Bonus-Track [7]: Interview mit Fix und Foxi Zeichner Bone Buddrus

Bonus-Track [7]

Für viele der Artikel im COMIC REPORT 2011 wurde zusätzliche Recherche betrieben, nicht selten auch in Form von Kurzinterviews. Informationen daraus wurden zwar in die Beiträge eingearbeitet. Da der erste CR inhaltlich jedoch aus allen Nähten geplatzte, mussten manche Artikel in der Layoutphase radikal gekürzt werden. Den einen oder anderen Beitrag werden wir, wie die Rezensionen, als »Bonus-Track« online veröffentlichen.

Nachfolgend ein Gespräch mit Bone Buddrus, dem Zeichner, der bei der letzten Inkarnation von Fix und Foxi auf Diana Lazaru folgte und jeweils die Titelstory und die Coverillustration zeichnete bis zur Einstellung der Serie im Dezember 2010. Die Fragen stellte Matthias Hofmann


»Nach einem Blick ins Forum ging mir der Allerwerteste auf Grundeis«

Interview mit Bone Buddrus

Wie kamst Du zu dem Job »Fix-und-Foxi-Zeichner«?

Da ich mit Comics lesen gelernt habe, waren Comics immer auf meinem Radar, auch wenn ich vor vielen Jahren aufgehört habe zu sammeln. Ich kam auf die Idee mir ein weiteres Standbein zuzulegen und setzte mich mit Peter Höpfner von Ehapa in Verbindung. Er bat mich einige Sachen zu zeigen und ich schrieb eine Geschichte, die auf 26 Seiten im LTB-Format ausgelegt war und illustrierte und kolorierte die ersten vier Seiten. Wenige Tage später führte ich ein sehr nettes Telefonat mit ihm, in welchem er sich durchaus begeistert zeigte, aber schon damals darauf hinwies, dass er nicht der Entscheidungsträger sei, sondern alles über Kopenhagen abgewickelt würde. Aber er wolle mich empfehlen.

Bei Egmont mahlen die Mühlen langsam und nachdem ich Peter Höpfner monatelang per Mail auf die Nerven ging, ohne eine Antwort aus Dänemark zu erhalten, sah ich mich anderweitig um. Ich kaufte mir Fix und Foxi (die August-Ausgabe »Einbruchsicher«), um über das Impressum an Adressen zu kommen.

Ich setzte mich also morgens an meinen Zeichentisch und scribbelte drauf los. Ich hatte die Figuren noch gut genug im Kopf, um nicht auf Vorlagen zurück greifen zu müssen. Das Ergebnis war die Zeichnung, die auf Kaukapedia als »Charakterskizzen« zu sehen ist. Der blaue Stift ist übrigens ein Überbleibsel aus meiner Zeit als Animator. Wenn man diese Zeichnung auf einen Kopierer legen würde, käme nur ein weißes Blatt Papier heraus. Dieses Blau »sehen« Kopierer nicht und deshalb eignet sich diese Farbe hervorragend, um direkt darauf Reinzeichnungen zu machen.

Mittags mailte ich diese Zeichnung an Martin Soeffker und am frühen Abend, durch einen Anruf von ihm, war ich als Chefzeichner engagiert. Meine Überraschung lässt sich nicht wirklich in Worte fassen, da ich eigentlich davon ausging, dass wenn aus meiner »Bewerbung« etwas werden sollte, ich höchstens Scribbles für den redaktionellen Teil machen würde oder vielleicht einen Lupo-One-Pager.

Martin rief mich also an und merkte relativ schnell, dass ich sehr unkompliziert bin. Wir einigten uns auf einen Preis und er eröffnete mir, dass ich bereits die Ausgabe für Oktober machen soll. Das hieß, sofort als Chefzeichner anfangen. Eigentlich hätte ich mir gerne den Titel durch harte Arbeit erworben und nicht einfach verliehen bekommen. Zudem hatte ich auch Bedenken, dass Diana [Lazaru, Anm. der Red.] sich übergangen fühlen könnte, aber Martin war da sehr konsequent.

