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BLOG: Comic heut' nich' - Folge 12: GCT-Comics - Teil 2

Koma

Im zweiten Teil des Gratiscomiclesemarathons sind weitere fünf Hefte in keiner besonderen Reihenfolge auf dem Kommentarteller. Die Bandbreite ist auch dieses Jahr enorm.

Comic heut' nich', Comic morg'n …cr ICON-FastFacts

Rapid Comicz Commentz von Matthiaz Hofmann
2013/KW19 – Folge 12: GCT-Comics, Teil 2 von 5

Na, wisst ihr schon, welche Titel ihr am Samstag mitnehmt? Es ist echt ein Dilemma, denn auch dieses Jahr dürften die meisten zwischen zwei grundsätzlichen Einstellungen schwanken. Nehme ich die Titel mit, die ich kenne bzw. von denen ich weiß, dass sie mir gefallen könnten? Oder nehme ich Titel mit, die ich mir nicht kaufen oder gerne mal reinschnuppern würde?

Hier noch einmal die drei Wertungen, die ich anwende:

  • »Haben-muss« (must-have )
  • »Engere Auswahl« (short-list)
  • »Kann man nehmen, muss man aber nicht« (nice-to-have)

Und weiter geht's ...


Malcolm Max

Malcolm Max

Splitter

52 Seiten, 37 Seiten des Albums

Malcolm Max ist ein Titel, den ich erst vor kurzem gelesen habe und noch ausführlicher besprechen wollte, jetzt zwingt mich der GCT dazu, einen kurzen Kommentar abzugeben, da die Zeit nicht für eine umfassende Abhandlung reicht.

Das Drumherum ist vorbildlich. Das gesamte Heft ist stimmig gestaltet. Es gibt ein neugierig machendes Intro, Infos zu den beiden Hauptdarstellern, Beiträge zu dem Autor und dem Zeichner, etwas Werbung und eine Splitter-Programmübersicht. Plus natürlich 37 Seiten eines Comics, der vor wenigen Wochen erst in den Handel gekommen ist. Das kann man nicht besser machen.

Die komplette Geschichte ist länger als 37 Seiten, d.h. dieses Heft ist nur ein Appetithäppchen, oder sagen wir eher, die Vorspeise und das Hauptgericht eines dreigängigen Menüs. Nur der Nachtisch fehlt noch. Und das ist nicht schlimm, denn selbst mit den letzten Seiten ist die Geschichte nicht zu Ende, da sie in Band 2 weitergeht.

Malcolm Max ist ein Vampirjäger. Seine Partnerin Charisma ist eine Halbvampirin. Beide sind im viktorianischen London des Jahres 1889 eigenartigen Ereignissen auf der Spur, denn rätselhafte Leichendiebstähle und eine Serie grausamer Frauenmorde halten die Helden auf Trab.

Nur so viel: Die Story von Peter Mennigen ist gut konstruiert, wenngleich für einen Comic etwas geschwätzig und damit etwas textlastig (Aber hey, schon mal Blake und Mortimer gelesen? Dagegen sind die unzähligen Sprechblasen in Malcolm Max ein Kindergeburtstag). Die Zeichnungen von Ingo Römling sind der absolute Knaller. Wenn die gute alte »Monozelle«, wie er sich auch mitunter nennt, diese Leistung in den nächsten Jahren kontinuierlich aufrecht erhält, dann haben wir ein Comiczeichnerschwergewicht, das sich auch international langfristig etablieren würde. Beachtlich, dass die Kreativen bei Malcolm Max bewusst auf viel Sex & Violence verzichten, um eine Art »All-Ages-Produkt« zu etablieren.

Das ist absolut gut gemachte Comicunterhaltung für Fans von leichtem Grusel, umgesetzt auf internationalem Niveau. Das heißt: »Haben-muss« (must-have). Oder besser: Was anderes nehmen und gleich das komplette Splitter-Hardcoveralbum kaufen.

