Neue Heimat für Hauptmann Veit

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Ab und an tauchen in der bunten Comiclandschaft Titel auf, die recht unvermittelt neue Farbtupfer setzen. Nofis Hauptmann Veit, dessen erster Band »BlutBruder« 2010 im Kleinverlag ars tempus ltd. erschienen ist, war so einer. Der historische Abenteuercomic, der zur Zeit des Deutschen Bauernkriegs spielt, hat mittlerweile bei der Edition 52 eine neue Heimat gefunden. CRON hat den in Marbach bei Stuttgart geborenen und seit langem in Hanburg ansässigen Autor und Zeichner Lutz Nosofsky, alias Nofi, über seine Faszination für das Mittelalter, über alte und kommende Alben und über eine mögliche Verfilmung des Stoffs befragt.

germany48

Interview mit Lutz Nosofsky
über seinen Comic Hauptmann Veit

Nofi, Du hättest Dir auch jede andere Epoche für Deinen Comic aussuchen können. Was macht gerade das 16. Jahrhundert so faszinierend? Nofi web

Ich stamme aus Marbach am Neckar. Vor mehr als 40 Jahren habe ich als Urlaubslektüre Wilhelm Zimmermanns Buch über den Deutschen Bauernkrieg gelesen. Und plötzlich kommt da Marbach in völlig anderen geschichtlichen Zusammenhängen vor – und zwar hochspannend. Von den Bauernkriegen hatte ich zwar vage in der Schule gehört, aber die Verbindung, die man dazu persönlich hat, war bei der späteren Lektüre natürlich eine andere. Ich habe nie verstanden, warum diese entscheidende Zeit zwischen ausgehendem Mittelalter und der Neuzeit in der öffentlichen Wahrnehmung völlig unterrepräsentiert ist. Eine Zeit einschneidender Veränderungen. Amerika, der Buchdruck und das Schießpulver wurden entdeckt. Ritter hatten nicht mehr so eine große Bedeutung, wurden plötzlich einfach vom Pferd geschossen. Für zirka fünzig Jahre bildeten sich die Landsknechtsheere heraus. Die Freiheitskämpfe, auch unter dem Einfluss der Reformation forderten in der Folge über 100.000 Tote, was für die Zeit ein wahnsinnig hoher Blutzoll war. Vertreter der Bewegung wie Götz von Berlichingen, Franz von Sickingen oder Florian Geyer sind bis heute in den Regionen lebendig. Auch die bunte Fahne der Bundschuh-Bewegung lebt noch heute als Regenbogenfahne der Friedensbewegung fort. Und doch weiß man wenig darüber. Es gibt zig tausende Ritterromane oder Comics, aber über die Zeit des Bauernkriegs gibt es eigentlich nichts.

Einen Historien-Comic historisch korrekt zu schreiben und zu zeichnen erfordert viel Aufwand. Wie viel Recherche steckst Du in jeden Band?

Da ich das Thema beinahe 40 Jahre am Wickel habe, habe ich mittlerweile einen ordentlichen Background. Ich bin vor Jahren drei, vier Wochen auch in die Region gereist, in der die Geschichte spielt. Ich komme ja aus der Gegend. Dort habe ich recherchiert und fotografiert, was man heute natürlich leichter auf Google Maps machen kann. Ich habe die Reihe jetzt auf acht Bände konzipiert, dafür bin ich noch einmal richtig in die Geschichte eingetaucht, um zu wissen, worauf man sich konzentrieren muss und was man weglassen kann. Wichtig war auch festzulegen, wie sich die einzelnen Handlungsstränge in der gesamten Geschichte entwickeln. Insbesondere die Recherche für die Anhänge, die geschichtlichen Bezüge für die einzelnen Bände, ist ungeheuer interessant und wichtig. Das rundet die Bände entscheidend ab und dadurch erhalten sie erst ein historisch unterhaltendes Niveau.

Beispielseite aus dem Bonusmaterial von Hauptmann Veit Band 1

Wo Du die Bände gerade ansprichst - während die ersten drei im Kleinverlag ars tempus ltd. erschienen sind, bist Du mittlerweile bei der Edition 52 untergekommen. Wie kam der Wechsel zustande und was erhoffst Du Dir davon?

Im vergangenen Jahr hat mich Uwe Garske von der Edition 52 während der Frankfurter Buchmesse gefragt, ob wir nicht einmal etwas zusammen machen könnten. Ich hatte davor ein Jahr lang versucht, selbst stärker in die Vermarktung zu gehen, was zwar überraschend gut lief, allerdings kam ich in dieser Zeit nicht zum Zeichnen, weshalb auch eine Lücke von zwei Jahren zum nächsten Band entstanden ist. Edition 52 ist ein geeigneter Partner, da die Leute dort ein gewisses Standing haben und sich für das Produkt einsetzen. Die Zusammenarbeit läuft jetzt ein knappes halbes Jahr sehr gut und ist mit dem Reprint des ersten Bands gestartet. Ich kann mich nun mehr aufs Zeichnen konzentrieren. Das ist für mich das Wichtigste.

