Mit einer Novität pro Monat im halbjährlichen Schnitt und einer Extraportion zum Comic-Salon in Erlangen fährt der All Verlag auch im ersten Halbjahr 2018 die bewährte Schiene einer behutsamen und soliden Programmgestaltung. Man bleibt den Genres Abenteuer, Action und History treu und präsentiert mit Jean-Claude Gal und Richard Corben zwei hochkarätige neue Künstler. CRON befragte Programmleiter Ansgar Lüttgenau zu den geplanten Neuheiten von Januar bis Juni 2018.
All Verlag Programmvorschau 2018
Interview mit Ansgar Lüttgenau
Ansgar, zuletzt sind vor allem Gesamtausgaben neu bei dir gestartet und weniger Albumreihen mit Einzelbänden. Ist das Veröffentlichungsmodell der Gesamtausgaben auch für deinen Verlag günstiger und effektiver, oder was steckt hinter dieser Veröffentlichungspolitik?
Wir haben schon ziemlich klare Vorstellungen davon, wie wir bestimmte Serien veröffentlichen wollen. Serien, die früher bei anderen Verlagen bereits einmal komplett oder teilweise erschienen sind, kommen als Gesamtausgabe. Das gleiche gilt für Serien, die sehr umfangreich sind, wie z.B. Malefosse. Aber: keine Regel ohne Ausnahme. Vielleicht gibt es auch mal eine längere oder früher bereits veröffentlichte Serie, bei der sich Einzelbände anbieten.
Effektiver, was die Belegung der wenigen Programmplätze betrifft, ist es auf jeden Fall, Gesamtausgaben zu veröffentlichen, aber auch risikoreicher. Wenn man hier danebenliegt, was die Nachfrage betrifft, ist die Auswirkung natürlich deutlich größer als bei Einzelbänden. Wir versuchen bei unseren Gesamtausgaben aber auch immer einen Mehrwert zu bieten, der das Risiko minimiert. Gil St. Andre, Malefosse und Wayne Shelton gab es bisher nur im Softcover. Außerdem waren alle drei Serien bisher aus verschiedenen Gründen nicht komplett verfügbar.
Nun starten im neuen Programm mit »Die Heere des Eroberers« von Jean-Claude Gal und Jean-Pierre Dionnet und »Hel‘Blar« von Alex und Sergio A. Sierra neue Titel, bei denen sich auch eine Ausgabe als Integral angeboten hätte, bei »Die Heere des Eroberers« etwa als Jean-Claude-Gal-Werkausgabe. Weshalb bringst du hier Einzelalben?
Eine Jean-Claude-Gal-Werkausgabe müsste neben den Heeren des Eroberers auch die beiden Arn-Bände und Diosamanta enthalten. Das alles zusammen in einem Band wäre des Guten dann vielleicht doch zu viel. Wir schauen jetzt erst einmal, wie die Heere laufen und entscheiden dann, ob wir die anderen drei Bücher auch noch einmal neu veröffentlichen. Auch bei den Heeren des Eroberers gibt es wieder den oben angesprochenen Mehrwert, da die Geschichten nun erstmals in Farbe erscheinen. Für die Puritaner gibt es den Band aber auch noch in einer Miniauflage im ursprünglichen Schwarzweiß mit beigefügtem Exlibris.
Hel’Blar hätte man selbstverständlich auch in einem Band bringen können. Da es aber mit zwei Bänden keine wirklich langlaufende Serie ist und auch keine Wiederveröffentlichung, haben wir uns für Einzelausgaben entschieden.
Wie bist du auf die Wikingerserie »Hel‘Blar« aufmerksam geworden?
Wie in den letzten Jahren auch, schauen wir uns natürlich immer intensiv bei allen potentiellen Lizenzgebern um. Gerade bei den bekannteren Verlagen wie Dargaud, Dupuis, Glénat usw. sind die interessantesten Stoffe in der Regel bereits abgegrast. Es gibt aber immer noch kleinere Verlage, die nicht so im Fokus stehen, aber auch schöne Bücher machen. Der französische Verlag Sandawe z.B. finanziert seine Veröffentlichungen über Crowdfunding. Dort hatten wir bereits Sara Lone gefunden, die wir im Februar mit dem dritten Band fortsetzen, und auch die Serie Parallel, die nun die Kollegen von Splitter bringen, wäre ein interessantes Veröffentlichungsobjekt gewesen. Hel’Blar gehört auch in diese Reihe und hat uns einfach optisch und inhaltlich sofort überzeugt.