Was ich nicht wusste, war, dass gerade ein oder zwei Tage zuvor Nadia gekündigt hatte und New Ground Publishing (NGP) plötzlich nur noch mit einer Zeichnerin dastand, die das Volumen in der verbleibenden Zeit bei aller Genialität nicht alleine hätte wuppen können. So bin ich buchstäblich innerhalb eines Tages in das Abenteuer Fix und Foxi geschliddert.

Die Resonanz auf Deine Zeichnungen war sehr positiv. Wir wagten im COMIC REPORT 2011 gar den Satz: »Der Beste kam zuletzt.« Was hat dir an dem Job am meisten Spaß gemacht?

Das meine Zeichnungen dem Großteil der Leser gefielen, war mein absolutes Glück! Ich hatte ganz zu Beginn meiner Arbeit natürlich Kontakt aufgenommen zu den Autoren und »meiner« Coloristin Alice Winkler und bin zwischen den Zeilen gewarnt worden, dass da unter Umständen »ein rauer Wind weht«. Nach einem Blick ins Forum ging mir der Allerwerteste auf Grundeis, aber da ich auch schon einige Jahre Berufserfahrung auf dem Buckel habe, kam dann auch eine gewisse Kaltschnäuzigkeit ins Spiel. Ich dachte mir, in diesem Augenblick ist Martin das Maß aller Dinge, und wenn es ihm nicht gefällt, wird er mir das schon sagen.

Apropos Grundeis: drei Tage, nachdem ich angefangen hatte zu zeichnen, rief mich Martin an und fragte mich, ob er schon etwas von meinen Zeichnungen sehen könne.

Er druckste herum, machte aber ziemlich deutlich, dass er gerne JETZT etwas sehen würde. Ich kann nur vermuten, dass er unter einem ziemlichen Druck von wem auch immer stand. Also mailte ich ihm während des Telefonats die Reinzeichnung der oberen Hälfte von Seite 5 der zukünftigen Oktober–Ausgabe. Das war wohl dann die erste ruhige Nacht für Martin seit Nadia gekündigt hatte ...

Eine absolute Freude war es für mich als Zeichner als Martin bei einem späteren Gespräch, als klar war, dass die Oktober-Ausgabe reibungslos über die Bühne gehen würde, mich fragte: »Sag mal, Bone, WO warst du in den letzten Monaten?« Das ließ mich fühlen, dass meine Arbeit und meine Art zu arbeiten geschätzt wurde.

Das größte Vergnügen beim Zeichnen war wohl das Gefühl, sich auf vertrautem Territorium zu bewegen. Ich musste mir nichts Neues ausdenken, ich brauchte einfach nur darstellen, was ich seit meiner Kindheit in Bezug auf Fuxholzen im Kopf hatte. Toll war es auch durch meine Arbeit dem Fix und Foxi-Kosmos einen Teil von mir hinzuzufügen. Massimo Fecchi ist einer meiner Lieblingszeichner und der Gedanke an etwas arbeiten zu können, dem er und Leute wie Grangel ihre Stempel aufgedrückt und zum Leben erweckt haben, war einfach großartig! Ich habe mich zwar in Grund und Boden geschämt als in einer Rezension sein und mein Name in einem Satz erwähnt wurde, andererseits hat es mich auch total mit Stolz erfüllt.

Wie bist Du mit den Styleguides und dem Zeitdruck klar gekommen?

Von einem Computerspiele-Projekt vor einigen Jahren hatte ich noch einen Styleguide, der FF im Stil der Sechziger durchzog. Fand ich fürchterlich. Das waren nicht die Fix und Foxi, wie ich sie kannte und mochte. Also lud ich mir die aktuellen Style Guides vom NGP-Server herunter, nur um festzustellen, dass die mir auch nicht besser gefielen. Das war wohl der letzte Styleguide von Helmut Murek. Ohne arrogant klingen zu wollen, tat ich das Einzige, was mir in dieser Situation weiterhalf: Ich ignorierte den Styleguide komplett und orientierte mich an Fecchi. Ich hatte noch einige alte FF im Schrank und schoss einen großen Packen auf eBay. Dies tat ich weniger, um einen Stil zu imitieren, sondern um auf der sicheren Seite zu sein was Kostüme und Settings anbelangt.

