Seit Günther Polland im letzten Jahr angekündigt hatte, dass er die Herausgabe des Comic-Preiskatalogs abgibt, brodelte die Gerüchteküche in der Sammlerszene. CRON war auch nicht ganz unschuldig mit diesem April-Scherz.
Inzwischen ist es offiziell: Der Münchner Comichändler Stefan Riedl stellt sich der durchaus enormen Herausforderung und publiziert in Zukunft das traditionsreiche Werk. CRON befragte den neuen »Herr der Comicpreise« zu seinen Plänen.
Herausgeberwechsel vollzogen
Stefan Riedl übernimmt den Comic-Preiskatalog
Die Geschicke des 1. Allgemeinen Deutscher Comic Preiskatalogs werden weiterhin geographisch im Süden gelenkt. Der Österreicher Günther Polland geht. Der Süddeutsche Stefan Riedl kommt. Als Polland, ohne einen konkreten Nachfolger zu haben, 2014 seinen Abschied ankündigte, wäre keiner Comicsammlerseele zuerst Riedls Name für den nervenaufreibenden Posten des Herausgebers der deutschen Comicpreis-Bibel eingefallen. Dabei beschäftigt sich Stefan Riedl, der in zwei Wochen 43 Jahre alt wird, schon seit 1983 mit Comics und Artverwandtem. Er führte zwei Läden (1989 und 1992-94) und handelt aktuell als »Comicstefan« mit Comics.
Auch als Verleger war er tätig. Zu Beginn der 1990er Jahre gründete er den Totenkopf Verlag und gab zusammen mit Ralf Palandt die Hefte 2 bis 8 der Serie Kromix heraus. Von 1992 bis 1996 erschienen noch drei Comicalben mit Beiträgen von Münchner Comiczeichnern.
Der neue Comic-Preiskatalog ist für November 2015 angekündigt, rechtzeitig zur Kölner Comicmesse. Riedl will den Katalog laut eigener Ankündigung selbst zum Sammelobjekt machen. Die 2016er Ausgabe soll nicht nur, wie gehabt, als Softcover- und Hardcover-Edition erscheinen; es wird auch eine auf 99 Exemplare limitierte, signierte Ausgabe mit Variantcover angekündigt.
Riedl ist sich der außerordentlichen Verantwortung und Tradition des Preiskatalogs bewusst: »Standing on the Shoulder of Giants betitelten Oasis ihr 2000er Album und in diesem Sinne werde ich den von Peter Skodzik, Peter Orban und Norbert Hethke begonnenen Weg der systematischen Auflistung und Preisbewertung aller regulär erschienenen deutschsprachigen Comics weiterführen. Mir ist bewusst welche Verantwortung und Herausforderung an mich als Herausgeber des 1. Allgemeinen Comic Preiskatalog gestellt werden. Ich freue mich darauf, beiden begegnen zu dürfen. Daher gilt mein Dank auch dem bewährten Team an Sammlern und Händlern die am Katalog mitarbeiten – und im Besonderen meinem Vorgänger Günther Polland, dessen Expertise dem Katalog erhalten bleibt. Daher bin ich überzeugt, dass der Comic Preiskatalog die Entwicklungen der Comicwelt auch künftig wird abbilden können«, so der frischgebackene Herausgeber.
Der Umfang des neuen Katalogs soll rund 640 Seiten betragen. Die SC-Version gibt es für 34,90 Euro, die HC-Version kostet mit 39,90 Euro fünf Euro mehr und die auf 99 Exemplare limitierte signierte Vorzugsausgabe kann man für sportliche 99,90 Euro kaufen.
CRON fragt. Stefan Riedl antwortet
Der Verleger im Interview
Stefan, Du hast die Herausgabe des Comic-Preiskatalogs von Günther Polland übernommen? Wie gut hast Du Dir das überlegt? [schmunzelt]
Sagen wir so: Ich habe es mir einfacher vorgestellt. Aber nun ist es so und er muss in zwei Monaten fertig sein.
Die Softcover-Ausgabe mit Manga-Cover
Du produzierst eine Softcover- und eine Hardcover-Ausgabe, dazu neu eine limitierte und signierte Ausgabe. So was gibt es eigentlich nur für Comics, die von Fans gesammelt werden. Wer soll 100 Euro für eine solche Ausgabe ausgeben und wer signiert?
Den limitierten Hardcover mit Variantcover signiere ich selbst. Und wer ihn kaufen wird werden wir sehen. Mal schauen, was wir uns nächstes Jahr als Gimmick einfallen lassen.
Es gibt schon einige Änderungen, z.B. wurde der ganze Katalog überarbeitet. Und es werden Fehler, die teilweise seit 20 Jahren weitergeführt werden endlich verbessert. Es wird bunter, schöner und leserlicher.
Es sollen die nächsten Jahre auch die Comics der letzten 20 Jahre preislich durchleuchtet werden. Also nicht nur Akim und Sigurd rauf - Rest bleibt. Es gibt genug Serien, die jetzt schon ihre Sammler haben, aber keiner so richtig weiß was sie wert sind.
Das bisherige Konzept wirkte nicht reif fürs Computerzeitalter, in dem wir nun mal leben. Ist in Zukunft eine digitale Version geplant, wie es z.B. vom Overstreet-Katalog in den USA seit Jahren eine gibt, mit Suchfunktion, etc. Oder eine Online-Version?
Gut, dass du fragst. Online ist geplant und noch einige andere Sachen ... abwarten.
Wer hat die Daten für 2014 und 2015 erfasst und ergänzt und welche Händler sind aktuell bei der Preisfindung dabei?
Die graphische und redaktionelle Arbeit hat mein alter Freund Max Moj übernommen, der auch schon an die 30 Jahre im Comicgeschäft und als Sammler tätig ist.
An der Preisbesprechung haben die üblichen Verdächtigen aus Nord- und Süddeutschland teilgenommen: Sammlerecke, Bremer Mafia, Krumm, Ukat, Polland, Utschig, Comic Laden Kollektiv und zum ersten Mal ich selbst.
Comic-Preiskatalog 2016: die Hardcover-Ausgabe mit Bastei-Motiv
Es war jedes Jahr ein schönes Rätsel: Wie hoch ist die geplante Auflage des deines ersten Katalogs?
Hm ... zwischen 0 und 20000.
Aha – das ist aber mal ein klares Wort [lacht]. Da bleibt mir nur noch zum Abschluss zu fragen: Welche Comics sammelst Du persönlich eigentlich?
Ich lese hauptsächlich frankobelgische Funnys. Mit Superhelden kann ich gar nix anfangen. Sammler bin ich schon länger nicht mehr. Verkaufen und Sammeln verträgt sich nicht. Dann stehen die teuren Sachen zu Hause
und man könnte sie verkaufen. Das ist blöd...
Die Fragen stellte Matthias Hofmann
Abbildungen © Stefan Riedl
Die nackten Fakten
1. Allgemeiner Deutscher Comic Preiskatalog
Hrsg. Stefan Riedl
November 2015
Stefan Riedl Verlag
Ca. 640 Seiten in Farbe
34,90 / 39,90 Euro (D)
ISBN 978-3-9805590-2-7
Weiterführender Link:
Homepage des Verlags: www.comicstefan.de