Panini Programmvorschau 1. Halbjahr 2017 - Interview mit Alexander Bubenheimer

Die Spannung stieg bis zuletzt unaufhörlich an und die Fans verlangten ein Ende des Rätselratens über die zu erwartenden Neuheiten von Panini im ersten Halbjahr 2017. Jetzt geht es endlich los und CRON präsentiert die komplette Übersicht, die ergänzt wird durch ein Exklusivinterview mit Alexander Bubenheimer.

Panini Programm Januar bis Juni 2017
Interview mit Sales-Manager Alexander Bubenheimer

Alex, das Jahr neigt sich dem Ende. Grund genug, auch mal zurückzublicken. Wie war 2016 für Panini Comics? Was waren die größten Überraschungen und wovon habt ihr mehr erwartet?

Es war erneut ein sehr gutes Jahr. Die größte Überraschung war für uns, wie stark »Deadpool« insbesondere im Buchhandel rund um den Film abgeschnitten hat. Die Anthologie war ein echter Bestseller. Und wir danken Japan, Nintendo und dem Tenno für »Pokémon GO«.

Gerade erst liegt der Neustart des Marvel-Universums hinter den Lesern und schon startet das DC Universum neu durch. Was ist das besondere an »Rebirth« und welche Auswirkungen hat der Reboot auf eure Publikationen?

Mit dem Neustart des DC-Universums hat DC eine enorme Erfolgsgeschichte hingelegt, zuletzt aber bemerkt, dass sich ältere Leser im DC-Universum nicht mehr so heimisch gefühlt haben. Daher ist eine Verschmelzung von »New 52«-Ansätzen mit den Tugenden des klassischen DC-Universums eine gute Idee. Und tatsächlich, Rebirth ist in den USA sogar noch erfolgreicher gestartet, was sehr positive Aussichten für uns sind. Kurz gesagt also: Perfekter Einstiegspunkt für neue Leser, ein guter Wiedereinstiegspunkt für Altleser! Wir investieren wieder viel und wollen den Neustart mit ähnlichem Marketing-Aufwand wie 2012 flankieren. Die Auswirkungen sind naturgemäß zuerst im Heftprogramm zu spüren, das schwerpunktmäßig im Comicfachhandel und am Bahnhof zu finden ist. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir hier einen weiteren großen Hit landen.

Der Batman-Klassiker The Killing Joke von Alan Moore und Brian Bolland wurde bereits 2008 und 2011 als edle Hardcover Ausgabe veröffentlicht. Welche Argumente sprechen für eine überarbeitete Übersetzung und welchen Mehrwert bietet die Neuauflage für Sammler?

Du hast den Hauptpunkt schon angesprochen: Die Übersetzung unseres wichtigsten Batman-Einzelbandes zu überarbeiten war längst überfällig. Sorgfältig bearbeitet von unserem Redakteur Jürgen Zahn, der letztes Jahr für seine »Star Wars Shakespeare«-Bearbeitung den Kurd-Laßwitz-Übersetzer-Preis erhalten hat. Damit einhergehend und auf Wunsch von DC wird allerdings auch die inhaltliche Zusammensetzung geändert, was die Back-Up-Story betrifft, sowie eine Covergalerie von Bolland eingebaut. Wir werden nach und nach auch andere ältere Titel überarbeiten.

DC Comics hat den 21. Oktober 2016 zum »Wonder-Woman-Day« erklärt. An diesem Tag wurde die Amazone sogar zur UN-Sonderbotschafterin für Frauenrechte. Von dem ganzen Trubel hat der deutsche Comicleser wenig mitbekommen. Wird dieses Versäumnis jetzt mit den vielen Wonder Woman-Veröffentlichungen nachgeholt?

Nein. Die kommenden Veröffentlichungen hängen mit dem anstehenden Film zusammen.

Viele Fans werden sich über die Veröffentlichung der Captain Marvel-Comics von Kelly Sue DeConnick freuen. Aber warum hat das so lange gedauert?