Malcolm Max Leseprobe


crosscult startrek

 Star Trek: Countdown to Darkness

Cross Cult

32 Seiten, Teaser-Story

Die Zeiten als man noch »Raumschiff Enterprise« sagte, wenn man über Captain James T. Kirk und Spitzohr Spock sprach sind längst passé. Inzwischen sagt man »Star Trek«, die alte TV-Serie verblasst in der Erinnerung, doch die Marke ist alles andere als tot. Über Jahrzehnte hinweg ist die Marke, die einst Gene Roddenberry ausgedacht hat, zu einem Popkultur-Phänomen geworden.

Im Zeitalter der Reboots, Relaunchs, Neuinterpretierungen und was nicht noch alles, besinnt man sich gerne auf die guten alten Zeiten zurück. So war es nur eine Frage der Zeit, bis man auch die von verschiedenen Generationen geliebten Charaktere der Serie aus den 1960er Jahren wieder auf die Bildfläche brachte. In diesem Fall ins Kino. Und jetzt steht der zweite Kinofilm mit neuen Abenteuern der alten Crew an. Captain Kirk, Mister Spock, Dr. McCoy (Pille!), Chefingenieur Scott (Scotty!), die menschlichen Navis Chekov und Sulu sowie Kommunikationsoffizier Leutnant Uhura begeben sich in »Star Trek Into Darkness« ab heute (9. Mai 2013), also einen Tag vor dem GCT, in 3D auf neue Erkundungstouren in den weiten Weltraum.

Dieser Comic bietet die offizielle Vorgeschichte zum Film, aber nur 22 Seiten davon bzw. den ersten Teil bis zu einem verblüffenden Cliffhanger. Der Italiener David Messina, dessen Stil entfernt an Terry Dodson erinnert, fängt das Flair von Star Trek schön ein. Panels von der Brücke, Spock mit hinter dem Rücken verschränkten Armen und ähnliche Einstellungen sind getreu der Serie. Die Handlung ist ein typischer Sci-Fi-Stoff, solide heruntergespult. Für Trekkies daher selbstverständlich zu empfehlen. »Kann man nehmen, muss man aber nicht« (nice-to-have)

INFO: David Messina ist Mitte-Mai auf Signiertour:

  • 13.05.13: Bochum (Mr. C, Kortumstr. 115)
  • 14.05.13: Hannover (Comix, Goseriede 10)
  • 15.05.13: Esslingen (Sammlerecke, Daimlerstr. 8)

Stark Trek Leseprobe


Suske und Wiske

Suske und Wiske: Meister Klecks

Salleck Publications

Comics für KIDS

60 Seiten, komplettes Album

Eckart Schott bringt mit seinem diesjährigen GCT-Beitrag den alten belgischen Klassiker Suske und Wiske wieder ins Blickfeld. Zwar erscheinen die deutschen Ausgaben eher nach Lust und Laune, also sehr unregelmäßig, aber es gibt immerhin ein Dutzend Bände, von denen die Nummern 3 bis 12 auch lieferbar sind.

»Meister Klecks« ist identisch mit dem deutschen Album 9, welches 2010 erschienen ist. Dieses entspricht dem Originalband 181, der 1990 publiziert wurde. Es handelt sich hierbei nicht um einen Comic von dem »flämischen Walt Disney«, also Willy Vandersteen, der im August 1990 verstorben ist, sondern von dessen legitimen Nachfolger Paul Geerts.

Die Atmosphäre von Suske und Wiske ist eigentümlich, aber nicht ohne einen gewissen Reiz. Geerts führt stilistisch das fort, was vom Studio Vandersteen etabliert wurde. Das wirkt altbacken, für 2013 nicht mehr zeitgemäß und gibt dem Ganzen etwas Höchstnostalgisches. Das Abenteuer von Suske, Wiske, Wastl, Lambik, Tante Sidonie oder Professor Barabas könnte auch in den 1950ern gezeichnet worden sein. »Meister Klecks« ist eine Zeitreisegeschichte, die ins Paris des 19. Jahrhunderts führt, in die Ära von Vincent van Gogh, der ebenso wie z.B. sein Malerkollege Henri de Toulouse-Lautrec auch selbst in dem Comic auftritt (auch Hergés Struppi kommt zu einem Gastauftritt). Insgesamt eine amüsante, kurzweilige, sehr charmante Lektüre, die aber die Kids von heute eher kalt lassen könnte. Mutig, mutig, Eckart! »Engere Auswahl« (short-list)

Suske und wiske Leseprobe



Skull Party

Skull Party

Carlsen Manga

32 Seiten, Teaser-Story

Melanie Schober gehört inzwischen die den »Big Names« der deutschsprachigen Manga-Szene. Carlsen hat sie konsequent als Hauszeichnerin aufgebaut. Fünf Bände aus der Personal Paradise Serie, veröffentlicht von 2008 bis 2011, belegen dies eindrucksvoll.

