Frisch Gelesen Folge 330: Onkel Dagobert & Donald Duck

»Ich kann niemanden leiden, und mich kann niemand leiden! So ist die Lage!«


FRISCH GELESEN: Archiv


Onkel Dagobert & Donald Duck: »Die Mutprobe«

Story: Carl Barks
Zeichnungen: Carl Barks

Egmont Comic Collection
Hardcover | 216 Seiten | Farbe | 35,00 €
ISBN: 978-3-7704-0446-9


Onkel Dagobert & Donald Duck: »Das Gespenst von Duckenburgh«

Story: Carl Barks
Zeichnungen: Carl Barks

Egmont Comic Collection
Hardcover | 232 Seiten | Farbe | 35,00 €
ISBN: 978-3-7704-0447-6


Onkel Dagobert & Donald Duck (Schuber 1947-1948): »Die Mutprobe«, »Das Gespenst von Duckenburgh«

Story: Carl Barks
Zeichnungen: Carl Barks

Egmont Comic Collection
Hardcover | 432 Seiten | Farbe | 80,00 €
ISBN: 978-3-7704-0487-2

Genre: Funny

Für alle, die das mögen: Enten, Disney, Funnys



Mein ganzes Leben schon sammele und lese ich Comics. Es ist erstaunlich, dass ich es nie zu einer anständigen Carls-Barks-Ausgabe gebracht habe. Bei der legendären Barks Library habe ich irgendwie vergessen, auf den Zug aufzuspringen und nur ein paar vereinzelte Alben im Regal stehen. Alle folgenden Editionen waren mir meistens nicht bibliophil genug oder zu teuer. So kannte ich den »guten Donald-Zeichner« nur aus der Micky Maus und ein paar Heften Die tollsten Geschichten von Donald Duck – Kindheitserinnerungen.

Umso erfreuter war ich, als Egmont ankündigte, eine ganz neue Werkausgabe von Carl Barks herauszubringen. Von ihr liegen bereits die ersten beiden Bände vor, die sowohl einzeln als auch in einem gemeinsamen Schuber zu haben sind. Originalausgabe ist The Complete Carl Barks Disney Library von Fantagraphics. Im US-amerikanischen Original soll die Werkschau nach Abschluss etwa 30 Bände beinhalten. Ob bei Egmont am amerikanischen Editionsplan festgehalten wird, konnte leider nicht in Erfahrung gebracht werden. Der deutsche Verlag verspricht zumindest: »In dieser neuen Gesamtausgabe kommen alle Geschichten des ›Duck Man‹ in an die klassischen Veröffentlichungen angelehnter Kolorierung und natürlich mit der Übersetzung von Dr. Erika Fuchs zum Abdruck.« Die Vorzeichen stimmen also.

Und auch wenn wir tiefer in die Bände einsteigen, bleibt der Optimismus. Der Verlag hat ein sehr schönes mattes, leicht gestrichenes Papier ausgewählt, das die Farben hervorragend zur Geltung bringt. Die »an die klassischen Veröffentlichungen angelehnte[r] Kolorierung« überzeugt tatsächlich. Die Farben sind nicht zu knallig und nicht zu soft. Es macht einfach Spaß, sich durch die Panels zu bewegen.

Über die Qualität der Geschichten muss ich nicht viele Worte verlieren. Barks fing 1942 an, hauptberuflich Comics zu zeichnen; die beiden vorliegenden Bände der neuen Werkausgabe beinhalten Geschichten der Jahre 1947 und 1948. Es ist überraschend, zu welch hohem Niveau er es in fünf Jahren gebracht hat. Mit wenigen Pinselstrichen gibt er Donald einen komplett anderen Gesichtsausdruck. Einer meiner Bekannten – kein Comicleser – meinte beim Durchblättern: »Schon spannend, wie es der Zeichner schafft, mit einem so einfachen Gesicht so viele Emotionen auszudrücken.« Traurig, überrascht, begeistert – in jedem Panel wird Donald von seinen Gefühlen getrieben.

Und dann haben wir uns noch nicht die Geschichten angesehen. Ich habe lange nicht mehr laut gelacht beim Lesen. Barks hat es geschafft. Und auch da muss man sich vor Augen führen, von wann die Geschichten sind. Mitte des 20. Jahrhunderts erfindet er Gags, die 2023 immer noch funktionieren. Und zwar nicht als »Väter der Klamotte« mit fliegenden Torten, sondern die Gags sitzen wirklich. Es sind da vor allem Donalds Kleinkriege gegen Nachbarn, ungebetene Gäste oder seine Neffen, die immer wieder für Heiterkeitswellen sorgen. Gelungen finde ich in diesem Zusammenhang übrigens auch die jeweils einleitenden Vorworte von David Gerstein, einem amerikanischen Comicforscher, der auch schon an der Don Rosa Library mitgearbeitet hat. Denn Gerstein legt auch durchaus mal den Finger in die Wunde, wenn es beispielsweise darum geht, wie Barks indigene Völker darstellt – so wie es wohl 95 Prozent der Weißen in der Mitte des 20. Jahrhunderts getan hätten. Gerstein legt dar, erklärt und ordnet ein.

Mit einem Comicfreund habe ich vor ein paar Tagen darüber diskutiert, ob das Niveau in der Neunten Kunst in den letzten Jahren abfällt. Er fand, dass die Geschichten immer fader werden und die Zeichnungen uninspiriert. Mag sein, aber so lange es immer noch so wunderschöne Klassiker zu entdecken gibt, die dann auch noch so bibliophil präsentiert werden, wird mir nicht bang. Ich gebe zehn von zehn Entenschnäbeln.

[Bernd Hinrichs]

Abbildungen ©2023 Egmont Comic Collection/Disney


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Oder beim Verlag: Egmont Comic Collection