Wir müssen manchmal Geduld haben, bis Charaktere eine breitere Basis erreicht haben. Im Fall von Carol Danvers hat sie gute Auftritte in anderen Serien gehabt (Lesetipp: Die schwangere Spider-Woman) und ist auf dem Weg, eine feste Größe im Marvel-Universum zu werden: Sie spielt eine tragende Rolle im Event »Civil War II«, zum anderen steht ein Kinofilm mit Oscar-Preisträgerin Brie Larson an. Ohne eine gewisse Bekanntheit ist der Erfolg auf dem deutschen Markt schwer... Insgesamt diversifizieren wir aber immer weiter – Softcoveralben mit Superhelden im Asterix-Format und –Preis, angeführt von Spider-Man und den Guardians, sind ebenfalls ein neuer Ansatz für uns.

Betrachtet man die anderen Marvel-Publikationen, fällt vor allem der allgegenwärtige »Civil War II« auf. Was verbirgt sich dahinter und wie eng sind die Serien miteinander verknüpft?

»Civil War II« ist DAS Marvel-Highlight 2017. Erfolgsautor Brian Michael Bendis schickt die Helden des Marvel-Universums erneut in einen dramatischen Krieg. Der Inhuman Ulysses ist in der Lage, die Zukunft vorherzusehen und damit Verbrechen zu erkennen, bevor sie sich ereignen. Captain Marvel und S.H.I.E.L.D. möchten diese Fähigkeit ausnutzen, während andererseits Iron Man dafür einsteht, den Verlauf der Zukunft nicht zu beeinflussen. Der erste Civil War war ein prägendes Ereignis für Marvel, das erfolgreichste Event überhaupt, und das verpflichtet. Wir bringen einige Sonderbände und einen dicken Megaband, um die Einzelschicksale der Helden zu beleuchten, außerdem gibt es in den normalen Serien die entsprechenden Tie-Ins. Die Hauptserie »Civil War II«, die wir von Januar bis Juli in 8 Heften veröffentlichen, lässt sich aber auch gut ohne die zusätzlichen Stories lesen.

Neben aktuellem US-Material wird auch immer mehr klassisches Material veröffentlicht. Woher kommt der Wandel im deutschen Comicmarkt, der euch dazu bewegt, auch ältere Geschichten verfügbar zu machen?

Wir haben es in der Vergangenheit immer wieder versucht, wir versuchen es in der Zukunft immer wieder. Einige der Publikationen stehen allerdings deshalb auf dem Plan, weil wir das Material für Hachette überarbeitet haben. Klassisches Superheldenmaterial bleibt ein mühsames Feld.

Im Manga-Segment fallen vor allem die zahlreichen Pokémon-Titel auf. Wie unterscheiden sich die verschiedenen Serien und welche willst du den Lesern besonders ans Herz legen?

Ganz besonders? Alle! Seit Pokémon GO drucken wir permanent nach. Ganz aktuell und passend zum neuen Videogame wäre es »Pokémon Omega Rubin und Alpha Saphir«, als genereller Einstieg bieten sich allerdings besonders »Pokémon – Die ersten Abenteuer« an. Mit diesen Geschichten hat alles angefangen und die Figuren kennt man sowohl aus dem Anime als auch aus den Games – Pikachu sagt ja wirklich jedem was. Die ersten drei Bände, die vor 15 Jahren bei EMA erschienen sind, haben wir neu übersetzt und die Seiten sind nicht mehr gespiegelt – von diesen drei Bänden abgesehen sind alle anderen Titel komplett neu auf dem Markt.

Mit Nana & Kaoru und Angeloid gehen zwei langläufige Mangas zu Ende. Mit welchem neuen Titel können die Fans die drohende Langeweile bekämpfen?

Für Fans von Angeloid haben wir im nächsten Jahr »Plunderer – Die Sternenjäger«, was ebenfalls von Suu Minazuki ist. Wieder ein Shonen mit einer interessanten Ausgangssituation, denn hier wird die Welt von Zahlen regiert; jeder Mensch trägt folglich einen Counter bei sich, der die Zahlen herunterzählt. Fällt er auf 0, wird man buchstäblich vom Erdboden verschluckt. Hinas Mutter ist genau das passiert und ihr letzter Wunsch war es, dass Hina sich auf die Suche nach dem legendären Roten Baron machen soll. Wie es weitergeht? Erfährt man ab Februar im Manga.

