Karl Mays 100. Todestag macht's möglich. Der Wirbel um die limitierte Edition der Helmut Nickel Adaption von Winnetou ist noch nicht verebbt, da kündigt sich eine neue exklusive Neuauflage klassischer Karl May-Comicversionen an. Die Verhandlungen laufen auf Hochtouren mit dem Lizenzgeber, damit noch dieses Jahr der Startschuss für eine große Neuausgabe der alten Comics von Walter Neugebauer fällt.
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»Der komplette Neugebauer« in exklusiven Hardcoverbänden?
Am 30. März 1912 starb Karl May in Radebeul. Schon lange gab es in der Sammlerszene Gerüchte, dass man neben den alten Comics von Helmut Nickel auch die Seiten von Walter Neugebauer neu auflegen müsse. Die Gelegenheit sei günstig, immerhin ist der Abenteuer-Klassiker deutscher Provenienz dieses Jahr durch den 100. Todestag in aller Munde.
In der INCOS gab es viele Stimmen, die meinten, man müsse Neugebauers Winnetou, Häuptling der Apatschen als neustes Reprint-Projekt realisieren. Dann wurde bekannt, dass Werner Reuß die mehr als 300seitige Ausgabe zur Chefsache erklärt hat.
Reuß führt den Schatzinsel Versand, der auch als ECR Verlag bekannt ist, und gab in den 1980er Jahren des Magazin Comic Rundschau heraus und gilt ansonsten als ausgewiesener Bob Heinz-Experte.
Die Rede war von bis zu acht Hardcover Sonderbänden zu jeweils 64 Seiten. Ursprünglich sind die Comics von 1963 bis 1966 in Kaukas Fix und Foxi erschienen, in den Heften Nr. 377 bis 425 und 518 bis 532.
Die Auflage sollte nur etwa 250 bis 500 Stück betragen und nur über die Vereine und Clubs, die sich mit diesem Genre beschäftigen, vertrieben werden. Ähnlich wie bei INCOS-Publikationen hätte es keinen öffentlichen Verkauf im Comicfachhandel gegeben und damit ein höchst exklusives Produkt. Als Preis kalkulierte man 15 Euro pro Band. Das wäre aber nur möglich gewesen, wenn viele ehrenamtliche Helfe mitarbeiten. Gesucht wurden Coverzeichner, Kolorierer, Layouter, Vorlagengestalter und Leute, die gute Scans liefern können.
»Hätte«, »Könnte«, »Sollte«, man ahnt es bereits. Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Die Pläne wurden geschmiedet und bekannt gegeben, als mit dem Lizenzgeber Kauka Promedia Inc. noch gar nichts finalisiert war.
Die Lizenzverhandlungen sind vor ein paar Tagen gescheitert, was den Weg ebnete für eine dritte Partei. Wie aus gut unterrichteten Quellen verlautete, finden die Winnetou-Comics von Walter Neugebauer höchst wahrscheinlich schon am kommenden Montag eine neue Heimat in Wien.
Gerhard Förster und Stefan Meduna, die Nostalgie-erfahrenen Macher des Magazins Die Sprechblase, sind sich bereits mit Kauka einig, dass sie das Projekt stemmen dürfen. Sollte der Karl May Verlag die Frage der Namensrechte absegnen, steht einer mustergültigen Werkedition nichts mehr im Wege. Der Clou an der Sache ist, dass alle Originalseiten im Archiv vorhanden und somit im Eigentum der Promedia Inc. sind.
Damit bahnt sich ein Projekt an, welches die Fans nostalgischer Comics frohlocken lassen wird. Alle Apatschen sollten nächste Woche nach den entsprechenden Rauchzeichen in der Szene Aussschau halten.
Abbildungen © Kaukapedia & Rolf Kauka / Promedia