Eine neue von Alexander Braun zusammengestellte Ausstellung zeichnet die bleihaltige Geschichte und Entwicklung des US-amerikanischen und europäischen Westerncomics nach. Über 100 Jahre Comicgeschichte erlauben einen faszinierenden Blick auf die Evolution der Zeichnungstechniken und Stile und thematisieren die wechselnde Wahrnehmung und Wertung der Landnahme des amerikanischen Westens.
Das Cartoonmuseum Basel zeigt
die Kronjuwelen des Westerncomic
Wer die in der jüngsten Vergangenheit von Alexander Braun kuratierte Ausstellung über Winsor McCay besuchen konnte, weiß, dass ihn auch mit dieser neuesten Kunstausstellung eine besonders sorgfältig und kenntnisreich zusammengestellte Bilderschau erwartet. Nicht umsonst hat der Kunsthistoriker und bildende Künstler aus Bonn einige Monate mit dem Zusammentragen von Originalen und Sammeln von Daten verbracht, um das bestmögliche Abbild von Westerncomics aus allen Epochen zu erreichen.
Ein Teil der vom 4. Juli 2014 bis zum 2.November 2014 im Cartoonmuseum Basel gezeigten Ausstellung fokussiert auf den renommierten Schweizer Zeichner Derib, der sich in seinem umfangreichen Werk einfühlsam und differenziert mit der Natur Nordamerikas und dem Aufeinandertreffen von Indianern und Einwanderern auseinandersetzt.
Die Ausstellung mit hundert originalen Zeichnungen, Publikationen und Objekten geht zurück bis zu den US-amerikanischen Anfängen der 1920er Jahre mit George Herrimans »Krazy Kat«, James Swinnertons »Little Jimmy« oder Frank Kings »Gasoline Alley«, die das Genre begründeten, dicht gefolgt von den ersten europäischen Verwandten.
Sie zeigt, wie sich die Produktion einflussreicher Westerncomics dann nach Europa verlagerte, und präsentiert europäische Wegmarken wie Hergés zweites »Tintin«-Album »Tim und Struppi in Amerika« von 1931 oder »Jerry Spring« von Jijé und »Lucky Luke« von Morris, die beide in den 1950er Jahren starteten. Schließlich führen reife Spätwestern wie Hermanns »Comanche«, Jean Girauds »Leutnant Blueberry« sowie auf Erwachsene zugeschnittene Autorencomics mit gesellschaftskritischen Untertönen ins Heute.
Die Ausstellung eignet sich für jedes Alter, der Ausstellungsteil zu Derib, alias Claude de Ribaupierre, ist zudem teilweise speziell für Kinder inszeniert. Derib hat unzählige, der Menschlichkeit und der Liebe zur Natur verpflichtete Comics geschaffen, am bekanntesten sind seine Kinderserie »Yakari« und die Trapper-Saga »Buddy Longway«. Deribs Stil reicht von reduziert und humoristisch bis naturalistisch und ernst, und er kann Geschichten als Fabeln erzählen, oder sie schmerzhaft realistisch werden lassen.
Für denjenigen Comicfan, der glaubt, schon alles gesehen zu haben, kann die Ausstellung im Cartoonmuseum mit sechs Originalen von Morris, die sehr schwierig zu bekommen waren, dem 1942 entstandenen Original des Titelbildes von »Tim in Amerika«, einem Original von Winsor McCay sowie weiteren Meistern der Comickunst von Giraud bis Hermann glänzen.
Begleitend zur Ausstellung wird ein exklusiver Katalog erscheinen, der in Basel am 24. August im Rahmen eines Events vorgestellt wird. Der mehrere hundert Seiten starke Band ergänzt die Ausstellung mit kenntnisreichen Texten und einer Unmenge an Bildmaterial, das verschiedene Künstler und ihre (Western-)Werke in einen interessanten Kontext setzt.
Volker Hamann
Fotos © Cartoonmuseum Basel
Die nackten Fakten
Ausstellung: »Going West! Der Blick des Comics gen Westen«
Datum: 4.07.2014 bis 2.11.2014
Ort: Cartoonmuseum Basel
St. Alban–Vorstadt 28, CH–4052 Basel
Telefon: +41 (0)61 226 33 60
Fax: +41 (0)61 226 33 61
eMail:
Internet: www.cartoonmuseum.ch