Panini Programmvorschau 2. Halbjahr 2017 - Interview mit Alexander Bubenheimer

Bei Panini knallen am 1. Juli beim »20-Jahre-Panini-Comics-Tag« die Sektkorken. In den Regalen stehen dann bereits die ersten Titel des zweiten Halbjahrs 2017. CRON präsentiert die komplette Übersicht und hat Alexander Bubenheimer dazu befragt, der für eine Antwort an seinen Kollegen Steffen Volkmer abgibt.

Panini Programm Juli bis Dezember 2017
Interview mit Sales-Manager Alexander Bubenheimer

Alex, bevor wir zum neuen Programm kommen, lass uns kurz auf das anstehende Jubiläum blicken. Ihr feiert am 1. Juli den »20-Jahre-Panini-Comics-Tag«. Wie war bislang die Resonanz auf die dazu angekündigten Ereignisse? Wie rege beteiligen sich die Händler?

Die direkte Resonanz, als wir unsere Ideen im Rahmen eines Händlertages vorgestellt hatten, war sehr positiv. Und jetzt nach der Anmeldefrist ist das Ergebnis greifbar da, es beteiligen sich über 110 Händler. Wir hoffen, dass alle Händler und vor allem die Fans an diesem Tag zufrieden nach Hause gehen.

Bei der »Spiel«-Messe in Essen wird man euch in diesem Jahr hingegen nicht antreffen. Warum?

Deine erste Frage beinhaltet die Antwort hierauf. Wir wollen unser Jubiläum groß feiern, und der »Panini-Tag«, im Prinzip ein eigener Gratis-Comic-Tag, bedeutet eine hohe Investition. Die teilnehmenden Händler bezahlen für die gratis Comics, aber deutlich weniger als gewohnt, dazu geben wir kostenfrei Deko-Materialien (Schaufensterfolien, Stoffbanner, Displays, Ladenschilder, etc.) heraus und nehmen ebenfalls Give-aways für die Fans und Kunden auf uns: Einkaufschips, Kugelschreiber, Lesezeichen, etc. Da wir nicht bis Herbst warten wollten, der Mai aber bereits durch den Gratis-Comic-Tag belegt ist, haben wir uns den 1. Juli ausgesucht, um hier auch gleich die Stuttgarter ComicCon einzubauen. Auf der Messe selber werden wir massiv die Gratis-Hefte verteilen, abends eine Party feiern, und haben auch einen sehr hochkarätigen Zeichner-Cast eingeladen. Das alles kostet viel Geld, aber die Budgets sind nicht unbegrenzt, und aus verschiedenen Gründen haben wir daher entschieden, Essen dieses Jahr abzusagen.

Auch bei den Superhelden von DC stand und steht mit »Rebirth« ein Großereignis ins Haus. Kannst du schon etwas dazu sagen, wie der Neustart von der Leserschaft aufgenommen wurde?

Die Spannung war groß, würde ich sagen. Und die ersten Reaktionen sind gut, die Geschichten kommen an und »versöhnen« Altleser mit entsprechender Attraktivität für Neueinsteiger.

Zum Jahresende wird es sowohl im DC- als auch im Marvel-Universum weihnachtlich. Was verbirgt sich hinter den »Winter Specials« , die auf den ersten Blick doch sehr amerikanisch anmuten?

Mit weihnachtlichen Themenbänden aus unserem Kinderbuchprogramm erzielen wir im Buchhandel jedes Jahr tolle Erfolge. Und insbesondere in den skandinavischen Ländern sind solche Weihnachtssonderbände mit verschiedensten Comics im Albenformat sehr beliebt, in allen Generationen. Da unsere Anthologien anlässlich der Superheldenverfilmungen im Buchhandel sehr gut ankommen, ist das quasi die Kreuzung zweier Ideen. Ein schöner Geschenkband mit abwechslungsreichen Geschichten, perfekt für unter den Tannenbaum.

Apropos Spezialausgaben: Von Batman habt ihr gleich zwei überarbeitete Übersetzungen im kommenden Programm. Auf Alan Moores und Brian Bollands The Killing Joke in diesem Januar folgt im Juli Frank Millers Die Rückkehr des dunklen Ritters. Im Oktober erscheint dann eine Deluxe-Ausgabe von Lee Bermejos Batman: Noël im Überformat. Bereits im Juli gibt es eine Deluxe-Variante von Wolverine: Waffe X. Was versprecht ihr euch davon? Und wird es weitere überarbeitete Übersetzungen und weitere Deluxe-Ausgaben geben?

