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Gestorben: Philippe Delaby

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Der belgische Comiczeichner Philippe Delaby ist am 28. Januar 2014 an einem Herzversagen gestorben. Zu seinen bekanntesten Serien zählen Murena und Ritter des verlorenen Landes. Er wurde 53 Jahre alt.

Rest In Peace: Philippe Delabybelgium48
(26.01.1961 - 28.01.2014)

delaby foto dargaud Seine Karriere als Comiczeichner begann der im belgischen Tournai geborene Delaby erst relativ spät, als er 1987 im Magazin Tintin seine ersten Comics veröffentlichte. Das waren Kurzgeschichten, die er nach Texten von Yves Duval gestaltete und die noch stark von dem Stil eines seiner Vorbilder geprägt waren: William Vance.

Zusammen mit Duval entstand Ende der 1980er Jahre auch seine erste lange Geschichte, die Lebensgeschichte von Richard Löwenherz, die 1991 als Album erschien. Damit war seine Leidenschaft für historische Stoffe bereits angelegt, der er auch in den folgenden Jahren treu bleiben sollte. So auch in der mit Jean-Luc Vernal realisierten Serie Bran, die im Tintin-Nachfolger Hello Bédé vorveröffentlicht und 1993 als Album aufgelegt wurde.

etoilepolairecouv01Als die Publikation des Magazins Tintin bzw. Hello Bédé strauchelte, erhielt Philippe Delaby aufgrund seiner rasanten und sichtbaren zeichnerischen Entwicklung bereits 1994 die Gelegenheit, ohne Magazinveröffentlichung sein nächstes Projekt zu veröffentlichen: für die Serie L'Étoile polaire, von der bis 1996 drei Alben entstanden, hatte Delaby die Hilfe des Szenaristen Luc Dellisse.

Im Jahr darauf lernte Delaby den Szenaristen Jean Dufaux kennen, mit dem ihn nicht nur berufliches Interesse verbindet, sondern in dem er auch einen sehr guten Freund gefunden hat. Der Zeichner über Dufaux: »Er hat für mich in vielen Dingen eine besondere Bedeutung! Jean hat mich nicht nur als Zeichner vorangebracht, sondern auch menschlich. Das ist für mich sehr wichtig. Wir ergänzen uns ideal, und ich habe überhaupt keine Lust, ihm irgendwann untreu zu werden...«

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Philippe Delaby (links) mit seinem Freund Jean Dufaux

Mit Jean Dufaux entstand Delabys wichtigste Serie Murena, von der im vergangenen Herbst in Frankreich mit viel Wirbel und Aufregung der 9. Band unter dem Titel »Les Épines« erschien, der dieser Tage auch in seiner deutschen Übersetzung als »Dornen« bei Kult Editionen herauskam (mehr dazu in ALFONZ Nr. 2/2014).

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Die im alten Rom angesiedelte Serie Murena wurde von Yves Schlirf, ihrem Herausgeber bei Dargaud initiiert, der auf der Suche nach guten realistischen Stoffen war, die dieselbe Qualität hatten wie Jacques Martins erfolgreiche Serie Alix, die Dargaud damals gerade an Casterman verloren hatte. Die Zukunft sollte dem verleger und seinen Autoren Dufaux und Delaby Recht geben, als in den darauffolgenden Jahren mit Filmen wie Gladiator eine regelrechte Renaissance der Sandalengeschichten folgte.

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Der Erfolg von Murena führte später dazu, dass Dufaux gemeinsam mit seinem Freund Delaby auch die Serie La complainte des landes perdues (dt. Ritter des verlorenen Landes) fortführte, von der zuvor schon vier Bände mit dem Zeichner Grzegorz Rosinski (Thorgal) entstanden waren. Auch diese Serie fand in Deutschland begeisterte Leser, zuletzt in der Fortsetzung bei Splitter.

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Man kann davon ausgehen, dass auf dem heute beginnenden Comic-Festival im südfranzösischen Angoulême in ganz besonderer Weise an Philippe Delaby gedacht wird. [VH]

Quelle: ActuaBD

Foto © Dargaud (Porträt), D. Pasamonik (L’Agence BD), Abbildungen © Dargaud/Kult Editionen