Wem »Nana & Kaoru« gefallen hat, der sollte in »Willkommen im (Ero)Manga-Club!« reinlesen, im Januar erscheint Band 2. Ryuta Amazume arbeitet hier seine eigene Vergangenheit fiktiv auf und erzählt, wie er in den 1990ern damit begonnen hat, erotische Mangas zu zeichnen.

Eure Albensparte, die als zartes Pflänzchen begann, wird langsam zu einer dichten Hecke. In welcher Neuerscheinung schlummert das größte Potenzial?

Danke, wobei wir nicht wuchern, sondern gut gestutzt gärtnern wollen. Daher wollen wir den Ausstoß nicht weiter erhöhen. 30 Titel im Jahr, also rechnerisch 2,5 Titel pro Monat, sind eine gute, marktkonforme Menge, auch um die interne Qualität zu halten. Das größte Potential ist schwer zu sagen – »Trigan« läuft ungebrochen, und auch wenn der Wikinger Karl etwas spezieller ist, wer weiß, wie die Fans von Don Lawrence darauf einsteigen? Davon abgesehen haben wir mit »ControNatura – Tierisch menschlich«, »Gefährliches Spiel« und der »Traumfabrik« drei tolle Neustarts. Und außerdem den von Zidrou geschriebenen Einzelband »Merci« – herrlich. Wer »Lydie« des gleichen Autors noch nicht kennt, unbedingt nachholen (erschienen bei Salleck).

Mit Karl der Wikinger von Don Lawrence bringt ihr ein Frühwerk des britischen Zeichners erstmals in einer Albumreihe auf Deutsch. Warum gerade diese Serie, und sind noch weitere Serien oder Einzelbände vom Storm- und Trigan-Zeichner zu erwarten?

Seit dem Start von »Trigan« werden wir danach gefragt, da wir via DC die Rechte daran halten – und da »Trigan« so gut läuft, kommen wir dem Wunsch gerne nach, dieses hierzulande noch nie verlegte Frühwerk den Fans zugänglich zu machen. Überwiegend schwarz/weiß, wird es im späteren Verlauf sogar bunt. Ich denke, die Lawrence-Fans werden sich freuen, endlich den dritten Mosaikstein seines Hauptwerkes setzen zu können. Weitere Lawrence-Titel sind aktuell nicht geplant.

Western wie Tex, Der Stern der Wüste und, neu im kommenden Programm, Die Söhne von El Topo nach einem Szenario von Alejandro Jodorowsky sind doch eigentlich nur was für die Sammler klassischer Comics, die vielzitierten »alten Säcke« ;o) Welche Erfahrungen habt ihr bisher mit dem Angebot dieses Genres gemacht?

Für mich ist »El Topo« kein Western, denn das Setting dieses Comics wird vom experimentellen, esoterischen Inhalt bestimmt – eine Fortsetzung von Jodorowskys Film. Ich sehe hier tatsächlich andere Käufer als bei den »klassischen« Western. Ansonsten haben wir keine genrespezifischen Erfahrungen gemacht, jedenfalls nicht so, dass ich sagen könnte, ui, Western läuft/läuft nicht, Fantasy läuft/läuft nicht, Thriller läuft/läuft nicht – die Titel verkaufen sich weniger über das Genre als über Inhalt/Zeichnungen, was ich als positiv empfinde.

Die Ankündigung einer Drachen zähmen leicht gemacht-Serie kommt etwas überraschend. Immerhin hat Cross Cult erst kürzlich eine eigene Dragons-Comicreihe gestartet. Wie wollt ihr euch von der Konkurrenz abheben und welches Material werdet ihr abdrucken?