Die Bände sollen schlicht und ergreifend so gut wie möglich sein. Das bezieht sich auf die Optik aber auch auf die Inhalte, weshalb wir die Übersetzungen bei Nachdrucken überprüfen und verbessern. Und manchmal, wie aktuell bei den Batman-Klassikern, geht das dann mit einer generellen Auffrischung und Coveränderung einher. Was die Deluxe-Versionen betrifft: Ja, sowohl bei DC als auch Marvel werden wir weitere Bände bringen, wenn die Käufer das wollen. Wie bei DVD und Steelbox-Blu-ray vertragen diese Abenteuer verschiedene Ausgaben.

Der zweite Teil der »Guardians of the Galaxy« ist am 27. April in den deutschen Kinos gestartet, danach geht es Schlag auf Schlag: Im Juni folgt »Wonder Woman« , im Juli »Spider-Man: Homecoming«, im Oktober »Thor: Ragnarök« und im November schließlich »Justice League«. Werdet ihr die Kinostarts mit Neuerscheinungen begleiten?

Ja, im Programm finden sich entsprechende Anthologien (Thor, Spider-Man, Justice League – Wonder Woman ist ja schon draußen), zusätzlich Klassiker-Bände (Thor und Spider-Man) und bei Guardians haben wir erstmalig den umgekehrten Weg beschritten und eine (vierteilige) Kiosk-Heftserie gestartet mit dem Material aus den ersten Sammelbänden. Zusätzlich bewerben wir Titel aus der Backlist, die einen guten Einstieg ermöglichen. Im Umfeld eines Kinostarts ist die Nachfrage groß, insbesondere bei Menschen, die eigentlich nicht regulär Comics lesen.

Wechseln wir mit einem weiteren cineastischen Dauerbrenner von den Superhelden zu den Comics. »Star Wars: Die letzten Jedi« kommt im Dezember in die deutschen Kinos. Wie sieht es mit der gedruckten Form des Sternenmärchens aus, wie läuft die »Star Wars Comic Kollektion«?

Die Kollektion läuft stabil – wir haben die Laufzeit verlängert.

Einen Überraschungshit in der immer unübersichtlicher werdenden TV-Landschaft landete jüngst der Streaming-Riese Netflix mit »Dirk Gentlys holistische Detektei«. Im September erscheinen die Geschichten um Douglas Adams' schrulligen Ermittler nun auch in Comicform. Kann die Neunte Kunst mit der erstaunlich überzeugend ins Fernsehformat gepressten Konkurrenz um die Schauspieler Samuel Barnett und Elijah »Frodo« Wood mithalten?

Hier gebe ich sehr gerne an meinen Kollegen Steffen Volkmer ab, der den Titel redaktionell betreut: Die kann nicht nur mithalten, die ist sogar der Grund, warum es die TV-Serie überhaupt gibt. Die Macher der Netflix-Serie wurden erst nachdem IDW die Comic-Serie entwickelt hatte auf den Stoff aufmerksam und da gibt es auch einen starken Austausch zwischen den Drehbuch- und den Comic-Autoren. Der Ton ist also sehr ähnlich und man erkennt viele Elemente der Comics auch in der TV-Serie wieder. Nur das Casting und Charakterdesign zeigt starke Abweichungen, weshalb man bei den Comics in der zweiten Season ein paar visuelle »Angleichungen« vorgenommen hat. Aber man kann ganz klar sagen: wem die schräge TV-Serie gefällt, der wird die angefahrenen Comics lieben. Und wir freuen uns besonders, da wir die Comics durch unser permanentes Scouting auf dem US-Markt schon auf dem Schirm hatten, als die TV-Serie noch nur ein Gerücht war.

Deutlich ernster geht es bei den Graphic Novels zu. Mit Love is Love und Bataclan: Wie ich überlebte habt ihr im Oktober gleich zwei Werke im Programm, die sich mit Attentaten der jüngeren Vergangenheit, zwei Angriffen auf unsere freie Gesellschaft auseinandersetzen.

Das ist korrekt. Man kann aber sicher ergänzen, dass das nur für diejenigen eine Überraschung ist, die sich mit unserem Programm nicht auskennen. Schließlich haben wir in den letzten Jahren immer mehr »ernste« Themen in unser Graphic-Novel-Programm aufgenommen. Nach Marzi (mit zwei Bänden), Alicia, Israel, Jerusalem, Die Stern-Bande, Entführt, Schattenspringer (mit zwei Bänden), Drei Steine, Großväterland und einigen mehr überrascht es sicher niemanden, solche Themen in unserem Programm zu sehen. Und beide Titel, auch wenn sie vom Konzept her sehr unterschiedlich sind (Love is Love ist eine Anthologie mit solidarischen Beiträgen vieler Zeichner, Bataclan ein Erlebnisbericht), sind wichtige Statements gegen Intoleranz und Terror.

