Titel möglichst zusammen mit einem sicher gut laufenden veröffentlicht wird, der die nicht so toll laufenden Umsätze dann ein bisschen abfängt. Wenn ich nämlich fünf Sachen auf einmal bringe, von denen fünfmal nichts gekauft wird, kann ich in der Folge nichts mehr drucken lassen, weil dann schlichtweg nicht genug Geld wieder reinkommt. Wenn hingegen eine Sache, die potenziell weniger gut verkauft wird, zusammen mit einem Band, der halbwegs gut läuft, erscheint, streut sich das ein bisschen und es kommt erst mal wieder ein bisschen was an Druckkosten wieder rein, mit denen dann ein weiterer Band angegangen werden kann. Von jeglicher Art von Gewinn ist das dann natürlich immer noch meilenweit entfernt, funktioniert aber zumindest so, dass weiterhin regelmäßig Titel erscheinen können (darunter dann vielleicht auch mal hoffentlich ein super erfolgreicher, der das komplette restliche Programm über Jahrzeeeehnte querfinanziert … ;)).
Einen verlässlichen Programmplan scheint es nicht zu geben. Im dani-books-Forum gibt es eine unverbindliche Vorschauliste. Was erscheint in den nächsten Monaten konkret?
Das ist korrekt. Ich gebe derzeit keine längeren Vorankündigungen mehr raus, weil sich da, wie sich in der Vergangenheit gezeigt hat, immer mal was verschieben kann. Sei es durch externe Einflüsse (Vertragsverzögerung, Materialverzögerung) oder durch bewusste Entscheidungen (siehe vorherige Frage). Von daher nenne ich konkrete Termine derzeit nur noch, wenn ein Band innerhalb von ein paar Tagen definitiv in den Druck geht. Gleiches gilt für Ankündigungen neuer Titel. Die Frage kann ich also nicht wirklich mit festen Terminen beantworten, aber zumindest sagen, dass als Nächstes – wohl gegen Mitte/Ende September – Monster Allergy – Die monstermäßige Gesamtausgabe 4 sowie das überformatige Richard Löwenherz-Doppelalbum kommen. Außerdem sollen dieses Jahr noch der dritte Band der zehnten Akte-X-Staffel erscheinen sowie die Folgebände der von Panini übernommenen Reihen Morning Glories und Fatale. Das sind die ziemlich sicheren Kandidaten, da das auch die Titel sind, die mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit genug Einnahmen bringen.
Im Idealfall soll im Herbst außerdem der Danger Girl-Doppelband »The Chase!/Mayday« erscheinen, der die diesjährigen beiden Miniserien aus den USA enthält, und vor Weihnachten möchte ich Herobear Band 1 »Das Erbe« sowie Amulet Band 1 »Die Hüterin des Steins« bringen. Beide sind mehrfach preisgekrönt und besonders Amulet ist in den USA bei Kindern extrem beliebt … allerdings sind das halt auch wieder so Titel, wo sich überhaupt komplett gar nicht einschätzen lässt, ob die bei uns ebenfalls gut laufen oder am Ende wieder bei 200 ausgelieferten Exemplaren rumdümpeln. Aufgrund der im Winter spielenden Thematik beider Geschichten und des Vorweihnachtsgeschäfts hoffe ich jedenfalls, dass eine Veröffentlichung vor Weihnachten die sinnvollste Lösung für beide Bände ist. Ach ja – und zudem wird natürlich Präsident Isnogud direkt in den Handel kommen, sobald die Übersetzung fertig ist.
Was darüber hinausgeht, also ab Anfang 2015 erscheint, kann ich derzeit noch nicht konkretisieren, da ich von November bis März erst mal meine Magisterarbeit schreibe und auch noch das eine oder andere Disney-Projekt bei Egmont betreue. Es wird zwar in den ersten Monaten des Jahres sicherlich trotzdem eins, zwei Titel geben, aber darum kümmere ich mich, wenn’s so weit ist. ;)
Im Frühjahr hast Du mit Hilfe von Crowdfunding versucht, eine Bombo-Plüschfigur nach einem Charakter aus Monster Allergy zu finanzieren. Gerade mal Fünf und ein paar Zerquetschte haben sich dafür interessiert, obwohl das international aufgezogen war. Was sagt Dir das?
Also, zunächst mal: Es waren immerhin *13* Leute, nicht fünf, die sich dafür interessiert haben. ;) Und von denen haben elf einen Bombo bestellt.
