»It's Clobberin' Time!«
FRISCH GELESEN: Archiv
Marvel Comics Library: Fantastic Four Volume 1: »1961–1963«
Herausgeber: Steve Korté
Autoren Artikel: Mike Massimino, Mark Waid
Text: Stan Lee
Zeichnungen: Jack Kirby (pencils), George Klein, Sol Brodsky, Joe Sinnott, Dick Ayers, Steve Ditko, Paul Reinman
TASCHEN Verlag
Hardcover | 700 Seiten | XXL-Format | Farbe | 150,00 €
ISBN: 978-3-8365-8231-5
(Es existiert eine Collector’s Edition von 1.000 nummerierten Exemplaren, in Kunstleder gebunden, mit eingefasstem ChromaLuxe-Aluminiumprint zum Preis vom 500 €. Das Buch gibt es in englischer Sprache.)
Genre: Superhelden
Für alle, die das mögen: Marvel Comics, Kaffeetischbücher, Fantastic Four
Das erste Heft der Serie Fantastic Four zählt zu den wichtigsten US-Comics überhaupt. Punkt. Es wurde so oft nachgedruckt, dass selbst die Hardcore-Sammler längst den Überblick verloren haben. Die Grand Comics Database listet fast 70 Reprints für das Debüt. Mehr als der Erstauftritt von Superman in Action Comics #1.
Es ist meines Wissens das einzige Heft, welches in einer sogenannten »Panel-by-Panel-Edition« aufgelegt wurde. Erst 2021, rechtzeitig zum 60. Geburtstag der Serie, erschien dieser von Chip Kidd designte Hardcover-Bildband bei Abrams ComicArts-Imprint, in dem jedes Comicpanel auf einer ganzen Seite, mitunter auch auf einer Doppelseite, abgedruckt ist.
Wer hätte das 1961 gedacht? Stan Lee und Jack Kirby sicherlich nicht. Und Martin Goodman auch nicht. Der Verleger, der Pulp- und Männermagazine herausbrachte, hatte schon 1939 mit der Gründung von Timely Comics und der Publikation von Marvel Comics #1 den historisch richtigen Riecher für Comics. Mehr aber noch Anfang der 1960er Jahre, als er sah, wie Konkurrent DC Comics mit den Serien kommerziell erfolgreich war, die das Genre Superhelden revitalisierte. Goodman wollte auf den Zug aufspringen und sprach mit dem jungen Stan Lee: »Stan, wir müssen ein paar Helden herausbringen. Weißt du, es gibt einen Markt dafür.«
Dieser ließ sich das nicht zweimal sagen und erfand, zusammen mit Jack Kirby, umgehend die Fantastic Four. Diese vier Helden hatten doch tatsächlich Probleme. Das Geld war knapp. Sie stritten sich. Sie waren nicht die noblen Saubermänner wie Superman oder die ganzen Superhelden, die bis Ende der 1950er Jahre die Comics bevölkerten. Kurzum: Sie benahmen sich wie Menschen.
Die Fantastic Four stehen damit für die Geburtsstunde von Marvel Comics und dem Start des Silver Age von Marvel, dem eine furchtbar aufregende Zeit mit vielen Highlights folgen sollte.
Nach Amazing Spider-Man und The Avengers hat Taschen sich endlich um die Fantastic Four gekümmert und der Serie die Marvel-Comics-Library-Behandlung angedeihen lassen. »Endlich«, weil die Fantastic Four schon seit meiner Kindheit meine Lieblingsserie von Marvel sind. So gerne ich die Abenteuer von Peter Parker (alias der Spinne alias Spider-Man) oder anderen gelesen habe, die FF waren meine Favoriten.
Da waren die Zeichnungen von Jack Kirby, der mit jedem Heft ab circa #48 zur Höchstform aufgelaufen war. Die Artwork war einfach spektakulär. Die Action, die Emotionen oder die Art, wie er Energie darstellte, was später unter dem Begriff »Kirby Krackle« zu seinem Markenzeichen wurde.
Die Storys waren ebenbürtig, wenn nicht gar noch beeindruckender. Diese Mischung aus Familiendrama und Science-Fiction-Abenteuer hat mich regelrecht gefesselt. Einer wie Doctor Doom war ultimativ böse, hatte aber eine tragische Geschichte. Als er jedoch dem Silver Surfer seine kosmische Kraft raubte und dieser hilflos am Boden lag, blieb mir fast das Herz stehen.
Doctor Doom debütierte in Heft #5. Diese Nummer ist in dem neuen Buch von Taschen zu finden. Ebenso wie viele andere Debüts: die grünhäutigen Gestaltwandler The Skrulls (#2), Puppet-Master (#8) oder Impossible Man (#11).
Versammelt sind die ersten 19 Hefte sowie das erste Fantastic Four Annual. Sowohl die Geschichten als auch die Zeichnungen haben dieses Silver-Age-Marvel-Feeling der Anfangstage. Der Zeichenstil von Kirby ist routiniert, aber noch vergleichsweise roh. Sein Ben Grimm ist als Thing in den ersten zehn Heften eher noch ein klobiger Klumpen und wird danach erst allmählich zu dem eckigen Steinmann mit den wulstigen Augenbrauen, als den wir ihn kennen.
Wie die beiden bisherigen Bände von Taschens Marvel Comics Library kommen die Fantastic Four im XXL-Format von rund 30 x 40 Zentimetern daher. Die 700 Seiten wiegen beinahe 5 Kilogramm.
Es werden nicht nur die Comics geboten, sondern auch die Umschläge mit Werbeanzeigen von damals, die Leserbriefseiten oder Pin-ups und Ähnliches. Die Comics sind auf matterem Papier gedruckt, um das Feeling der alten Comichefte zu simulieren. Teil des Bonusmaterials sind auch bibliografische Angaben und Inhaltszusammenfassungen jedes einzelnen Originalhefts.
Und es gibt noch Sekundärbeiträge, u. a. einen umfassenden und kundigen Artikel von dem Comickenner Mark Waid, der vor Jahren selbst viele Ausgaben von Fantastic Four, zusammen mit dem viel zu früh verstorbenen Zeichner Mike Wieringo, getextet hat.
In einer besseren Form gibt es diese ersten Comics der First Family von Marvel nicht. Die nummerierte und auf 5000 Exemplare limitierte Ausgabe ist jeden Euro wert.
Seit Heft #4 steht über dem Logo der Slogan »The World’s Greatest Comic Magazine!« Dem ist nichts hinzuzufügen.
[Matthias Hofmann]
Abbildungen © 2022 Marvel
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