Witziger, aber nicht weniger berührend wird es wiederum bei euren deutschen Künstlern. Was können Fans von Marc Lizanos und Ulf K.s Die Abenteuer von Vater und Sohn: Geisterstunde und von Daniela Schreiters Die Abenteuer von Autistic Hero-Girl erwarten?

Vater und Sohnwird erstmals eine durchgehende Geschichte sein, dazu vollfarbig. Neben diesen Neuerungen soll der Band auch eine Brücke zum Kinderbuch schlagen, daher wird das Format verändert, was aber Ulf K. auch beim Layout befreit. Ich kann nur sagen, das Projekt liest sich gut und die ersten Entwürfe sehen toll aus. Und Daniela Schreiter hat bereits in ihren beiden bisherigen Graphic Novels den Humor nicht zu kurz kommen lassen, was sicher nicht geschadet hat, um das Thema eingängiger zu vermitteln. In diesem Band lebt sie ihre Humorseite ungebremst aus. Trotzdem ist der Band natürlich dazu gedacht, das Thema Autismus/Asperger-Syndrom weiter in den Blick der Öffentlichkeit zu rücken und darüber aufzuklären. Das schafft so nur Daniela. Die Nachfrage während des Interviews im Winter nach deutschen Eigenproduktionen hatte ich ja mit dem Hinweis auf den Herbst gekontert – als Komplettierung zu den beiden erwähnten Titeln von Ulf und Daniela bringt Michael Vogt die Fortsetzung zu Mark Brandis, der erste Band wurde ja sehr gut aufgenommen.

Bei den Comicalben startet keine neue Serie. Warum?

Wir haben schon zum Start des Programms versprochen, zügig Fortsetzungen zu bringen. Damit sind wir etwas ins Hintertreffen geraten, weil wir viele Neustarts hatten und die Programmplätze nicht überdehnen wollen. Daher stellen wir dieses Herbstprogramm ganz ins Zeichen der Fortsetzungen. Auch im Frühjahr 2018 wird das größtenteils so sein, wobei wir durch die anstehenden Abschlussbände in den nächsten zehn Monaten wieder etwas Luft bekommen, sodass dann mindestens eine, wahrscheinlich aber eher zwei neue Serien/Miniserien starten.

Auch bei den Mangas gibt es keine Neustarts und das, obwohl gleich drei Serien (Nude Fighter Yuzuki, SCM - Meine 23 Sklaven, Willkommen im (Ero)Manga-Club!) zu Ende gehen. Woran liegt's?

Auch hier wollen wir zügig Fortsetzungen bringen. Aber genau diese erwähnten Abschlüsse, die ja auch erst mal erscheinen müssen, verschaffen uns dann die Luft für später.

Die Veröffentlichungen bei Pokémon sind hingegen weiterhin zahlreich. Ist ein Ende des Hypes abzusehen?

Wir hoffen nicht! Trotz der Winterwetterperiode war Pokémon in den vergangenen Monaten stabil und hat im März wieder merklich angezogen. Das lässt einiges für den Sommer erhoffen.

Die obligatorische Schlussfrage: Was sind deine persönlichen Höhepunkte aus dem kommenden Programm, die du den Lesern guten Gewissens empfehlen kannst?

Da es so viele sind, fasse ich mich kurz (oder versuche es zumindest…): Bei den Superhelden unter anderem die Deluxe-Bände (einfach ein tolles Format, und tolle »Verpackung«), der Band mit den ganzen »Mini Marvels« und das DC-Artbook Art of DC – Die hohe Kunst der Comic-Cover, eine Eigenentwicklung ohne US-Entsprechung. Im allgemeinen Comic-Programm freue ich mich auf viele Neueditionen im etwas größeren Hardcoverformat (u.a. Sandman, The Boys, Locke & Key, Mark Millar Collection, Crimson). Und vielleicht rundet es ab, wenn ich an dieser Stelle noch etwas zu Manara 17 sage. Der Anstoß für diesen Titel kam aus zwei Richtungen – viele Zuschriften an uns mit der Bitte, vor dem aktuell noch nicht abgeschlossenen Caravaggio noch einen Band einzuschieben, zum anderen aufgrund eines früheren Interviews zur Reihe hier an dieser Stelle beim Comic Report. Denn dieses griff Christian Muschweck in einem interessanten Artikel zum Thema Indizierungen und Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien auf, woraufhin wir gemerkt haben, dass wir eine Indizierung des Goldenen Esels tatsächlich gedanklich gespeichert und übernommen hatten, ohne es nachgeprüft zu haben. Er ist aber gar nicht indiziert. Und diese Geschichte zusammen mit Pandora als deutsche Erstveröffentlichung ist guter Stoff für einen weiteren schönen Band.

Die Fragen stellte Falk Straub.

Abbildungen © Paninicomics

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