All Verlag ergänzt das Angebot frankobelgischer Comics

Abt: Alte Bekannte

Neue Frankobelgier im All Verlag 

Warum ein »neuer« alter Verlag im Comic-Zirkus mitmischen möchte

Wie aus dem Nichts erfolgte Mitte September die Ankündigung, dass der »neue« All Verlag mit der Veröffentlichung der ab 2008 in Frankreich von Les Humanoïdes Associés publizierten Horror-/Mystery-Reihe »Touna Mara« sein kleines, aber feines Programm starten wird. Wie Herausgeber Ansgar Lüttgenau im Gespräch mitteilte, laufen die Vorbereitungen allerdings schon eine ganze Weile.

Der 46jährige Vertriebsleiter aus der Nähe von Köln hat bereits in den 1980er Jahren nach einer Ausbildung zum Verlagskaufmann während seines Betriebswirtschaftsstudium Erfahrung mit der Veröffentlichung von Comics machen können, als er das von Klaus Bogdon (Edition Quasimodo) begründete Magazin »Algier 1937« 1987 mit der sechsten Ausgabe übernahm. Bis 1990 folgten noch einige Ausgaben des Magazins, in dem mit Karsten Weyershausen, Bernd Natke, Horst Gotta (siehe nebenstehende Abbildung), Martin Frei oder den Atzenhofer-Brüdern einige der damals talentiertesten Newcomer vertreten waren. Albumausgaben von Anton Atzenhofer (»Keine Zeit für Helden«), Martin Frei (»Radiopolis«) oder Armin Mühsam (»Stimmen der Vergangenheit«) vervollständigten das damalige Programm des All Verlags.

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Ansgar, es ist eine spannende Sache, in diesen Tagen einen neuen Verlag auf die Szene loszulassen. Was hat dich dazu veranlasst?

Ich hatte schon länger vor, wieder was im Comicbereich zu machen, aber aus beruflichen und familiären Gründen war es bis jetzt nicht möglich. Als Finix gegründet wurde, bin ich erst mal dort Mitglied und Investor geworden, weil mir das Konzept sehr gut gefallen hat. Daraus hat sich dann so langsam die Idee entwickelt, selbst etwas auf die Beine zu stellen.
Im Gegensatz zur ersten Verlagsgründung Ende der 1980er Jahre gibt es jetzt eine bessere Arbeitsteilung, so dass ich mich nur noch um die programmatische Ausrichtung des Verlags und den Internetauftritt kümmern muss.

Was hat dich dazu veranlasst, gerade mit der Serie »Touna Mara« zu starten?

Die Vorbereitungen für den Start des Verlages laufen ja schon seit über einem Jahr. Auf der Buchmesse 2010 bin ich bei den einschlägigen frankobelgischen Verlagen vorstellig geworden. Bei den Gesprächen dort hat sich dann aber erst einmal nichts ergeben. Später habe ich mir dann von den Lizenzgebern einige Leseexemplare von ausgewählten Titeln schicken lassen. Und da war halt »Touna Mara« mit dabei. Es ist ein Titel, den ich mir auch selbst kaufen würde. Die Geschichte spielt abwechselnd in einer fiktiven Steinzeit und in der Gegenwart. Sie verbindet Horrorelemente mit einer spannenden Abenteuergeschichte. Der Italiener Mario Milano hat das Ganze routiniert zu Papier gebracht. Insbesondere die von Manara inspirierten Frauendarstellungen sind eine Augenweide. Wer sich selbst ein Bild machen will, kann das auf mycomics tun. Dort ist eine achtseitige Leseprobe abrufbar.

Sind noch weitere Serien von Les Humanoïdes Associés bei euch geplant? Der französische Verlag ist ja nicht gerade dafür bekannt, ein leichter Verhandlungspartner zu sein ...

Im Moment nicht. Es gibt so viel interessantes Material, auch bei anderen Lizenzgebern, so dass wir die Qual der Wahl haben. Ein Einzelband und ein Dreiteiler sind bereits in Vorbereitung. Neben frankobelgischem Material wird es durchaus auch Comics aus dem angloamerikanischen Bereich geben. Bereits das nächste Projekt wird voraussichtlich ein in den 1950er Jahren in England erschienenes Meisterwerk sein.
Dazu gibt es in unserem neuen Forum auf www.comicforum.de sehr viele interessante Programmvorschläge. Vielleicht schieben wir davon kurzfristig auch mal etwas ein. Bei einem Output von zwei, später vielleicht einmal vier Büchern im Jahr werden wir uns aber auf kurze Serien beschränken.
Die Verhandlungen über die Bedingungen des Lizenzvertrags haben sich schon einige Zeit hingezogen. Mit Edmond Lee hatten wir aber einen sehr verständnisvollen Gesprächspartner, so dass wir zu einem guten Ergebnis gekommen sind.

In den 1980er Jahren hast du dir einen Namen damit gemacht, vor allem deutsche Zeichner zu veröffentlichen. Ist in dieser Richtung auch etwas von dir zu erwarten?

Veröffentlichungen von deutschen Zeichnern kann es durchaus auch heute wieder geben. Ich würde mich sehr freuen. Profis wie Frank Erik Weißmüller oder Daniel Lieske gibt es aber leider nicht so häufig. Wer meint, eine ähnliche Qualität liefern zu können, kann sich gerne bei mir unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. melden.

 

→ Das Interview mit Ansgar Lüttgenau führte Volker Hamann