Auch von »Ein Stern aus schwarzer Baumwolle« haben sicherlich die wenigsten Leser bisher etwas gehört. Was hat dich an dieser Army-at-War-Geschichte gereizt?
Zuerst einmal die Grafik und die Geschichte. Die letzten Projekte von Steve Cuzor, insbesondere die bei Ehapa erschienene Serie O’Boys gefielen mir sehr gut. Deshalb habe ich immer mal wieder geschaut, ob etwas Neues von ihm angekündigt wird. Und als ich die ersten Bilder von Ein Stern aus schwarzer Baumwolle gesehen hatte, war ich sofort begeistert. Die Geschichte von Yves Sente, einem der französischen Starautoren (Thorgal, Blake und Mortimer, Spirou, XIII, Janitor), rundet den Gesamteindruck kongenial ab. Hinzu kommt noch, dass das Genre History/Krieg sehr gut zu unserem sonstigen Verlagsprogramm passt.
Die Künstler haben über vier Jahre an dem Buch gearbeitet, was sich mit 176 Seiten nicht nur im Umfang niederschlägt, sondern auch in der Qualität der Geschichte. Dabei verquicken Yves Sente und Steve Cuzor in der spannenden Handlung um die in die Hände der Nazis gefallene allererste Flagge der Vereinigten Staaten auf faszinierender Weise Fakt und Fiktion.
Hier gab es übrigens zum ersten Mal den Fall, dass uns vom französischen Verlag ein spezieller Übersetzer ans Herz gelegt wurde. Bei französischen Texten arbeiten wir ja normalerweise mit Saskia Funke und bei englischsprachigen mit Jörg Bennert zusammen. In diesem Fall haben wir dem Wunsch des Verlages bzw. der Künstler gerne entsprochen und die Übersetzung in die Hände von Monja Reichert gelegt, die einen sehr guten Job macht und sich intensiv mit den verschiedenen Facetten des Werkes beschäftigt.
Mit »Wayne Shelton« oder »Gil St.André« hast du relativ umfangreiche Gesamtausgaben begonnen. In welchem Erscheinungsrhythmus wirst du diese Serien durchziehen? Belegen solche umfangreichen Serien nicht zu viele Programmplätze bei dir?
So umfangreich sind die meisten eigentlich gar nicht. Wayne Shelton ist – vorerst – mit vier und Gil St. Andre mit drei Ausgaben beendet. Der letzte Band von Gil St. Andre kommt schon im vorliegenden Programm. Bei Wayne Shelton wird es natürlich noch etwas länger dauern, da wir die Serie jetzt im Februar erst starten. Malefosse fällt allerdings etwas aus dem Rahmen. Hier ist etwas mehr Geduld gefragt, denn mit acht Bänden wird uns diese Serie sicherlich noch einige Zeit begleiten. Der dritte Band ist aber fest für das zweite Halbjahr eingeplant. Da wir nicht auf Mitdruckgelegenheiten warten wollen oder müssen, können wir den Veröffentlichungsrhythmus im Rahmen unserer Möglichkeiten frei wählen. Maximal wird es zwei Bände einer Serie pro Jahr geben. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, wie wir mit Gil St. Andre und Wayne Shelton (die Serie Malefosse ist mit 24 Einzelalben abgeschlossen) weitermachen, denn bei beiden sind kürzlich Fortsetzungen erschienen, die wir natürlich auch gerne bringen wollen. Warten wir, bis genug Material für eine weitere Gesamtausgabe vorliegt, kann die Zeit recht lang werden. Oder führen wir die Serie dann in Einzelbänden weiter? Bis jetzt gibt es dazu noch keine abschließende Entscheidung.
Eine weitere Überraschung erwartet den Leser mit »Schatten auf dem Grab« von Richard Corben. Die letzte Sammlung von Geschichten des Horror-Ausnahmekünstlers erschien bei Splitter, doch hier hast du die Nase vorn. Wie hast du diesen Titel an Land ziehen können?
