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Frisch Gelesen Folge 133: Adventure Huhn

»Ich glaube, ich hab vor Aufregung gerade ein Ei gelegt.«


FRISCH GELESEN: Archiv


Adventure Huhn

Story: Franziska Ruflair
Zeichnungen: Franziska Ruflair

avant-verlag
Softcover | 92 Seiten | Farbe | 16,00 €
ISBN: 978-3-96445-017-3

Genre: Abenteuer, Fantasy, Funny, All Ages

Für alle, die das mögen: Fantasy- und Geek-Humor, Satire


Um mich richtig in Stimmung für diese Rezension zu bringen, öffne ich erst mal World of Warcraft und starte parallel dazu Giana Sisters über den Emulator. Als Soundtrack könnte ich mal wieder Die Reise ins Labyrinth hören. Ah, jetzt ist das Geek-Level hoch genug, um mich mit Adventure Huhn zu befassen. Denn mindestens genauso rasant und chaotisch wie eine Mischung aus all dem kommt die Geschichte von Franziska Ruflair daher.


Ganz schön viele verschiedene Gesichtsausdrücke für eine Raupe: Susan erfährt, dass sie kämpfen soll.

Unsere beiden Protagonistinnen, Huhn und die Raupe Susan, sind dicke Freundinnen. Selbst als Huhn bei ihren Leibesübungen mit Schwert Susan aus ihrem Kokon raspelt, ändert das nichts daran. Die ist zwar jetzt am Boden (und) zerstört, weil sie kein schöner Schmetterling mehr werden kann. Huhn und sie können sich aber schnell darauf einigen, dass nun wohl ein Abenteuer ansteht, dessen Task darin besteht, Seide für Susan zu besorgen. So was braucht eine dicke Raupe ja. Aber klar, bevor es losgeht, müssen die beiden erst mal das Inventar bestücken mit ITEMS, sprich, was zu futtern. Also schleichen die zwei Heldinnen bei den Ogern vorbei, um Mais zu klauen. Beinahe fliegen sie auf, weil Huhn dabei unbedingt ihren Themesong singen muss und überhaupt ist Unauffälligkeit nicht ihre Stärke. Eher so das ungeplante, euphorische Chaos. Susan ist der Kontrapunkt, mies gelaunt und ordentlich pessimistisch. So ziehen die beiden dann also los nach Froschbach, um das nächste Level zu erreichen. Dabei müssen sie natürlich noch einige Aufgaben bewältigen und treffen auf aberwitzige Figuren, Prinzessinnen und merkwürdige Monster allenthalben.


Warum kann die Prinzessin mit der Zunge Fliegen fangen? Vieles bleibt ungeklärt. Huhn ist jedenfalls ein aufgedrehtes Federvieh.

Das klingt jetzt zwar alles sehr grotesk-komisch, ist aber auch platt und abgedroschen. Viele Gags sind leider sehr vorhersehbar oder auch schon in einigen anderen Serien oder Comics verarbeitet worden wie in Matt Groenings Disenchantment. Ruflairs Zeichnungen reißen das Ruder allerdings wieder herum. Sie sind sehr simpel, fast grobschlächtig mit dickem Strich und klaren Farbverläufen. Trotzdem ist es unglaublich, zu wie vielen unterschiedlichen Gesichtsausdrücken alleine Susan fähig ist. Auch dieser Stil ist nicht gerade neu, Rick & Morty kommt mir hier in den Sinn. Doch genau wie auch in dieser Serie ergeben Zeichenstil und Humor eine perfekte Mischung. Darüber hinaus sind viele Bilder mit kleinen Gags gespickt, die man erst beim zweiten Lesen wahrnimmt.


Der gefährliche Usurpator erweist sich als ein redender Stock. Herrlich skurril.

Trotz der unzählbar vielen Geek-Gags lässt sich Adventure Huhn auch ohne sie gut lesen und ist so auch einem jüngeren Publikum, sprich Kindern, zugänglich. Selten hat ein Comic die Bezeichnung All-Ager so verdient.

Woher sich die Freundschaft der beiden Heldinnen speist und warum Huhn Susan nicht einfach auffrisst, bleibt bis zum Ende ein großes Rätsel. Vielleicht hat Huhn dazu ja irgendwo ein Easteregg versteckt.

[Mechthild Wiesner]

Abbildungen © 2019 avant-verlag


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