30 Jahre ZEBRA – Interview mit den Gebrüdern Berres

Titelbild Zebra Sonderband 16 (Ausschnitt)

Seit den 1960er Jahren gab es viele Comicmagazine und auch viele Fanzines sowie semiprofessionelle Magazine in Deutschland. Nur wenige hielten sich über eine signifikante Zeit. Das Magazin ZEBRA, das es in der alten Form auch längst nicht mehr gibt, feiert dieses Jahr im Februar den 30-jährigen Geburtstag. CRON sprach mit den beiden noch heute aktiven Brüdern Georg und Werner Berres.

Drei Dekaden ZEBRAgermany48
1983 erschien die erste Ausgabe des deutschen Comicmagazins

The Berres Brothers (Selbstporträt)Ein aktuelles Foto von den beiden Machern, die noch heute aktiv sind, gibt es laut eigenen Angaben nicht. Wer's glaubt wird selig, aber es zeigt das Augenzwinkern, mit dem die beiden »Berres Brothers« (Georg K. Berres und Werner P. Berres) stets unterwegs sind. Zum nebenstehend veröffentlichten Porträt meint Werner: »Auf der Zeichnung der Berres Brothers sind wir sehr gut getroffen.«

Die kreativen Brüder sind seit 1983 dabei. Damals wurde das Magazin am 4. Februar aus der Taufe gehoben. Ihre Posten sind auch heute noch mannigfaltig. Georg K. Berres (rechts) ist »freischaffender Schriftsteller, Comic-Autor und gelegentlicher Zeichner, ZEBRA-Herausgeber und Chefredakteur «. W.P. Berres (links) ist »Bibliothekar, Comic-Autor & Zeichner, Illustrator, Cartoonist, stellvertretender ZEBRA-Chefredakteur«.


CRON fragt. G.K. und W.P. Berres antworten.cr ICON-Fragen
Die Chefredaktion im Interview.

ZEBRA Nr. 1 TitelbildDieses Jahr heißt es »30 Jahre ZEBRA«. Wie war das so 1983 als die erste Ausgabe des »anspruchsvollen deutschen Comic-Magazins«, wie es als Untertitel auf dem Cover stand, erschienen ist?

Die meisten Comiczeitschriften, die Anfang der 1980er Jahre erschienen (z.B. Menschenblut, Schwermetall, U-Comix), hatten sich auf bestimmte Themen festgelegt, wie Horror, Science Fiction & Fantasy oder Underground.
Da unsere Interessen in andere Richtungen gingen (Abenteuer, Krimi, Thriller, Psycho-Dramen und Funnies) blieb uns praktisch nichts anderes übrig, als ein eigenes Magazin zu gründen, weil wir 1983 bereits einen ganzen Schwung Comicstories produziert hatten, die ungeduldig der Veröffentlichung harrten.
Presse und Publikum fanden die Idee offenbar auch ganz gut, da die Reaktionen auf ZEBRA in den Medien und seitens der Leser von »zufrieden« über »begeistert« bis »euphorisch« reichten.

Wie sieht die ZEBRA-Crew heute aus? Wer ist noch aus den Anfangstagen dabei?

Seit Beginn sind beide Berres Brothers unvermindert an Konzept, Produktion und Verbreitung der ZEBRA-Produkte beteiligt.
Daneben arbeiten wir immer wieder gerne mit wechselnden Gastzeichnern zusammen: David Boller (Ewiger Himmel), Martin Frei (Kommissar Eisele), Haggi (Hartmut), Volker Reiche (Strizz), Peter Schaaff (Dämonika) u.v.a.

ZEBRA Nr. 13 Titelbild  ZEBRA Nr. 17 Titelbild

Wie viele Ausgaben vom Magazin sind erschienen und wieso wird »nur« noch ein Newsletter produziert?