Was mir das sagt, ist, dass Leute nicht gern viel Geld für Plüschfiguren ausgeben, denn der Bombo war halt mit 58 Euro (bzw. noch mehr bei Auslandsversand) schon recht hochpreisig. Wenn man das im Verhältnis dazu sieht, dass die von Schildkröt hergestellte Bino-Maus zur Kids-Show Bim Bam Bino von Tele 5 im Jahr 1992 bereits 99 Mark gekostet hatte, ist das für eine in Deutschland aufwändig handgefertigte Plüschfigur zwar nicht wirklich teuer … aber es muss halt trotzdem wer da sein, der das ausgeben möchte … was wohl nicht sooo der Fall war. Ich konnte den Bombo allerdings auch nicht billiger machen, weil ich den sowieso bereits zum Einkaufspreis abgegeben habe und ich nur einen niedrigeren Produktionspreis bekommen hätte, wenn ich gleich die zehnfache Menge der jetzt produzierten 25 hätte herstellen lassen. Dann hätte ich die zwar vielleicht pro Stück für 40 Euro abgeben können, hätte allerdings auch erst mal eine Garage voll Bombos …
Wie dem auch sei … die 25 hergestellten Bombos bin ich bis auf zwei noch zum Verkauf verfügbare Exemplare mittlerweile alle losgeworden, sodass das jetzt kein riesiges Minusgeschäft war oder so … und jeder, der einen Bombo bekommen oder auch nur mal in echt gesehen hat, liebt ihn heiß und innig. Alessandro hat sich nach Erhalt seines Bombos auch vielmals bedankt, dass ich so eine tolle Figur habe produzieren lassen und dass sie ja in echt noch viel besser als auf den Bildern aussehen würde.
Ist es nicht sinnvoller, nach dem Motto »Schuster bleib bei deinem Leisten« zu arbeiten, immerhin kosten solche Merchandising-Spielereien oder Sammelkarten auch Ressourcen?
Möglich, aber wenn ich immer danach ginge, was vielleicht andere Leute für »sinnvoll« halten, hätte ich gar nicht erst meinen Verlag gegründet. Die Merchandise-Sachen sind zwar natürlich Ausnahmen, wird es aber zu Monster Allergy auch künftig geben (eine weitere ist gerade in Vorbereitung). Zum einen ist das für mich selbst – im Gegensatz zu den Büchern – so gut wie keinerlei Arbeitsaufwand, weil ich dabei immer nur absegnen oder kritisieren muss, was andere für mich herstellen ;) … und zum anderen ist es natürlich ganz cool, der weltweit erste Produzent dieser Sachen zu sein. Denn Plüsch-Bombos oder auch MA-Schlüsselanhänger sind weltweit exklusive dani-books-Artikel, die es vorher noch nie irgendwo gab – nicht mal bei Erstveröffentlichung der Reihe vor zehn Jahren in Italien. Von daher sehe ich keinen Grund, den Fans da nicht auch weiterhin immer mal wieder die eine oder andere Überraschung zu bieten, solange ich damit keinen Verlust mache, der die Veröffentlichung weiterer Bücher gefährden würde.
Nun noch mal zu Isnogud. Wie ist hier der genaue Stand?
Klaus Jöken, der auch für die deutschen Texte von Asterix und Lucky Luke verantwortlich zeichnet, übersetzt den Präsident Isnogud-Band gerade noch. Das dauert ein bisschen, weil Isnogud die französische Reihe mit den mit Abstand am meisten und übertriebensten Wortspielen ist, die natürlich so sinnvoll und unterhaltsam wie möglich ins Deutsche übertragen werden sollen, während der Rest – ebenfalls natürlich – inhaltlich möglichst nah am Original bleiben muss. Sobald mir die Übersetzung vorliegt, wird der Band gelettert und geht dann direkt in den Druck. Ich denke mal, dass das noch vor Jahresende sein wird.
Welche Serie oder welche Comics verkauften sich bislang am besten?
Eindeutig Monster Allergy und Akte X – Staffel 10. Bei beiden bewegen sich die Auslieferzahlen glücklicherweise in Bereichen, die bereits im Erscheinungsmonat nahezu komplett die Druckkosten decken … und auch nicht abreißen, sodass die Bände über kurz oder lang immer komplett kostendeckend sind. Der erste Monster Allergy ist jetzt gerade im Juni in die Zweitauflage mit weiteren 1000 Exemplaren gegangen und auch der im Juni erschienene Band drei hat sich gleich wieder sehr gut verkauft. Es braucht also niemand Angst um die Zukunft der Serie zu haben, auch wenn es manchmal ein bisschen bis zum nächsten Band dauert. ;) Denn meine bestlaufende Reihe werde ich natürlich sicher nicht einstellen … was ich aber auch – wie schon vor Beginn der Veröffentlichung erwähnt – bei niedrigeren Verkaufszahlen nicht gemacht hätte oder machen würde, weil MA einfach meine persönliche Lieblingsreihe ist.
Die Fragen stellte Matthias Hofmann
Abbildungen © dani books
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