Wir hätten schon Creepy präsentiert, den Band, der dann bei Splitter erschienen ist, gerne gemacht. Die Verhandlungen mit Dark Horse haben aber leider aus finanziellen Gründen nicht zu einer Vereinbarung geführt. Die Summen, die da aufgerufen wurden, waren deutlich höher als das, was wir bereit waren zu zahlen. Da Corben aber schon seit Volksverlagszeiten einer meiner Lieblingskünstler ist, haben wir immer wieder geschaut, ob sich vielleicht eine Möglichkeit zur Zusammenarbeit ergibt. Und diesmal hat alles gestimmt und wir sind relativ schnell zu einer Übereinkunft gekommen.
Wir werden übrigens auch von diesem Band wieder eine VZA mit signiertem Exlibris produzieren. Die Gespräche darüber waren eigentlich der schwierigste Teil der Verhandlungen. Richard Corben ist mit 77 Jahren ja bereits ein älterer Herr und hatte wohl keine Lust, die Blätter zu signieren. Es hat uns einige Überredung gekostet, ihn schlussendlich doch zu überzeugen.
In 2018 steht erneut der Comic-Salon in Erlangen auf dem Programm. Hast du etwas Besonderes dazu geplant?
Aus verschiedenen Gründen werden wir selbst 2018 keinen eigenen Stand in Erlangen betreuen. Da wir aber trotzdem die zu diesem Event geplanten Bücher präsentieren möchten, werden wir einen Stand in Kooperation mit der Sammlerecke von Frieder Maier machen. Wobei wir die Bücher beisteuern, die Sammlerecke aber die komplette Logistik übernimmt. Geplant ist auch, einen namhaften Zeichner am Stand zu präsentieren. Da wir das aber in Zusammenarbeit mit einem anderen Verlag machen und es noch keine definitive Zusage des Künstlers gibt, möchte ich an dieser Stelle noch nicht mehr darüber verraten.
Die Fragen stellte Volker Hamann
Abbildungen © All Verlag
Die nackten Fakten
Februar 2018
Wayne Shelton 1 - Gesamtausgabe
HC, v/f, 152 Seiten, 29,80 Euro, ISBN 978-3-946522-10-2
VZA, 111 Ex. limitiert mit Ex-Libris, 49,80 Euro, ISBN 978-3-946522-11-9
Sara Lone 3 - Sniper Lady
HC, v/f, 48 Seiten, 15,80 Euro, ISBN 978-3-926970-92-3
VZA, 111 Ex. limitiert mit Ex-Libris, 39,80 Euro, ISBN 978-3-926970-93-0
März 2018
Bärenzahn 5 - Eva
HC, v/f, 48 Seiten, 15,80 Euro, ISBN 978-3-946522-12-6
VZA, 111 Ex. limitiert mit Ex-Libris, 39,80 Euro, ISBN 978-3-946522-13-3
Die Heere des Eroberers
HC, v/f, 60 Seiten, 15,80 Euro, ISBN 978-3-946522-14-0
VZA, 111 Ex. limitiert mit Ex-Libris, 39,80 Euro, ISBN 978-3-946522-15-7
Mai 2018
Hel Blar 1- Die Jäger der Draugar
HC, v/f, 56 Seiten, 15,80 Euro, ISBN 978-3-946522-20-1
VZA, 111 Ex. limitiert mit Ex-Libris, 39,80 Euro, ISBN 978-3-946522-21-8
Gil St. Andre - Zyklus 3
HC, v/f, 152 Seiten, 29,80 Euro, ISBN 978-3-946522-22-5
VZA, 111 Ex. limitiert mit Ex-Libris, 49,80 Euro, ISBN 978-3-946522-23-2
Juni 2018
Ein Stern aus schwarzer Baumwolle
HC, v/f, 176 Seiten, 29,80 Euro, ISBN 978-3-946522-16-4
VZA, 111 Ex. limitiert mit Ex-Libris, 49,80 Euro, ISBN 978-3-946522-17-1
Schatten auf dem Grab - Gesamtausgabe
HC, s/w + v/f, 296 Seiten, 29,80 Euro, ISBN 978-3-946522-24-9
VZA, 111 Ex. limitiert mit Ex-Libris, 49,80 Euro, ISBN 978-3-946522-25-6
Weiterführende Links:
Homepage des Verlags: All Verlag
Aktuelles All-Verlag-Programm (PDF) zum Download: Katalog 2018 (1. Halbjahr)