stainlessArt: Interview mit Mario Wagner

Abt: Flämische Kindercomics

Mit Strohdachfrisur und einem Papagei als Freund

stainlessArt schickt Jommeke auf den deutschen Comicmarkt

Damit hatte keiner wirklich gerechnet. Im Mai gab der frisch gegründete Verlag stainlessArt bekannt, dass man die langlebige belgische Kindercomicserie Jommeke von Jef Nys veröffentlichen wolle (»Jommeke kommt!«). Aber so richtig konkret war nichts, weder das Format noch der Verkaufspreis stand fest. Eine Homepage war in Konstruktion. Man steckte noch in der Sondierungsphase, befragte Händler und wollte sich wieder mit konkreten Informationen melden.

Im Juli wurde es zur Gewissheit, denn Mario Wagner und Dirk Sieprath, die beiden Macher hinter der Idee, waren nicht untätig und stellten die Weichen für die erste Comicserie im noch jungen Verlag. Inzwischen liegen die ersten beiden Alben gedruckt vor (Besprechung folgt nächste Woche). Nach dem offiziellen Start Anfang September ist alle zwei Monate ein neuer Band von Jommeke geplant. Man wird die Serie nicht chronologisch veröffentlichen, sondern die besten Abenteuer für eine deutsche Veröffentlichung auswählen. Die ersten fünf Alben stehen bereits fest. Wir bringen erstmals alle Titelbilder.

Matthias Hofmann stellte für den COMIC REPORT Jungverleger Mario Wagner einige Fragen zu seinem ambitionierten Projekt.


Interview mit Mario Wagner

Am 3. September 2011 gibt es die ersten Alben der neuen Jommeke Serie zu kaufen. Nervös oder erleichtert, dass es endlich los geht?

Erleichtert auf jeden Fall. Und, sagen wir, in freudiger Erwartung. Natürlich sind wir auch ein wenig nervös, weil wir ja noch nicht wissen, wie gut Jommeke auf dem deutschsprachigen Markt ankommen wird. Andererseits sind mein Partner Dirk Sieprath, ich selbst und unsere Familien große Fans und freuen uns, die Geschichten von Jommeke endlich auch in deutscher Übersetzung zu präsentieren. Wir wollen unsere Begeisterung endlich teilen können.

stainlessArt. Wer ist das und woher kommt ihr?

Der stainlessArt GmbH comicVerlag wurde am 20.06.2011 von Dirk Sieprath und mir gegründet, um dem großen Aufwand, den wir bis dahin schon mit dem Projekt Jommeke hatten, einen gesellschaftsrechtlichen Rahmen zu geben. Der Name ist Programm: Dass es sich bei Comics um Kunst, also »Art« handelt, ist ja mittlerweile allgemein anerkannt. Mit »stainless« – also rostfrei – verbinden wir Werte wie beständig, haltbar und zeitlos. Die ideale Kombination für Jommeke. Unseren Sitz haben wir im wunderschönen Aachen, der nächstgelegenen deutschen Stadt zum Mutterland des Comics Belgien.

Es wird so eine Art »Release-Party« geben in zwei deutschen Städten, ein so genannter »JOMMEKE Tag« in Buchhandlungen. Was ist darunter zu verstehen?

(lacht) Ein JOMMEKE Tag wie im belgischen Bokrijk, wo sich jährlich ca. 15.000 flämische Fans treffen, wird es wohl noch nicht werden. Aber am 03.09.2011 sind in den Mayersche-Buchhandlung-Filialen Aachen und Köln Kinder und Erwachsene herzlich eingeladen, den kleinen Abenteurer näher kennen zu lernen. Dazu erwarten die Besucher zwei druckfrische, spannende Alben, Informationen zu Jommeke, Tattoos, Sammelkarten usw. Und ein kleines Geheimnis sei an dieser Stelle noch verraten: Im grenznahen Aachen wird Jommeke sogar persönlich zu Gast sein...

Das hört sich nach »Liebe zum Detail« an. Weshalb wurden zwei ganz frühe Abenteuer für die Bände 1 und 2 ausgewählt?

