Frisch Gelesen Folge 353: Marvel Comics Library: X-Men

Marvel Comics Library: X-Men Teaser

»And now, prepare yourself for one of the most exciting reading experiences of your life! For you are about to enter the fascinating, unpredictable world of … THE X-MEN!«


FRISCH GELESEN: Archiv


Das Titelbild von Marvel Comics Library Volume 1: Fantastic Four

Marvel Comics Library: X-Men Volume 1: »1963–1966«

Herausgeber: Steve Korté
Autoren Artikel:
Chris Claremont, Fabian Niecieza

Text: Stan Lee
Zeichnungen: Jack Kirby, Werner Roth (Pencils), Paul Reinman, Sol Brodsky, Chic Stone, Frank Giacoia, Joe Sinnott, Wally Wood, Dick Ayers (Inks)

TASCHEN Verlag
Hardcover | 666 Seiten | XXL-Format | Farbe | 150,00 €
ISBN: 978-3-8365-9155-3
(Es existiert eine Collector’s Edition von 1.000 nummerierten Exemplaren, in Kunstleder gebunden, mit eingefasstem ChromaLuxe-Aluminiumprint zum Preis vom 500 €. Das Buch gibt es in englischer Sprache.)

Genre: Superhelden

Für alle, die das mögen: Marvel Comics, Kaffeetischbücher, X-Men


 

Beim TASCHEN Verlag ist ein weiterer Prachtband mit wegweisenden Marvel-Comics aus dem Silver Age erschienen. Das neuste Buch widmet sich den X-Men, jenen krassen Außenseitern der Gesellschaft, die ihre Superkräfte nicht von irgendwoher bekommen haben, sondern von innen. Denn sie sind Mutanten. Nach Amazing Spider-Man, den Avengers und den Fantastic Four ist X-Men schon der vierte Band der sogenannten Marvel Comics Library.

Marvel Comics Library: X-Men Leseprobe

Die Comicserie X-Men erschien in den USA erstmals vor – inzwischen schon – 60 Jahren. 1963 brachte Marvel das erste Heft mit den »strangest super-heroes of all«, also den seltsamsten Superhelden von allen, auf den Markt. Nicht, dass Helden wie die Fantastic Four, Spider-Man oder der unglaubliche Hulk nicht schon außergewöhnlich genug gewesen wären, aber Marvels Stan Lee, der zusammen mit Jack Kirby die ersten 16 Hefte geschaffen hat, war bekannt für seine hyperbolische Sprache.

In Deutschland war es 1967 so weit. In der Anthologiereihe Hit Comics erschien die Nummer 19 der Originalserie als Heft Nr. 24. Bei BSV taufte man sie damals Die X-Männer. Bis dahin wurden in Hit Comics nur Die Spinne (Amazing Spider-Man) und die Fantastischen Vier (Fantastic Four) veröffentlicht.

Marvel Comics Library: X-Men Leseprobe

Ich kam zum ersten Mal Ende der 1970er-Jahre mit Marvels mutierten Teenagern in Berührung. Es war die Zeit des Hamburger Williams Verlags. Dort machte man die Abenteuer der X-Men zur »Zweitserie« in der monatlichen erscheinenden Serie Der gewaltige Hulk. Erstmals wurden diese Comics in chronologischer Reihenfolge ab Heft 1 veröffentlicht.

Damals standen, sowohl in den USA als auch in Deutschland, die X-Men ganz klar im Schatten von wesentlich populäreren Helden wie zum Beispiel Spider-Man. Das Konzept der jugendlichen Mutanten, die von Professor X in einer geheimen Schule ausgebildet werden, hatte seinen Reiz, aber es war nicht dauerhaft erfolgreich, sodass die Comicserie in den USA von 1970 bis 1975 nur noch als Reprint-Reihe fortgeführt wurde und immer wieder kurz vor der Einstellung stand.

1975 gab es dann den großen Sprung nach vorne auf der Beliebtheitsskala. Marvel lancierte das Konzept neu mit dem Heft Giant-Size X-Men #1 von Len Wein (Text) und Dave Cockrum (Zeichnungen). Es markiert nicht nur den Relaunch und Start einer erfolgreichen Superheldenserie, sondern nichts Geringeres als den Beginn des Bronze-Zeitalters der US-Comics. Mit diesem extradicken Heft und den Ausgaben der regulären Serie ab #94 wurde das X-Men-Team über die Grenzen der »weißen« US-amerikanischen Mitglieder hinaus erweitert u.a. durch Wolverine (Kanada), Sunfire (Japan), Nightcrawler (Deutschland), Colossus (Russland) oder die Afro-Amerikanerin Storm.