Bei Cross-Cult kommen die Comics zum Abdruck, die im Monatsmagazin erschienen sind. Wir verwenden das hierzulande unveröffentlichte Material von IDW. Außerdem sind die Bände anders konzipiert mit unserem üblichen Format, rund 120 Seiten für 9,99 €, statt Album mit 60 Seiten für 14,95 €. Aber auch wenn beide Reihen Comics zu den gleichen Charakteren sind, glauben wir nicht, dass sie sich in die Quere kommen: Das Thema ist sehr stark, wie wir bei unseren vielen Büchern zum Thema feststellen, und Nachschub bei den Kids gern gesehen.

Wird es zum anstehenden MAD-Jubiläum besondere Aktionen geben? Wie wäre es zum Beispiel mit einem offiziellen Alfred E. Neumann Tag, an dem man Gratismasken im Handel bekommt?

Wir nehmen an dem Tag unsere Masken ab, dann siehst Du die Ähnlichkeit! Look-alike ist hier das Einstellungskriterium... Offiziell wird das Jubiläum zum Comicfestival München mit einer großen Ausstellung und Gästen gefeiert.

Im letzten Interview wurde eure eigene Star Wars Comic Kollektion angekündigt. Auch in diesem Zyklus bleibt es bei zwei Bänden pro Monat. Wie zufrieden seid ihr mit dem Start der Reihe? Hat sich der bisher nie dagewesene Werberummel bezahlt gemacht?

Dieses für Panini Comics noch nie dagewesene Werbebudget hat den Start für uns natürlich mehr als spannend gemacht. Diese Veröffentlichung war ein echter Test für unser komplettes Team, egal ob Redaktion, Produktion, Vertrieb oder Marketing. Am Anfang und in Bezug auf das (ausgelagerte) Abonnenten-Business gab es ein paar Stolpersteine, aber mittlerweile läuft alles rund. Wie zufrieden wir sind? Das kommt darauf an, wen du fragst, das Marketing wünscht sich IMMER höhere Verkäufe. Na ja, der Vertrieb auch. Aber die Kalkulation passt, und darauf kommt es schließlich an. Also: Wir freuen uns auf viele Ausgaben in 2017.

In diesem Verlagsprogramm findet man so gut wie keine Veröffentlichung von heimischen Zeichnern und Autoren. Habt ihr euch von Kreativen wie Sarah »Ponyhof« Burrini, Daniela »Schattenspringer« Schreiter und Johanna »Schlogger« Bauman oder von der Konzeptserie Die Toten schon wieder verabschiedet?

Das ist auffällig, stimmt, aber zum Beispiel ist »Mark Brandis« von Michael Vogt auf eine jährliche Erscheinungsweise ausgelegt und Daniela arbeitet an einem neuen Projekt, das aber ebenfalls noch etwas dauert... Im nächsten Programm wieder. Bei »Die Toten« allerdings ist in der Tat im Moment keine neue Publikation geplant.

Was sind deine persönlichen Höhepunkte aus dem Frühjahrsprogramm?

Bei den Superhelden »Black Widow« von Samnee und der Abschlußband von »Gotham Central«, bei den Alben »Merci«, bei Comics allgemein »Ladykiller« und die Mark Millar Collection« und ganz besonders und überhaupt: »Monster« von Gustavo Duarte. Tolle, elegante Zeichnungen mit einer vordergründig verspielten Art, unter der der Horror lauert. Und die Zusammenarbeit mit ihm macht großen Spaß, was in einem exklusiven Bonusteil und einem Deutschlandexklusiven Cover resultiert. Ein starker Band.

Außerdem: Im kommenden Jahr feiern wir 20 Jahre Panini Comics. Wir haben einiges vor, behaltet den Juli im Auge...

   Die Fragen stellte Marcus Koppers

 Foto © Don S, Abbildungen © Paninicomics, DC Comics, Marvel, Image & den jeweiligen Rechtinhabern

Die nackten Fakten

Nachfolgend die geplanten Novitäten für das 1. Halbjahr 2017:

COMICS

SUPERHELDEN

MANGA

Weiterführender Link:

Homepage des Verlags: Paninicomics