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»Jeder Volleyballspieler verstaucht sich mindestens zehnmal einen Finger, bis er einigermaßen gut spielen kann.«


FRISCH GELESEN: Archiv


Mila Superstar (Luxury Edition), Bd. 1

Story:
Chikako Urano
Zeichnungen: Chikako Urano

Egmont Manga
Hardcover | 522 Seiten | s/w | 25,00 €
ISBN: 978-3-7704-4274-4

Genre: Sport

Für alle, die das mögen: Haikyu!!, Slam Dunk, Cross Game



Gemeinhin gilt, dass Literatur niemanden mehr bewegt. Was waren das für Zeiten, als sich reihenweise die Leser des Werther die Lichter auspusteten und damit den bis dahin unbekannten Dichter Johann Wolfgang von Goethe zu seinem Ruhm verhalfen! Da lösten Bücher noch etwas aus – und sei es nur der Griff zur Waffe. Und seitdem? Stillstand. Das Publikum versackt ausschließlich im Lesemobiliar bei der Lektüre. So nehmen es Kulturpessimisten zumindest an. Alles falsch. Wie ein Manga 1968 zeigte.

Doch zuerst mussten dafür die Japanerinnen bei den Olympischen Spielen 1964 die Goldmedaille im Volleyball holen. Als einziges ungeschlagenes Team des Wettbewerbs. Und Volleyball war als Disziplin zum ersten Mal überhaupt bei den Olympischen Spielen in diesem Jahr vertreten. Lediglich einen Satz gaben die Japanerinnen bei diesem Turnier ab. Die Euphorie für den Sport erfasste Japan. Und vier Jahre später erschien mit Mila Superstar die passende Lektüre dazu. Die Wirkung des Manga lässt sich kaum überschätzen.

Mit zunehmender Länge werden die Sportszenen dynamischer bei Chikako Urano.
Im Laufe des ersten Bandes folgen auch noch Erklärungen zum Volleyball-Spiel selbst
.


Denn Mila Superstar richtete sich an ein weibliches Publikum – als erster Sportmanga. Davor ging es in Sportmanga vornehmlich um Baseball oder Schwertkampf. Mit männlichen Hauptcharakteren. Durch die Olympischen Spiele 1964 erhielt das ganze Genre noch einmal einen Schub. Nur konsequent, dass Mangaka Chikako Urano die Idee zu Mila Superstar hatte. Und umso erstaunlicher, dass keine deutsche Ausgabe erschien. Bis jetzt.

Denn mit seiner Luxury Edition bringt Egmont Manga die Serie nun als vierbändiges Hardcover heraus. Mit wertigem Papier und gutem Druck. Bereits im ersten Band wird auch klar, welchen Prozess Urano als Künstlerin durch die Serie machte. Wirken manche Partien noch sehr ungelenk, nehmen die Details und Bewegungen mehr und mehr zu. Eine unglaubliche Dynamik und präzise Einteilungen der Bilder sorgen für die Geschwindigkeit während des Lesens. Zudem verzichtete Urano auf allzu viele Details in den Hintergründen. Die Charaktere und ihre Bewegungen – der Sport überhaupt – steht so perfekt im Fokus jeder Seite.

Meisterin der Glanzaugen: Mila Superstar richtete sich als erster Manga über Sport an ein weibliches Publikum.


Die Geschichte des ersten Bands lässt sich einfach zusammenfassen: Die zwölfjährige Mila kommt an ihre neue Schule und spielt dort Volleyball. Und auf jedes gegnerische Team folgt bald noch ein stärkeres gegnerisches Team, das sich nur durch besonders hartes Training besiegen lässt. Mila und ihre Sportsfreundinnen sind dabei jedoch nicht einmal Sympathieträger. Mehr als einmal sorgt der Ehrgeiz für Unmut im Umfeld. Trotzdem bleibt das Fieber für Mila und ihr Team auf jeder Seite. Sie sollen einfach gewinnen, weil sie so fest an ihr Ziel glauben.

Wer bis jetzt noch nie einen Manga gelesen hat, sollte um Mila Superstar einen großen Bogen machen. Urano arbeitet zwar gänzlich ohne Kitsch, aber dafür mit massiven Glanzlichtern in den Augen von Mila. Ihre Augen funkeln auf jeder Seite aufgrund ihres Traums, die beste Volleyballspielerin aller Zeiten zu werden. Einen kleinen Teil Romantik gibt es zwar ebenso, aber der Sport steht komplett im Mittelpunkt.

Nicht nur Sport, sondern auch der Schulalltag beschäftigt Mila und ihre Freundinnen. (Was wäre die Welt ohne das Drama einer Schule? Eben.)

So trug Mila Superstar die Euphorie für Volleyball in Japan noch bis in den November 1970, bevor die Serie ihr Ende fand. In Deutschland löste übrigens der Anime ein ähnliches Phänomen aus und begeisterte in den Neunzigerjahren viele Jugendliche für Volleyball. (Aufschlag pariert, lieber Werther.) Wie ernst es Japans Volleyballerinnen übrigens meinten, zeigt sich an einem Zitat der damaligen Mannschaftsführerin Masae Kasai: »Wir haben keine Erfahrung im Verlieren. Wir müssen gewinnen«, sagte sie dem Nachrichtenmagazin Spiegel. Sie war Teil eines Teams aus gedrillten Arbeiterinnen, die nach Dienstschluss noch unter härtesten Bedingungen trainierten. Nach fast jedem Training, so der Spiegel weiter, hätten bis zu vier der Mädchen im Betriebslazarett behandelt werden müssen. Bei Mila verstauchen sich Volleyballspieler hingegen nur gerade zehnmal einen Finger, bis er oder sie einigermaßen gut spielen kann. Wer Sport deswegen für Mord hält, sollte dann doch vielleicht beim Werther bleiben. Auch wenn ihm ein großartiger Manga dadurch entgeht.


[Björn Bischoff]

Abbildungen © 2021 Egmont Manga / ATTACK NO.1 - POCKET EDITION - © 2003 by Chikako Urano / HOME-SHA Inc.


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