Jetzt kommt mit Skull Party etwas Neues von der Österreicherin. Der Verlag verspricht dies: »Melanie Schobers neuer Thriller lässt einem das Mark gefrieren... bis auf die Schädelknochen!« Und im Intro zum Heft steht: »Spannender Science-Fiction-Fantasy-Thriller! Nichts für schwache Nerven …«

Nun, ich habe die ersten 27 Seiten im GCT-Heft gelesen, und ich bin mir nicht so sicher, ob der ganze Hype völlig gerechtfertigt ist. Die Geschichte um den Schulschwänzer Emil, der etwas komisch spricht (eine ältere Frau bezeichnet er als »Alte Brack!«) und eine eigenwillige, eher feminine Haarpracht mit sich herumträgt, beginnt mysteriös. Das Setting ist interessant. Umweltverschmutzung und Klimaerwärmung haben zum Abschmelzen der Pole geführt. Die übrig gebliebenen Menschen leben in schwimmenden Städten und werden von der Regierung durch spezielle Drogen kontrolliert. Aber man muss wohl den kompletten ersten Band gelesen haben, um sich ein brauchbares Urteil bilden zu können. »Kann man nehmen, muss man aber nicht« (nice-to-have)

Skull Party Leseprobe



Koma

Koma: Die Stimme der Schlote

Reprodukt

52 Seiten, komplettes Album

Koma von Pierre Wazem (Szenario) und Frederick Peeters (Zeichnungen) ist eine Serie, die wirklich berührt. Wenn nicht von der ersten Seite an, so auf jeden Fall wenn man am Ende der Story »Die Stimme der Schlote« angelangt ist. Das GCT-Heft bringt das komplette erste Album von insgesamt sechs. Vier davon gibt es bereits zu kaufen, die letzten beiden kommen dieses Jahr in den Handel.

Koma erzählt die wunderbare Geschichte des kleinen Mädchens Addidas (»… aber nicht wie die Schuhe, klar!«) mit den großen Kulleraugen, das zusammen mit seinem Vater in einer schrecklichen, deprimierenden, dunklen Stadt lebt, in der sämtliche Natur verbaut und verbetoniert ist und deren markantes Markenzeichen ein Firmament aus endlos qualmenden Schornsteinen ist. Das Land außerhalb der Stadt kennt Addidas, wie ihre Mutter, nur vom Hörensagen.

Sie leidet an einer mysteriösen Krankheit, die sie plötzlich in ein Koma fallen lässt und sie in eine unheimliche Welt schickt, die von schwarzen Gestalten bevölkert ist, die fremdartige Maschinen bedienen.

Ziemlich harter Psychostoff, beeindruckend umgesetzt. Wie bei einem Mosaik fügen Wazem und Peeters immer neue Stücke an Handlung und Bildern hinzu, kleine witzige Episoden wechseln sich mit melancholischen oder bedrohlichen Momenten. Und mitten drin die unschuldige, charakterlich starke und ultrasympathische Addidas, die plötzlich merkt, dass die Welt ihre Koma-Anfälle doch nicht nur in ihren Träumen stattfindet. Einer der besten Titel dieses Jahr. Keine Frage. »Haben-muss« (must-have)

Koma Leseprobe


Alle Hefte 2013 - Kurz kommentiert: Teil 1 - Teil 2 - Teil 3 - Teil 4 - Teil 5


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Über das Blog

Mit »Comic heut' nich', Comic morg'n …« räumt Matthiaz [sic!] auf, denn jede Woche flattern ziemlich viele Comics auf seinen Redaktionstisch. Nicht alles eignet sich für lange Abhandlungen, aber vieles ist es wert, dass man ein paar Worte darüber verliert. Also macht er es sich bequem und schreibt darüber. Und manchmal auch darüber hinaus …