Martin ließ mir komplett freie Hand (obwohl er erst mit meinem Lupinchen nicht soviel anfangen konnte) und mischte sich nicht ein. Ich glaube Frau Kauka tat sich ein bisschen schwer mit meinen Zeichnungen, aber das ist nur eine Vermutung.

Der Zeitdruck bei der ersten Geschichte war enorm! Mein Glück war, dass die Autoren sich bereits die Mühe gemacht hatten, ihre Geschichte in Seiten und Panels aufzuteilen. Ein weiteres Glück war, dass sich ab der Oktober-Ausgabe die Zeilen von fünf auf vier pro Seite verringerten. Das war mir zu Beginn gar nicht bewusst.

Ich hatte ab der ersten Ausgabe 19 Tage Zeit, um 15 Seiten, das Titelbild und das Vorschaubild zu zeichnen und zu tuschen. Beim »ersten Mal« eine echte Tour de Force! Das Abgabedatum konnte ich nicht überziehen, da hinter mir ja noch Alice und Sabine (Schröder, macht aus vielen einzelnen Bildern ein fertiges Heft) dranhingen, die auch ihre Zeit brauchten. Da ich mir aber über viel Jahre hinweg eine gewisse Organisation und Durchhaltevermögen angewöhnt habe, lief es eigentlich bei allen Geschichten im Endeffekt auf jeweils zwei oder drei Nachtschichten hinaus. Alles andere waren normale Arbeitstage. Auch konnte ich mich auf Alice blind verlassen. Zu Beginn einer Ausgabe mailte ich ihr, was auf uns zu kommt und wie ich mir einige wenige Sachen wünschen würde. Gerade bei »Lupo, der Rote« schickte ich ihr jede Menge Bilder von Nordlichtern und der Küste Grönlands, die ich im Internet gefunden hatte. Fast immer hat sie meine Erwartungen übertroffen.

Wie lange hast Du für eine Seite Fix und Foxi gebraucht?

Ich hätte gerne länger Zeit gehabt, aber es lief darauf hinaus, dass ich pro Tag eine Seite gezeichnet und getuscht habe. Das lag nicht nur an den Abgabeterminen, sondern auch an der Gage pro Seite. Um alle Fixkosten zu bezahlen, musste ich lukrative Jobs neben FF übernehmen, die ebenfalls ihre Zeit brauchten. Übrigens hat keiner der Kreativen FF als Hauptjob bestritten. Deshalb musste ich Abstriche machen was die Hintergründe anbelangt. Es gibt alte Geschichten aus den Achtzigern, in denen jedes einzelne Panel mit einem detaillierten Hintergrund versehen wurde. Das war meine eigentliche Messlatte. Dann gab es aber auch Geschichten, in denen pro Seite vielleicht zwei, drei Panels einen Hintergrund besaßen, während alle anderen mit uni Farbflächen oder Wischern auskamen. Da ich feststellte, dass gerade diese letzte Art und Weise Hintergründe zu behandeln manchmal einen besseren Lesefluss boten, hielt ich mich daran. Volle Hintergründe in jedem Panel wären für mich zeitlich gar nicht möglich gewesen.

Erreichen konnte ich dieses Tempo nur, weil ich recht grobe Vorzeichnungen machte und dann mit einem Wacom-Tablett digital die Tuschezeichnungen erstellte. Auch die Bubbles und der Text wurden als allerletzter Schritt am Rechner von mir ausgeführt, meine Vor- und Tuschezeichnungen sind komplett ohne Bubbles.

Welche Beschränkungen gab es? Oder andersrum gefragt, gab es spezielle Vorgaben, was möglich und nicht möglich war?

Beschränkungen hatte ich gar keine.

Ich hatte zwar befürchtet aus allen Zeichnungen die Pfeife von Onkel Fax wieder herausretuschieren zu müssen (was echt ein Dilemma gewesen wäre, weil man damit so ausdruckstarke Gesten erzeugen kann), aber es kam niemals auch nur ein Kommentar dazu. Auch die Cameos von Spider-Man, Obi-Wan Kenobi, Batman, Joker und einem Avatar in der Halloween-Straßenszene sind glatt durchgegangen.