Marvel Comics Library: X-Men Leseprobe

Extrem populär unter den US-Comics wurden die X-Men aber erst unter der Ägide von Autor Chris Claremont und Zeichner John Byrne. Claremont ist auch einer der Autoren, die Sekundärbeiträge für den nun vorliegenden Band von TASCHEN beigesteuert haben.

Der zweite Text stammt von Fabian Nicieza, den man hierzulande wahrscheinlich nicht so kennt, aber auch er hat die Geschicke der X-Men über viele Jahre entscheidend geprägt. Er begann in den 1980er-Jahren als Redakteur bei Marvel und fing an, nebenher erste Geschichten zu schreiben. In den 1990er-Jahren erschuf er zusammen mit Rob Liefeld Figuren wie Deadpool oder die Gruppe X-Force und war zeitweise gleichzeitig Redakteur und Autor der X-Men-Serie, als die großen, noch heute bekannten Crossover-Mehrteiler erschienen sind wie z.B. »Age of Apocalypse« oder »X-Cutioner‘s Song«.

Nicieza beschreibt in seinem ausführlichen und hochinteressanten Essay die Ursprünge des Teams und dessen Rolle als Underdogs, die anfangs nie ganz in der ersten Reihe standen, im Vergleich zu ihren wenige Jahre zuvor bei Marvel eingeführten Kolleginnen und Kollegen.

Wie die ersten drei Bände von Taschens Marvel Comics Library kommen die X-Men im XXL-Format von rund 28 x 39,5 Zentimetern daher. Die 666 Seiten wiegen schwere 4,67 Kilogramm.

Marvel Comics Library: X-Men Leseprobe

Es werden nicht nur die Comics geboten, sondern auch die Umschläge mit Werbeanzeigen von damals, die Leserbriefseiten oder Pin-ups und ähnliches. Die Comics sind auf matterem Papier gedruckt, um das Feeling der alten Comichefte zu simulieren. Teil des Bonusmaterials sind auch Originalzeichnungen, seltene Bilder und Fotos, bibliografische Angaben und Inhaltszusammenfassungen jedes einzelnen Originalhefts.

In einer besseren Form gibt es diese ersten Comics der ersten 21 Originalausgaben der Serie X-Men nicht. Die nummerierte und auf 5000 Exemplare limitierte Ausgabe ist meines Erachtens jeden Euro wert.

Marvel Comics Library: X-Men Leseprobe

Wie die meisten Geschichten aus den ersten Jahren des Marvel-Zeitalters der Comics haben auch die ersten X-Men-Comics diesen besonderen Charme. Jack Kirby war als Penciller bis Heft 16 an Bord. Mit X-Men #17, wo er nur noch die Layouts und die erste Seite zeichnete, übergab er die Serie an Werner Roth.

Die X-Men der ersten Stunde waren Cyclops, Beast, Angel, Iceman und Jean Grey (Marvel Girl). Die ersten zu bekämpfenden Bösewichter waren Magneto und seine Bruderschaft der bösen Mutanten, der Vanisher, der Blob oder der Juggernaut und die Sentinels. Das ist Nostalgie pur.

Für eine ehemalige Underdog-Gruppe haben sich die X-Men in ihrer 60-jährigen Geschichte ziemlich gut geschlagen, wie Fabian Nicieza im Buch zusammenfasst: »Die Franchise produzierte bislang mehr als 12.000 Comics, wenn man alle Ablegerserien hinzuzählt, die zusammen mehr als 250 Millionen Hefte verkauft und deren Filme mehr als 2,5 Milliarden Dollar an den Kinokassen eingespielt haben.«

Diese besonders aufwendig und schön gestaltete Ausgabe von TASCHEN ist die Krönung jeder X-Men-Comicsammlung und deshalb für alle, die sich für die Geschichte der Serie und der von Marvel Comics interessieren, ein absolutes Must-Have.

[Matthias Hofmann]

Marvel Comics Library: X-Men Leseprobe

Abbildungen © 2023 Marvel


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