Frisch Gelesen Folge 304: Yasmina

»Unterschreibt ihr meine Petition? Geht ganz schnell. Wir müssen uns wieder bewusster ernähren. 40 % von uns haben keine Ahnung, dass Milch von Kühen kommt. 36 % wissen nicht, dass Schinken von Schweinen stammt, und 11 % denken, dass Eier aus Weizen bestehen. Also, unterschreibt ihr?«


FRISCH GELESEN: Archiv 


Yasmina und die Kartoffelkrise

Story: Wauter Mannaert
Zeichnungen: Wauter Mannaert

Reprodukt
Hardcover | 160 Seiten | Farbe | 20,00 €
ISBN 978-3-95640-258-6


Yasmina 1: »Meisterklasse«

Story: Wauter Mannaert
Zeichnungen: Wauter Mannaert

Reprodukt
Hardcover | 48 Seiten | Farbe | | 15,00 €
ISBN 978-3-95640-311-8

Genre: Kinder, Familie, Ernährung

Für alle, die das mögen: Manga, Kochbücher, Sophie (Jidéhem), lecker Essen



Yasmina ist elf Jahre alt und eine begeisterte Köchin. Sie lebt mit ihrem Vater, dem sie jeden Tag für die Mittagspause eine Bento-Box mit vegetarischen Köstlichkeiten mitgibt und jeden Abend ein ebenso großartiges Essen zubereitet. Ihr Vater arbeitet in einer Frittenbude, was nicht viel Geld abwirft, aber die beiden essen meist umsonst – die beiden Hobbygärtner Cyril und Marco teilen gerne ihre Ernte. Eine urbane Idylle, die in der Graphic Novel für Kinder Yasmina und die Kartoffelkrise in klassischer Manier von einem bösen Großbauern gestört wird, der mit mutierten Kartoffeln die Menschen in perfekte Konsumenten verwandelt – und natürlich besiegt wird.

Mit »Meisterklasse« startet zudem eine reguläre Albumreihe. Im ersten Band geht es weniger abenteuerlich zu, aber deutlich origineller: Nachdem Papa seinen Job verloren hat, will er einen mobilen Imbiss betreiben – doch was wollen die Leute eigentlich? Immer wieder sieht er: das Gewohnte – also Hähnchen vom großen Konkurrenten nebenan. Yasmina, die in der Schule Unterschriften sammelt, um Gärtnern und Kochunterricht in der Schule einzuführen, macht gleichzeitig dieselbe Erfahrung: Was ihre Mitschüler nicht kennen, interessiert sie nicht. Bis beide doch zum Erfolg kommen, nur eben über Sekundärtugenden – Likes in den sozialen Medien.

 

Yasmina ist eine echte Rarität: ein Foodcomic für Kinder. Keine Ahnung, warum es davon nicht mehr gibt; das Thema ist endlos, Essen interessiert Kinder und der pädagogische Wert ist unübersehbar. Gute Ernährung, frisch und vegetarisch wünschen sich zudem viele Eltern für ihre Kinder, die zu ihrem Leidwesen immer nur von »Mces« reden. Yasmina ist da perfekt, denn statt fieses Fast Food zu verteufeln, wird laufend lecker Slow Food vorgeführt:

 

Die Herstellung sieht wie ein Kinderspiel aus, was sie selbstverständlich nicht ist, aber das wissen die lieben Kleinen ja nicht …

 

… und Papas Bento-Boxen wie kleine Kunstwerke, was sie häufig auch in Wirklichkeit sind:

 

In Dramaturgie, Personal und Dialoge folgt Yasmina den frankobelgischen Klassikern der Ligne claire, auch wenn der Strich des Belgiers Wauter Mannaert eher eine Ligne gerupft ist. Aber das passt bestens zur Hauptfigur, die mich ein wenig an Jidéhems Sophie erinnert, nur eben wilder und zeitgemäßer: Yasmina beklaut gleich zu Anfang des ersten Bandes ihre Nachbarin – regelmäßig! Das war für die lustige Lilli in Fix und Foxi unvorstellbar.

Das beste an Yasmina sind jedoch die Passagen ohne Worte, für die Wauter Mannaert ein großes Talent hat. Wenn der Vater im ersten Band nach Fritten riechend von der Arbeit kommt und das ganze Haus Appetit bekommt …

 

… wenn er ein Gegenmittel gegen die süchtig machenden Kartoffeln geschluckt hat …

 

… oder wenn er in seinem endlich erfolgreichen Foodtruck seine Kunst als Showkoch zeigt …

 

… ist es eine wahre Pracht, die die engen Panels der Klassiker weit hinter sich lässt. Darauf eine Paprika traditionell indischer Art.

[Peter Lau]

Abbildungen © 2021, 2022 Reprodukt / Wauter Mannaert


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