Wir wollten zur Einführung Geschichten präsentieren, in denen die wichtigsten Charaktere vertreten sind, damit die deutschen Erstleser nicht nur Jommeke, sondern auch seine besten Freunde und die wichtigsten Gegenspieler kennen lernen können. So erhalten die Leser von Anfang an einen Überblick über die Jommeke-Welt. Jommeke ist eine Serie, in der dann nach und nach weitere Figuren eingeführt werden. Diesen Charakter wollten wir auch in der deutschsprachigen Übersetzung beibehalten – deshalb auch der regelmäßige Erscheinungsrhythmus bei den weiteren Veröffentlichungen. Außerdem sind es zwei meiner persönlichen Lieblings-Abenteuer. Hinzu kommen noch produktionstechnische Gründe, denn noch nicht alle Alben sind beim Lizenzgeber voll digitalisiert verfügbar.

Wessen Jommeke-Sammlung ist größer, die von Mario Wagner oder die von Dirk Sieprath?

Ganz klar: Meine. Anfang der 1970er Jahre gab es einige Jommeke-Comics schon einmal auf Deutsch. Man wollte Jommeke damals wohl gleich einbürgern und nannte die Serie etwas holprig Die bunten Abenteuer von Peter und Alexander. Wir sind jetzt erstmalig ganz nahe am Original. Jommeke bleibt Jommeke und auch an Filiberke, Professor Gobelijn, Annemieke und Rozemieke hat man sich schnell gewöhnt. Wer anfangs etwas Unterstützung bei der Aussprache braucht, findet Hilfe unter www.jommeke.de.

Wenn ein neuer Kleinverlag mit einer neuen Comicserie auf den Markt drängt, die sich eventuell wider Erwarten als masseninkompatibel entpuppen könnte, braucht man einen langen Atem. Wie viele Nummern sollen auf jeden Fall erscheinen?

Nach den beiden Alben »Der Schildkrötenschatz« und »Das Jampuddinggespenst« zum Verkaufsstart werden noch »Kinderherrschaft«, »Der tiefe Brunnen« und »Die Planke von Jan Haring« vor Weihnachten erscheinen. Dann werden wir eine erste Resonanz haben und uns entscheiden müssen, wie es weiter geht. Wir sind uns aber sicher, dass Kinder und Comic-Fans Jommeke in ihr Herz schließen werden.

Wie sieht die Zielgruppe von Jommeke in Deutschland aus?

Kern-Zielgruppe im Ursprungsland sind Kinder von 8 bis 13 Jahren. Allerdings besteht die riesige Fan-Gemeinde dort auch aus wesentlich älteren und auch jüngeren Lesern. Natürlich hoffen wir irgendwann auf ähnliche Erfolgsmeldungen. Wir freuen uns schon jetzt auf Fotos, auf denen Großeltern, Eltern und Kinder gemeinsam Jommeke lesen.

Kann man sich bei stainlessArt vorstellen auch andere Comics herauszubringen? Eventuell weiteres niederländisches oder belgisches Material aus den Vandersteen Studios oder Marc Sleens Die Abenteuer von Nero & Co., eine Serie, die wie Suske und Wiske in den siebziger Jahren beim Rädler Verlag erschienen ist?

stainlessArt ist Jommeke und Jommeke ist stainlessArt. Grundsätzlich können wir uns vieles vorstellen. Dazu müsste es aber zuerst mal eine Serie geben, die wie Jommeke bewiesen hat, dass sie über Jahrzehnte hinaus immer wieder Neues, Witziges, Abenteuerliches, Spannendes, Lehrreiches - soll ich aufhören? – et cetera gibt.

Dann wünsche ich Euch auf jeden Fall viel Erfolg mit dem Start der neuen Serie. Und jetzt muss ich erst mal abtauchen und die beiden neuen Jommeke Alben lesen …

Abbildungen / Foto © stainlessArt Verlag


Weiterführender Link: Jommeke Homepage