Insgesamt sind bis jetzt 17 ZEBRA-Ausgaben und 15 Sonderbände erschienen.
Seit dem letzten ZEBRA haben wir nicht »nur« neun Newsletter herausgegeben, sondern auch vier Sonderbände publiziert, darunter das 112seitige Comicalbum Katastopolis; dies in enger Kooperation mit Zampano/Virtual Graphics. Auf der zampano-online.com-Website ist das Album virtuell vorveröffentlicht worden: von Ende 2009 bis Anfang 2012 jeweils eine Seite wöchentlich!
Wir haben auch an verschiedenen Publikationen mitgewirkt, unter anderem an JAZAM, an PLOP, an zwei BRETT-Ausgaben, an mehreren Gratis-Comic-Tag-Heften des Gringo Verlags und des Interessenverbands Comic e.V. und an COMIX. Außerdem ist ein neues Commander Cork-Comicbook erschienen, mit fast vollständig vorher unveröffentlichtem Material - zwar nicht von uns selbst verlegt, sondern von Gringo Comics, aber außer dass Cork in einem anderen Verlag erscheint, ist die Serie von der Idee bis zur Reinzeichnung eine waschechte ZEBRA-Produktion. Der nächste Cork-Band -als umfangreicheres Paperback- steht kurz vor der Vollendung.
Und seit Anfang 2012 betreiben wir eine ZEBRA-Facebook-Seite, die ein- bis zweimal pro Woche mit Infos oder Illus aktualisiert wird.

Captain Cork frliegt vor Autogrammjäger

Die ZEBRA-Sonderbände erfassen sämtliche relevante Comicsekundärliteratur in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Eine große Leistung, die leider viel zu wenig Beachtung findet. Macht es heutzutage nicht Sinn, diese Daten digital zur Verfügung zu stellen, z.B. in Form einer Online-Datenbank?

Da müssen wir vorweg klären: mit »Sonderbände« meinst Du natürlich die Comic-Fachpressen-Index-Bände. In der Tat ZEBRA-Sonderbände. Aber nicht alle Sonderbände sind Index-Bände.
Wir hatten als Sonderbände auch schon ein Comicbook, ein Comicalbum, einen ZEBRA-Sammelband und drei Messe-Specials zu den Big Events von 2006: Comic-Salon Erlangen, Buchmesse Frankfurt und ComicAction Essen.
Aber zur eigentlichen Frage: Comic-Fachpressen-Index als Online-Datenbank vorstellbar?
Klar. Auf jeden Fall. Am besten wäre eine Datenbank mit Links zum Volltext der verzeichneten Fachliteratur. Dabei treten jedoch mehrere Probleme auf.
Vor allem: Es gibt kaum Volltexte im Netz.
Komplett frei zugänglich sind eigentlich nur die Null-Nummern von ALFONZ. Stimmt: das Comics & Mehr auch, aber das bietet nur News und Kurzbesprechungen, jedoch keine Fachartikel. Und das ICOM-intern ist ausschließlich für ICOM-Mitglieder einsehbar.
Ansonsten gibt's entweder nur Inhaltsverzeichnisse unterschiedlicher Detailliertheit zu sehen oder mehr oder weniger kurze Leseproben, meistens lediglich von einzelnen ausgewählten Beiträgen einer Publikation.
Eine Datenaufbereitung mit zeitgemäßer Suchmaschinen-Technologie ist außerdem alles andere als einfach, wie mir Leute versichert haben, die davon mehr verstehen als ich.
Und ganz besonders: Wer kann und will diesen Erfassungs- und Bearbeitungsaufwand inklusive laufender Dateipflege bezahlen? Wenn Du jemanden kennst, sag Bescheid. 
- obwohl... im Grunde ist eine Datenbank momentan nicht viel besser als ein gedruckter Index, denn egal, welchen Weg man zu den Literaturstellen auch beschreitet, und damit sind wir wieder am Anfang: Solange keine elektronischen Volltexte verfügbar sind, muss man letzten Endes die gesuchten Artikel sowieso immer in den Zeitschriftenheften nachblättern.

ZEBRA Sonderband Nr. 13 Titelbild ZEBRA Nr. 14 Titelbild

Ich merke schon, was ist ein abendfüllendes Thema, vor allem, wenn man Bibliothekare befragt. Noch schnell die wichtigste Frage zum Schluss: Was ist zum Jubiläum geplant?

Ein neuer Sonderband erscheint bereits dieser Tage: eine kleine ZEBRA-Chronik anhand unserer Newsletter (laut SF-Notizen eine gelungene Mischung aus fundierten News und »höherem Nonsense«), unter dem vollmundigen Titel »Sensationsjournalismus und kulturelle Mission«.
Weitere Sonderbände sind in Arbeit. Mehr wollen wir jetzt noch nicht verraten.
Und eine neue ZEBRA-Ausgabe soll auch demnächst erscheinen.

Die Fragen stellte Matthias Hofmann

ZEBRA Nr. 16 Titelbild

Abbildungen © ZEBRA


Weiterführender Link:

Facebook-Seite der ZEBRA-Crew: ZEBRA