»Donnerwetter, Brick, das sind doch Flugkörper! Sie kommen schnell näher!«
FRISCH GELESEN: Archiv
Brick Bradford
Story: Clarence Gray
Zeichnungen: Clarence Gray, Paul Norris
INCOS e.V.
Hardcover | 60 Seiten | s/w | 28,00 € (für Mitglieder: 22,00 €)
limitiert auf 280 Exemplare, ohne ISBN
Genre: Science Fiction
Für alle, die das mögen: Flash Gordon, Buck Rogers, US-Zeitungsstrips
Wer glaubt, Stan Lee hätte in den Comics die alliterative Namensgebung salonfähig gemacht, der hat noch nicht Brick Bradford gelesen.
Brick wer? Ja, da kann man schon mal nachfragen. Die Rede ist von Brick Bradford, dem Science-Fiction-Helden, dessen Zeitungscomicabenteuer in den USA am 21. August 1933 starteten. Erfunden von William Ritt, einem Journalisten, der mit einem enzyklopädischen Wissen ausgestattet gewesen sein soll, startete die Serie zunächst als Abenteuercomic, dessen Wurzeln klar in den Pulps verortet waren.
War er anfangs »nur« Entdecker, Flieger, Soldat, Detektiv oder gar Cowboy, wurden Bricks Herausforderungen bald richtig heftig. Wie viele seiner damaligen Heldenkollegen aus dem Goldenen Zeitalter reiste der Problemlöser unentwegt um den Erdball, entdeckte versunkene Inka-Städte, rettete die zivilisierte Welt vor brutalen U-Boot-Piraten, bewahrte die USA vor einer Mongoleninvasion, schrumpfte sich auch schon mal auf Atomgröße oder reiste in eine Welt, in der wilde Krieger auf Dinosauriern ritten. Eine Zeitreisegeschichte, in welcher Brick auf einer Schatzsuche ins 17. Jahrhundert katapultiert wurde, kam so gut an, dass die Zeitreise eines der bestimmenden Motive der Serie wurde und diese sich wiederum als SF-Serie etablierte.
Brick Bradford: Warum nur 100 Jahre in die Zukunft reisen, wenn die Maschine auch Millionen hergibt?
Die Serie Brick Bradford gilt als anerkanntermaßen als B-Comic. Sie stand steht's im Schatten der beiden bekannteren Sci-Fi-Heroen Flash Gordon und Buck Rogers. Dennoch erschien sie immerhin mehr als 50 Jahre lang, bis zum Mai 1987, und erkämpfte sich einen kleinen, aber festen Platz im Herzen der Fans dieser alten King-Features-Strips.
Die über viele Jahre von Clarence Gray etwas steif gezeichnete Serie wurde ab 1952 von Paul Norris übernommen, einem Schüler von Milton Caniff, der u.a. auch Alex Raymonds Jungle Jim fortsetzte oder zusammen mit Mort Weisinger den Unterwassersuperhelden Aquaman erfunden hat, und der Brick Bradford schon alleine mit seiner im Vergleich zu Gray größeren Zeichenkunst aufwertete.
Futuristische Städte, wie man sie sich in den Fifties vorgestellt hat
Der eingetragene Verein Interessengemeinschaft Comic Strip (INCOS), der es sich mit seinen kleinauflagigen Jahrespublikationen zur Aufgabe gemacht hat, vergessene Comicschätze zu heben und nostalgische Bildergeschichten wieder zugänglich zu machen, legte rund um Weihachten 2013 die komplette Geschichte mit dem Titel »Die Suche nach Quentin Quado«, die einst 1962 mit je zwei Seiten in den UTOPIA-Romanheften des Pabel Verlags veröffentlicht wurden, in einem Hardcover-Album neu auf.
Die Geschichte, in der Brick Bradford und der Reporter Barney Boldface (da sind sie wieder, die Alliterationen) in die Zukunft reisen, um den verschwundenen Professor Quentin Quado zu suchen, erschien in den USA vom 8. April 1956 bis zum 14. April 1957 und markiert den Wechsel von Clarence Gray, der am 5. Januar verstarb, zu Paul Norris, der die letzten acht Seiten der Geschichte zeichnete.
Paul Norris, Nachfolger von Clarence Gray, ging bei Milton Caniff in die Schule
Die Story, die heutzutage höchstens noch Hardcore-Nostalgiker zu grenzenloser Ekstase verzücken dürfte, wurde von der INCOS mustergültig aufbereitet. Es gibt ein einführendes Vorwort von Joscha Heinkow, der Serie, Künstler und deutsche Rezeption kundig darstellt (bis auf den fehlenden Hinweis auf obskure deutsche Brick-Bradford-Comics unter Namen wie Tom Trik) und im Anhang präsentiert man die Original-Umfrage aus UTOPIA und ihr Ergebnis, das ergab, dass der »Bildroman« (Graphic Novel ick hör dir trapsen …) in einem Romanheft von den Lesern nicht erwünscht war.
Mit diesem Band ist das Kapitel Brick Bradford bei der INCOS aber noch nicht beendet. Für 2014 will man die komplette Serie Alan Frank vom Danehl's Verlag veröffentlichen. Hier erschienen in den 1950er Jahren fünf Hefte, von denen kaum ein Sammler die Nummer 4 kennt. Veröffentlichen will man aber sogar sechs Hefte … man kann gespannt sein!
[MH]
Abbildungen © 2013 INCOS e.V.
Mehr zum gleichen Thema: Interview mit Joscha Heinkow & Hans-Jürgen Scheffler
Kauft den Comic im gut sortierten Comicfachhandel: CRON-Händlerverzeichnis