Ideen von Alice und mir wurden sogar freudig aufgenommen und fanden ihren Weg in die fertige Geschichte. So hat Alice das Kostüm von Stops in der Halloween-Geschichte nicht als Werigel erkannt und hat farblich einen Yeti aus ihm gemacht. Das gefiel mir so gut (abgesehen davon, dass er als Werigel ja auch einfach nur braun gewesen wäre und die Geschichte schon genug dunkle Farben hatte), dass ich Rebecca fragte, ob wir das so lassen können. In der nächsten Geschichte »Lupo, der Rote« sollte der Regisseur Kitschrock heißen, was zwar eine gewisse Kontinuität innerhalb des gesamten Kanons gebracht hätte, mir aber etwas zu altbacken vorkam. Immerhin ist Hitchcock seit dreißig Jahren tot und die eigentliche Zielgruppe wird ihn kaum noch kennen. Ich schlug Jerry Bruckheimer vor, der, zugegebenermaßen als Produzent und nicht als Regisseur, für Filme wie Transformers, Fluch der Karibik, CSI und Duell der Magier verantwortlich ist, und da doch etwas bekannter sein dürfte. Außerdem konnte man seinen Namen besser veralbern.

In »Der Weihnachts-Fax« habe ich dann in Absprache mit den Autoren die untere Hälfte von Seite 10 und die kompletten Seiten 11 und 16 aufbohren dürfen. Ursprünglich sollte Fax einfach aus seinem Schlitten steigen und alles wäre gut gewesen. Ich war aber der Meinung, dass wir dem Leser den Schanzensprung nicht vorenthalten dürfen, nachdem wir genau deswegen eine solche Panik verbreitet hatten.

Auch minimale Textänderungen oder Kürzungen (auf Papier sehen manche Sätze bei Weitem nicht so lang aus, wie in der Sprechblase) waren kein Problem. In den meisten Fällen brauchte ich da keine Rücksprache halten, weil ich sicher stellte, dass der Sinn komplett erhalten blieb. Ich denke, dass sich alle Beteiligten sehr sicher in Bezug aufeinander fühlten, da wir alle an einem Strang zogen und etwas Gutes auf den Weg bringen wollten.

Wenn Fix und Foxi zurückkehren würde, wärst Du wieder dabei?

Ein ganz klares JA. Ich habe die Zeit als sehr angenehm empfunden und bin der Meinung, mit entspannten Profis gearbeitet zu haben.

Ich habe gehört, dass es eine Zeit gab, in der die damals Beteiligten dies nicht so empfunden haben, aber spätestens zur November-Ausgabe hatten wir Ruhe in den Ablauf gebracht. Der Vorlauf der Dezember-Ausgabe war so groß wie seit Beginn des Projektes nicht und so konnten wir ruhige Feiertage genießen ohne am Computer sitzen zu müssen. Als ich erfuhr, dass Diana zum Dezember gekündigt hatte (wir hofften damals noch, dass es weitergehen würde), schlug ich Martin vor, zusätzlich auch noch die Nebenstory zu zeichnen. Das zeigt mein Vertrauen in den reibungslosen Ablauf. Umso mehr ist es zu bedauern, dass gerade zu diesem Zeitpunkt das Heft eingestellt wurde.

Dieser reibungslose Ablauf ist auch vor dem Hintergrund interessant, als dass ich niemand von den Leuten, mit denen ich so eng zusammengearbeitet habe, jemals persönlich kennen gelernt habe. Ich weiß wie die anderen aussehen (Ich habe mir Fotos mailen lassen, um sie im letzten Panel von »Der Weihnachts-Fax« zu karikieren), habe mit einigen oft und viel telefoniert und gemailt, wir sind uns aber nie persönlich begegnet.

Ich hatte nach der Einstellung von FF auch eine Mail an Frau Kauka geschrieben, in der ich mich bedankte und meiner Hoffnung Ausdruck verlieh, dass es FF bald wieder geben wird, habe aber leider keine Antwort bekommen.

Trotzdem hat mir diese Erfahrung eine Menge Spaß gemacht und ich wäre jederzeit wieder mit dabei!


Abbildungen: Selbstporträt © Bone Buddrus; Fix und Foxi Woldcopyright © Rolf Kauka 1953/2000 Promedia Inc. 2000/2001