Die Neuauflage des ersten Bands ist eine erweiterte Auflage. Was bietet sie zusätzlich?

Der eigentlichen Geschichte sind ja immer zwei Seiten Saga und zwei Seiten mit den Lebensumständen und mit der politischen Situation um 1500 vorangestellt. In der ersten Auflage fehlten noch die beiden Saga-Seiten, dies ist jetzt korrigiert. Der Text ist überarbeitet und bei den Bildern ist teilweise in die Farbe eingegriffen worden. Die wesentliche Veränderung findet sich jedoch im Anhang, der um sechs Seiten ergänzt worden ist. Darin sind auch zwei Seiten aus einer Vorläufergeschichte enthalten. Außerdem gibt es eine limitierte Premium-Edition mit einem signiertem Druck.

Beispielseite aus dem Bonusmaterial von Hauptmann Veit Band 1

Die Epoche scheint auch Künstler aus anderen Medien zu faszinieren. Nachdem ein aufwendiger Trailer zum Comic entstanden ist, war auch eine Verfilmung im Gespräch. Wie ist da der Stand der Dinge?

Der Trailer ist in Köln durch einen befreundeten Tonmeister entstanden. Der hat ihn dann rumgezeigt, und es zog seine Kreise. Ein internationaler Regisseur wollte die Rechte haben. Der sah darin bereits den Nachfolger von Game of Thrones (lacht). Eine Kölner Produktionsfirma hat dann zwei Jahre lang versucht, die Geschichte unterzubringen. Das ist nicht geglückt. Es köchelt aber weiter. Momentan wird mit Leuten aus Rumänien verhandelt. Möglich ist ein Film oder eine achtteilige Serie. Es kann aber auch sein, dass es nichts wird.

Udo Jürgens sang einst, dass mit 66 Jahren das Leben anfange. Dieses Jahr feierst Du selbst Deinen 66. Geburtstag. Fängt Dein Comicleben jetzt erst so richtig an?

Comics sind immer ein Zubrot. Aber ich muss ehrlich sagen, dass mich diese Arbeit am meisten erfüllt. Wenn ich an dieser Arbeit sitze, dann ist das das Größte für mich. 66, da denke ich manchmal auch: 'Oha!' Aber man ist so alt, wie man sich (an)fühlt. Um mich herum, in dem Alter, geht alle Welt in Rente und hat dementsprechend nur noch dieselben Themen. Das geht mir doch ziemlich auf den Keks. Das kommt für mich nicht infrage. Ich zeichne solange, bis mir der Stift aus der Hand fällt oder ich keine Lust mehr habe. Die Arbeit ist ja auch ein ständiger Jungbrunnen (lacht laut).

Momentan hält Dich die Arbeit am vierten Band jung. Kannst Du denn schon sagen, wann er erscheinen und wovon er handeln wird?

Der Band kommt im Sommer. Es ist der erste Band, der richtig in die Geschichte des Deutschen Bauernkriegs einsteigt – mit den Kämpfen im Raum Leipheim bei Ulm, später am Bodensee bei Weingarten. Es treten Thomas Münzer und Martin Luther auf, was ja ganz gut zum Jubiläumsjahr der Reformation passt. Neben der historischen Handlung geht natürlich auch Hauptmann Veits Geschichte weiter, zum Beispiel der Kampf gegen seinen Rivalen Raven. Außerdem gibt es da ja noch eine überaus attraktive Gefährtin, die allerdings ihren eigenen Kopf hat. Mehr will ich hier nicht verraten. Für die folgenden Bände möchte ich dann einen Veröffentlichungsrhythmus von einem Jahr einhalten.

Die Fragen stellte Falk Straub

Abbildungen © Edition 52

 


Hauptmann-Veit-Cover neu 

Die nackten Fakten

Hauptmann Veit 1 - BlutBruder (Edition ars tempus)

Story und Zeichnungen: Nofi

Luxusausgabe, Hardcover, 65 Seiten

ISBN: 978-3000324352

19,80 €

Hauptmann Veit 2 - Sickingen (Edition ars tempus)

Story und Zeichnungen: Nofi

Luxusausgabe, Hardcover, 93 Seiten

ISBN: 978-3000386398

29,90 €

Hauptmann Veit 3 - Gesetzlos (Edition ars tempus)

Story und Zeichnungen: Nofi

Luxusausgabe, Hardcover, 65 Seiten

ISBN: 978-3000478758

19,80 €

Hauptmann Veit 1 - BlutBruder, erweitere und überarbeitete Neuauflage (Edition 52)

Story und Zeichnungen: Nofi

Hardcover, 72 Seiten

ISBN: 978-3935229272

22,00 €

Hauptmann Veit 1 - BlutBruder, Vorzugsausgabe mit signiertem und limitiertem Druck (Edition 52)

Story und Zeichnungen: Nofi

Hardcover, 72 Seiten

29,00 €